Jaguar E-Type Lightweight (2014)

Jaguar E-Type Lightweight (2014)

Veröffentlicht von

Im Mai des Jahres hatten die Engländer bekannt gegeben, die 1963 ursprünglich auf 18 Fahrzeuge ausgelegte Serie des Leichtbau-GT-Renners nach über 50 Jahren zu komplettieren. Jedes der am historischen Stammsitz von Jaguar – Browns Lane, Coventry – gebauten Modelle wurde nach den exakt gleichen Spezifikationen wie das letzte der zwölf ursprünglich gebauten Fahrzeug hergestellt. Die „neuen“ Lightweight-E-Type sind als klassische Rennfahrzeuge geführt und können nach FIA Reglement für den historischen Motorsport homologiert werden. 

Der in seiner kurzen Motorsportkarriere von Fahrern wie Graham Hill, Roy Salvadori oder Peter Lindner pilotierte Lightweight E-Type genießt unter Sammlern einen legendären Ruf; der Wert von Original-Exemplaren geht in die Millionen. Für die Wiederbelebung des Mythos Lightweight E-Type setzte Jaguar alle verfügbaren Ressourcen ein, um die sechs Nachbauten nicht nur absolut authentisch, sondern auch mit den höchsten Qualitätsstandards herstellen zu können. 

Die Kernkomponente des Lightweight E-Type ist seine Aluminium-Karosserie. Das Leichtmetall ersetzt den Stahl des Standard E-Type – 114 Kilogramm konnte Jaguar so im Vergleich zum Serienmodell einsparen. Dabei wurden beim nur rund 1.000 Kilogramm leichten Rennwagen bewusst keine modernen Materialien oder Befestigungsmethoden eingesetzt. Wären zum Beispiel Verbundstrukturen unsichtbar, würden sie den ursprünglichen Entwurf verfälschen – und somit auch die Anforderungen für eine FIA Homologation für historische Rennwagen nicht erfüllen. Die Struktur des ersten gebauten Prototyps entsprach dem letzten 1963 gebauten Fahrzeug mit Chassisnummer 12 – es verfügte bereits über zusätzliche Verstärkungen in kritischen Bereichen der Karosserie. Das Aluminium Monocoque wurde dann durch den Anbau der Türen, der Haube und des Kofferraumdeckels komplettiert. Auch diese Teile bestanden ebenso wie das serienmäßige Hardtop aus Leichtmetall. Ab Werk haben alle Fahrzeuge zudem einen Überrollkäfig erhalten  eine weitere Bedingung für den Start bei historischen Rennen.

Das Triebwerk des Lightweight E-Type basiert auf jenem 3.868 cm3 großen Aggregat, mit dem 1957 ein Jaguar D-Type letztmals die 24 Stunden von Le Mans gewann. Ab Werk liefert Jaguar den Lightweight-Motor mit drei Weber Doppelvergasern aus; optional steht eine mechanische Lucas-Benzineinspritzung zur Wahl, wobei in beiden Fällen die Leistung 340 PS beträgt. Das maximale Drehmoment von 380 Nm wird bei 4.500 U/min abgerufen. Obligatorisch zum Einbau kommt eine Trockensumpfschmierung. Die Motorkraft gelangt über ein leichtes und mit niedrigem Trägheitsmoment aufwartendes Schwungrad, eine Einscheiben-Trockenkupplung und das auch in den historischen Vorbildern verwendete und vollsynchronisierte Jaguar Vierganggetriebe an die Hinterräder. Es ist sportlich eng abgestimmt und wurde in Verbindung mit einem Sperrdifferential und einer Achsantriebsübersetzung von 3,31 ausgeliefert. Auf Wunsch hatte Jaguar weitere Übersetzungen im Angebot.

Auch das Fahrwerk blieb dem Original-Entwurf treu: Vorderachse an doppelten Querlenkern und eine hintere Einzelradaufhängung mit Dreieckslenkern, bei der die Antriebswellen als obere Querlenker fungieren. Besonders leistungsfähige Stoßdämpfer wirken auf vordere Drehstabfedern und gleich vier Schraubenfedern an der Hinterachse. Bei der Lenkung griff Jaguar auf die serienmäßige Zahnstangen-Konstruktion zurück; komplettiert um ein für die Ära stilbildendes Lenkrad mit Holzkranz und durchlöcherten Speichen. Während die hinteren Scheibenbremsen vom „zivilen“ E-Type stammten, kamen vorn größere Scheiben mit 305 Millimeter Durchmesser zum Einbau. Die 15-Zoll-Felgen präsentierten sich im zeitgenössischen, „perforierten“ Design und waren wie die Originale aus Magnesium gegossen. Die Felgenbreite betrug sieben Zoll für die Vorder- und acht Zoll für die Hinterachse. Darauf aufgezogen waren Dunlop Rennreifen.

Im Innenraum des neuen E-Type Lightweight wurde edles Connolly-Leder verlegt – auch hier nach den gleichen Spezifikationen wie bei Jaguar-Typen der 1960er-Jahre. Das Material wurde vor allem für die Aluminium-Schalensitze und die Abdeckung der Mittelkonsole verwendet. Wie es sich für einen reinrassigen GT gehört, ist die Innenausstattung auf ein Minimum reduziert. Allerdings konnte sich der Kunde auch für ein umfassender ausgestattetes Fahrzeug entscheiden – das Jaguar-Team stelle hierfür maßgeschneiderte Ausstattungs-Pakete bereit. Viele Elemente – wie der Fahrzeugboden, die Schweller und das Heckabteil – blieben jedoch bewusst unlackiert, um die Aluminium-Karosserie zu betonen. Jaguar bot eine Palette von sechs „Heritage“-Lackfarben an: Carmine Red, Opalescent Grey Metallic, Silver Metallic, Opalescent Blue Metallic, British Racing Green und Old English White. Individuelle Farb- und Verkleidungskombinationen waren jedoch möglich.

Wie schon 1963 glich daher kein Jaguar E-Type Lightweight exakt einem anderen gleichen. Alle sechs Exemplare E-Type Lightweight waren bereits vor der Produktion verkauft.

Fotos: Jaguar/Text: Rainer Roßbach