Ferrari F80

Ferrari F80

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Der neue Hochleistungssportwagen aus Maranello ein Modell stellt sich in eine Reihe vom 1984er GTO bis zum LaFerrari Aperta des Jahres 2016 und bietet ein Optimum an Technologie und Leistung. Mit einer kombinierten Höchstleistung von 883 kW bzw. 1200 PS macht der V6-Hybridantrieb den F80 zum leistungsstärksten Straßenmodell, das je die Werkstore in Maranello passiert hat. Der Drei-Liter-120-Grad-V6 mit dem Kürzel F163CF erzeugt eine Spitzenleistung von 662 kW bzw. 900 PS. Mit 300 PS pro Liter ist dies der Ferrari-Motor mit der höchsten spezifischen Leistung aller Zeiten.

Die elektrisch angetriebene Vorderachse (e-4WD) und die hintere Motor-Generator-Einheit Kinetik, kurz MGU-K (Motor Generator Unit Kinetic), des Hybridsystems fügen weitere 221 kW (300 PS) Leistung hinzu. Die verwendeten Elektromotoren sind die ersten, die vollständig  in Maranello entwickelt, getestet und hergestellt wurden – mit dem erklärten Ziel, maximale Leistung bei geringstmöglichem Gewicht bereitzustellen. Zwei Aggregate befinden sich dabei an der Vorderachse, ein E-Motor hinten.Damit orientiert sich die Antriebseinheit an Systeme, die sowohl in der Formel 1 als auch in der Langstrecken-Weltmeisterschaft aus Turbo-V6-Verbrennungsmotoren bestehen, die mit einem 800-Volt-Hybridsystem gekoppelt sind. Der Antriebsstrang wird zudem ergänzt durch die erstmals in einem Ferrari eingesetzte elektrische Turbotechnologie (E-Turbo). Dabei wird zwischen Turbine und Verdichter jedes Turboladers ein Elektromotor installiert, was einen weiteren Leistungszuwachs und eine schnellere Gasannahme bereits im unteren Drehzahlbereich zur Folge hat. 

Auch aerodynamisch orientiert sich der Sportwagen an aktueller Renntechnik. Das Mittelteil der Nase ist die Hauptfläche des Frontflügels. Innerhalb des S-Ducts befinden sich zwei Klappen, die dem Hauptprofil folgen, um die Dreideckerflügelkonfiguration mit Krümmungen und Luftschlitzen zu vervollständigen und orientiert sich so am 499P. Entscheidend für die aerodynamische Leistung der Fahrzeugfront ist die Art und Weise, wie der Dreifachflügel mit dem S-Duct und dem hohen Mittelkiel zusammenwirkt, bei minimal blockierter Flügelanströmung und maximierter Leistung. 

Dadurch dehnt sich der Luftstrom vom Unterboden und Stoßfänger stark vertikal aus und wird innerhalb des Kanals zur Fronthaube umgeleitet. So entsteht  unter dem Unterboden eine Zone geringen Drucks. Dies ist für 150 der 460 Kilogramm des Maximalabtriebs an der Fahrzeugfront verantwortlich, der jedoch feinfühlig auf Änderungen der Bodenfreiheit reagiert. Die aerodynamische Balance des F80 wird daher durch das aktive Fahrwerk gesteuert, die die Lage der Karosserie in Echtzeit steuert und den Abstand zwischen Unterboden und Straße entsprechend den Bedingungen anpasst. 

Unter den Füßen des Piloten ist nun Platz für drei Paar Luftleitbleche. Diese Vorrichtungen erzeugen starke, konzentrierte Wirbel, die dem Strömungsfeld in der Abströmrichtung eine Geschwindigkeitskomponente verleihen. Das verbessert nicht nur die Saugwirkung am Unterboden, sondern reduziert zudem Blockaden und verbessert die Leistung des vorderen Dreifachflügels. Die Luftleitbleche mildern darüber hinaus die nachteiligen Auswirkungen des Sogs des Vorderrads, indem sie ihn eingrenzen und vom Unterboden fernhalten. Das verhindert eine Kontaminierung des Luftstroms zum Heck. 

Das Fahrzeugheck erzeugt bei 250 km/h weitere 590 Kilo Abtrieb. Diese aerodynamische Leistung ist der kombinierten Wirkung des Heckflügel-Diffusor-Systems zu verdanken. Die Effizienz dieses Systems hängt dabei von der Menge des Abtriebs ab, der vom Unterboden erzeugt wird, da dieser nur sehr geringe Auswirkungen auf den Luftwiderstand hat. 

Um die Leistung des Diffusors des F80 auf ein besonders hohes Niveau zu bringen, wurde das Ausdehnungsvolumen des Diffusors maximiert – durch eine Neigung der Motor-Getriebe-Einheit um 1,3 Grad in der Z-Achse und durch eine sorgfältige Gestaltung der hinteren Chassis- und Fahrwerkskomponenten. Den Startpunkt der Aufwärtskrümmung des Diffusors verlegte man nach vorn, was zu einem Diffusor mit einer Länge von 1800 Millimetern führte. Er erzeugt eine besonders große Zone geringen Drucks unter dem Fahrzeug, die wiederum einen intensiven Luftstrom in den Bereich des Unterboden zieht. 

Das Cockpit vermittelt ein ausgeprägtes Einsitzer-Gefühl, gleichwohl ist der F80 für zwei Personen zugelassen ist. Die kompakten Proportionen sind indes von einem einsitzigen Rennwagen inspiriert und ähneln optisch einem geschlossenen Formel-1-Wagen. 

Das  Cockpit ist vollständig auf den Fahrer zentriert; die Formen laufen in Richtung der Bedienelemente und der Instrumententafel zusammen. Auch die Bedientafel ist ergonomisch auf den Fahrer ausgerichtet. Der Beifahrersitz ist gleichzeitig so gut in das Interieur integriert, dass er nahezu aus dem Blickfeld verschwindet. Der Längsversatz der beiden Sitze ermöglichte es, den Beifahrerplatz weiter nach hinten als den Sitz für den Piloten zu verschieben, wodurch der Innenraum schmaler wurde, wodurch sich die Stirnfläche der Karosserie verringert. 

Der F80 verfügt  über ein speziell für ihn entwickeltes Lenkrad. Es ist etwas kleiner als frühere Lösungen und besitzt einen oben und unten abgeflachten Kranz. Außerdem weist es eine besonders kleine Nabe auf, was die Sichtverhältnisse verbessert und die Sportlichkeit unterstreicht. Die Seiten des Kranzes bieten mit oder ohne Handschuhe mehr Grip. An den Lenkradspeichen links und rechts befinden sich physische Tasten. Sie ersetzen im F80 das volldigitale Layout, das Ferrari in den letzten Jahren verwendet hat, durch eine Lösung mit nutzerfreundlichen Tasten, die bei Berührung sofort identifizierbar sind. 

Der F80 wird in einer limitierten Auflage von 799 Exemplaren produziert. Jedes Element der Fahrzeugarchitektur ist auf maximale Leistung ausgelegt – vom Kohlefaser-Chassis über ausgefeilte Aerodynamiklösungen, die über das hinausgehen, was man bisher bei einem Straßenmodell gesehen hat, bis hin zum aktiven Fahrwerk, das so konzipiert ist, dass der Pilot auch auf der Rennstrecke die volle Leistung mobilisieren kann.

Fotos: Ferrari/Text: Rainer Roßbach