Kellison J-4

Kellison J-4/J-5 (1956 – 1961)

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Kellison J-4 Roadster

Die Konstrukteurskarriere des Kaliforniers Jim Kellison begann früh und sie begann spektakulär: Im Alter von 16 Jahren baute er 1947 ein handgesteuertes Rekordflugzeug, dessen Besonderheit ein Propeller mit nur einem Blatt war. In den Fünfzigern löste die Autoleidenschaft die Modellfliegerei ab und 1954 gelang ihm mit dem J-4 ein Entwurf, der richtungsweisend für das Bild des Sportcoupés bis in unsere Tage sein sollte. Jahre vor den italienischen Studios hatte der Amerikaner den ultimativen Linienfluß eines Frontmotor-Coupés zu Papier gebracht. Die Stars der Sechziger, Bizzarini GT oder ISO Grifo wirken wie eine Kopie des J-4, auch Chevrolets Corvette und Jaguars E-Type Coupé griffen die Proportionen von Kellisons Entwurf auf.

1953 begann die Entwicklung für einen Sportwagen mit Rohrrahmenchassis und Kunststoff-Karosserie, der 1956 der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Auf einen Roadster folgte das erste Coupé, und mit diesem stellte sich auch der Verkaufserfolg ein. Kellisons eigene Rennfahrzeuge wurden mit Corvette-Motoren und Getriebe versehen. Während die Konkurrenz Geschwindigkeit durch immer mehr Leistung zu erreichen suchte, setzte man bei Kellsion auf Innovation und Ideen. 

Eine eigene Vorderradaufhängung, niedriges Gewicht und gute Bremsen, bei denen Kellison von seiner Verbindung in die Flugzeugindustrie profitieren konnte, zeichneten die Wagen aus. Dazu kamen die gute Aerodynamik des sehr niedrigen Coupés, begünstigt durch die fast liegende Position des Fahrers, eine weitere Innovation von Kellison. Tanks, die gleichzeitig als Sitze dienten, reduzierten das Gewicht und erhöhten die Reichweite bei Langstreckenrennen. Gegenüber Konkurrenten, die oft die gleiche antriebstechnische Basis einsetzten, gab das den entscheidenen Vorteil, der für Siege gut war. Mit diesem ganzheitlichen Ansatz zum Bau schneller Rennwagen steht Jim Kellison in einer Reihe mit Größen wie Colin Chapman.

Kellison J-5

Die Rennsiege führten auch zu kommerziellen Erfolgen, mehr als zwanzig J-4 Coupés konnten an Rennfahrerkollegen verkauft werden. Der Wechsel vom J4 zum J-5 brachte produktionstechnische Verbesserungen, die Kellsion näher an eine industrielle Fertigung führte. So wurden die Kunststoffteile nicht mehr aufwendig handgefertigt, sondern im Spritzverfahren hergestellt. Vor allem aber war der J-5 die Straßenversion des J-4, mit Verbesserungen, die ihn nun auch für den Alltagsbetrieb nutzbar machten. Besonders die niedrige Höhe von 1,14m des J-4 Coupés hatte großen Fahrern Probleme bereitet. Folglich bekam der J-5 ein höheres Dach, dazu noch längere Türen. Die Optik wurde durch schräggestellte Doppelscheinwerfer weiterentwickelt.

Vom J-5 wurden knapp 75 Exemplare gebaut, dazu gab es Interimsversionen, die den Grundkörper des J-4 mit dem Dachaufbau des J-5 kombinierten. Kellisons Fahrzeuge waren Bausätze, allerdings auf einen hohen Niveau. Komplette Fahrzeuge wurde selten geliefert, eher Karosserien, mit und ohne Rohrrahmen oder auch nur den Rahmen, dazu auf Wunsch Aufhängungsteile. Die Kunden kombinierten diese Puzzleteile dann mit Motoren aus dem Ford- oder GM-Angebot zu kompletten, individuellen Fahrzeugen, meist für den Sporteinsatz.

1961 verkaufte Jim Kellison sein Geschäft an Max Germaine, der den J5 als ASTRA weiterbaute.

Jim Kellison starte neue Projekte und setzte im amerikanischen Drag Racing wichtige Akzente. Daneben entstand ein Formula B Rennwagen mit BRM-Motor und Ende der siebziger Jahre die Cobra-Kopie Stallion.

Kellison J-5

Fotos/Text: Rainer Roßbach