
Ferrari etablierte mit den FXX-Modellen und dem FXX K eine neue Tradition. Diese hochpotenten Sportwagen für einen überschaubar kleinen Kreis von Connaisseuren sind nicht für den öffentlichen Straßenverkehr zugelassen und mit sündhaft teurer Spitzentechnik ausgerüstet.
Nun folgt der Ferrari P80/C. Chefdesigner Flavio Manzoni entwickelte in Zusammenarbeit mit den hauseigenen Ingenieuren und Aerodynamikern ein Einzelstück für einen Sammler mit einer langen und intensiven Beziehung zum Haus in Maranello. Dessen Wunsch war, sich einen modernen Sportwagen bauen zu lassen, der einerseits den Geist legendärer Rennwagen aus den 1960ern wie etwa dem 206S oder dem 330/P4 transportiert, andererseits aber radikal modern ist. Sinnlich wie die Alten also, und muskulös und effizient wie die Neuen.

2015 startet die Entwicklung des Unikats. Intensive Auseinandersetzung mit dem Design, eine sorgfältige Analyse der Leistungsparameter sowie ausführliche aerodynamische Tests, kombiniert mit einer langen technischen Entwicklung, folgten. Besonderes Merkmal des P80/C ist, dass im Lastenheft die Gesamtleistung des Systems der bestimmende Faktor ist. Das hatte zur Folge, dass radikale Änderungen am Fahrwerk des Spenderfahrzeugs vorgenommen werden mussten, um die angestrebte Verbindung von exzellentem Stil, technischer Spitzentechnik und Aerodynamik zu gewährleisten.
Der Prototyp nutzt ein 488 GT3-Fahrwerk als Basis. Vor allem der gegenüber dem 488 GTB um 50 Millimeter längere Radstand ermöglichte eine größere Gestaltungsfreiheit. Das GT3-Chassis erlaubt eine Verlängerung des Hecks und damit eine optische Vorverlagerung des Passagierabteils, wodurch die extreme Keilform spektakulär inszeniert werden konnte. Ausladende Front- und Heckflügel, die nahtlos eingepaßte Verglasung rund ums Cockpit und große seitliche Lufteinlässe verbinden sich mit dem sinnlichen und fließenden Karosserieschwung der 1960er Jahre zu etwas Neuem.
Von oben betrachtet ist die Karosserie über der Vorderachse am breitesten. Danach verjüngt sie sich stark in der Taille und dehnt sich zum Heck wieder aus. Emblematisches Element im Heck ist die große vertikale Scheibe, unter der sich der Antrieb offen präsentiert.

Da die Aerodynamik nicht an die Beschränkungen etwa eines Sportreglements gebunden ist, konnte diese deutlich verbessert werden. Der Frontsplitter etwa ist eine Neuentwicklung und arbeitet auf besonders intensive Weise mit der Karosserielinie und dem Heckdiffusor zusammen. Im Ergebnis ergibt sich so eine Verbesserung des Gesamtwirkungsgrades um rund fünf Prozent. Gleichfalls im Fokus der Entwickler war es, den Abtrieb der Karosserie gleichmäßig über die beiden Achsen auszugleichen und dabei den Unterboden des 488 GT3 optimal zu nutzen. Zudem ergibt sich durch die starke Kompression der Strömung nach hinten eine durch das Heck und den Formel-1-inspirierten T-Flügel verstärkte Downforce.
Die Front in nahezu flügelförmiger Form ragt weit nach vorn, große Kühleröffnungen befinden sich direkt unterhalb. Da der P80/C nur auf die Rennstrecke darf, konnten etwa die Scheinwerfer auf schmale Schlitze reduziert werden, die in schmalen Nischen an der Vorderseite des Autos eingesetzt sind und die von den Luftansauggehäusen im Gitter des 330 P3/P4 inspiriert sind. Das gleiche Element taucht am Heck des Autos wieder auf. Der breite Spoiler integriert die beiden Rückleuchten dergestalt, dass sie wie Lüftungsöffnungen aussehen und so das Design der Front widerspiegeln. Die Heckschürze verbindet den Kühler mit dem riesigen Heckdiffusor.
Der Innenraum entspricht dem des 488 GT3. Neu gestaltet wurden die Seitenteile des Armaturenbretts, ebenso die Sitzpolster und die Türverkleidungen aus Kohlefaser. Zudem wurde ein Überrollkäfig eingebaut.
Besonderer Wunsch des Kunden war es, das Einzelstück verwandeln zu können. Neben dem Renn-Setup, mit den Kohlefaserflügeln und 18″ Single-Nut-Rädern sollte es eine Ausstellungsversion mit 21″ Rädern, aber ohne aerodynamische Anbauten geben, um die Reinheit der Formen herausstellen zu können.

Fotos: Ferrari/Text: Rainer Roßbach.