Venturi Fétish Electric Spider

Venturi Fétish Electric Spider (2005)

Veröffentlicht von
Venturi Fétish Electric Spider
Venturi Fétish Electric Spider

Paris 2002: Venturi stellte seinen „Grand Tourisme Light“ vor. Der Fétish war ein elegant gezeichnetes Coupé, das mit einer Maschine von etwa zwei Litern Hubraum und technischen Komponenten aus der Großserie ausgerüstet werden sollte – für Käufer, die eine starke Affinität zu französischem Design und französischer Lebensart haben. Seitdem hatte sich wenig getan, was im Ergebnis wohl hieß, dass sich der Fétish mit diesem Konzept nicht verkaufen ließ. Für das Unternehmen stellte sich damit dringend die Frage, was man denn produzieren könne, und die Antwort fiel radikal aus. Nichts weniger als „einen Sportwagen für die nächsten zwanzig Jahre“ wolle man bauen, sagt Gildo Pallanca Pastor, Eigentümer der Firma.

Auf dem Pariser Salon 2004 konnte man das Ergebnis betrachten. Venturi stellte sich den ersten Elektro-Sportwagen der Automobilgeschichte auf den Stand. Unter der Leitung des ehemaligen Formel 1-Konstrukteurs Gérard Ducarouge entstand ein Spider, der Alltagstauglichkeit, Sportlichkeit und Attraktivität verbinden sollte: Eigenschaften, die man bis dahin nicht mit diesem Antriebskonzept bisher zusammengebracht hat. Dazu war es erforderlich, die damals neuesten Technologien bei Energiespeicher und Motor einzusetzen.

Venturi Fétish Electric Spider
Venturi Fétish Electric Spider

Lithium-Ionen-Batterien lieferten eine Leistung von 180 kw bei 14.000 U/min-1. Das konstante Drehmoment des elektrischen Antriebs, das jederzeit verfügbar war, machte eine Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in fünf Sekunden möglich. Die Höchstgeschwindigkeit konnte da nicht mithalten: Lediglich 170 km/h wurden erreicht, wobei die Konstrukteure argumentierten, dass diese weit über den meisten Geschwindigkeitsbegrenzungen lag.

Wie es sich für einen richtigen Sportwagen gehört, hatte der Fétish einen Mittelmotor. Zudem war das Monocoque, ganz wie im Rennsport, in Carbon-Faser ausgeführt. Damit kam das nackte Chassis auf 750 kg Gewicht. Dieses niedrige Gewicht war auch absolut nötig, da die Batterien zusätzlich 350 kg auf die Waage brachten. Versprochen wurde eine Reichweite von 350 Kilometern, danach musst der Zweisitzer für etwa zehn Stunden ans Stromnetz.

Erfolg versprach man sich vor allem auf dem amerikanischen und japanischen Markt, aber auch Paris, London und Monaco wurden ins Visier genommen. Obwohl der Spider formal dem 2002er Coupé nicht das Wasser reichen konnte, war der Zweisitzer doch ein recht attraktives Auto. Es schien damals jedoch, dass der Venturi die Antwort auf eine Frage gab, die nicht gestellt wurde. Da hätten nur die „Visionäre“ zugreifen sollen, die für ein exotisches und exzentrisches Spielzeug die Kleinigkeit von 540.000 Euro in der Schublade liegen hatten. Am Ende blieb der Erfolg aus. Aber jenseits dessen entwickelte sich das Unternehmen zu einem Pionier der Elektromobilität, der sich unter anderem auch erfolgreich an der Formel E beteiligt.

Venturi Fétish
Venturi Fétish (2002)

Fotos: Venturi/Text: Rainer Rossbach