Pininfarina Jaguar XJ Spider

Pininfarina Jaguar XJ Spider  (1978)

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Pininfarina Jaguar XJ Spider

1978 war für die britische Automobilwelt ein Aufbruch. Zum ersten Mal zog die British Motor Show aus dem altehrwürdigen Earls Court ins brandneue National Exhibition Centre bei Birmingham um. Mehr Platz, mehr Moderne – und, wie sich zeigen sollte, eine Bühne für eine der spannendsten Jaguar-Studien aller Zeiten. Pininfarina nutzte die Gelegenheit, um die Briten ordentlich zu beeindrucken. Basis war der Jaguar XJ-S, damals noch ein halbfertiges Projekt – und bei vielen Puristen ohnehin umstritten. Pininfarina nahm sich des Autos an und formte daraus den XJ Spider, einen offenen Zweisitzer, der sofort alle Blicke auf sich zog.

Unter der langen, flachen Haube schlummerte der legendäre 5,3-Liter-V12, ein Motor, der in den 70ern zu den kultiviertesten seiner Art gehörte. Seidenweich, aber mit mehr als genug Kraft, um selbst große Limousinen in Bewegung zu setzen. Im Spider hatte der Zwölfzylinder eine ganz andere Wirkung: Man stellte sich unweigerlich vor, wie der Roadster mit offenem Dach auf einer Landstraße irgendwo in Sussex hochdreht.

Pininfarina Jaguar XJ Spider

Technisch blieb es beim Serienstand – Automatikgetriebe, hinten die aufwendige Einzelradaufhängung mit innenliegenden Scheibenbremsen, vorne die  Doppelquerlenker-Konstruktion. Pininfarina verpackte all das in eine italienisch inspirierte Form.

Die Linien waren fließend, klar und spannungsreich. Während das Seriencoupé des XJ-S mit seinen breiten C-Säulen und den ungewöhnlichen Heckleuchten viele Stirnrunzeln erntete, sah der Spider stimmig aus. Er wirkte wie eine moderne Hommage an den E-Type, ohne ihn zu kopieren.

Und natürlich machten sofort Spekulationen die Runde: Könnte Jaguar den Spider in Kleinserie bauen lassen? Angeblich flatterten in Browns Lane tatsächlich Anzahlungen von Kunden ein – einfach, weil sie das Auto haben wollten. 

Am Ende kam es aber, wie es kommen musste: British Leyland steckte tief in der Krise, Streiks und Geldmangel bestimmten den Alltag. Für so ein „Luxusprojekt“ war schlicht kein Spielraum. Der Spider blieb ein Einzelstück – und verschwand in der Schublade der „Was-wäre-wenn“-Geschichten.

Fotos: Pininfarina/Text: Rainer Roßbach