




„Visceral Desirability“ könnte man übersetzen mit „Innerste Begehrlichkeiten“ und geht es um das vibrierende Zusammenspiel von Technik, Ästhetik und Exklusivität bei modernen Super- und Hypercars. In der Ausstellung auf der 2. Etage der Wegner Gallery des renommierten Automobilmuseums in Los Angeles wird eine Auswahl der ultimativen Automobile ihrer Ära präsentiert
Den Ausgangspunkt markiert die späte 1960er Jahre: Während der Begriff „Supercar“ bereits länger existierte, gewann er durch Meilensteine wie den Lamborghini Miura und den Alfa Romeo 33 Stradale eine neue Bedeutung – Autos mit atemberaubender Technik und deutlicher Überlegenheit gegenüber herkömmlichen Straßenfahrzeugen. Diese Fahrzeuge verbanden extreme Leistung mit mutigem Design und setzten eine bis heute gültige Messlatte für Automobilverlangen.
Mit dem Jahr 2005 verschob sich das Paradigma nochmals: Als der Bugatti Veyron debütierte, mit vierstelligen PS, einer Höchstgeschwindigkeit jenseits der 400 km/h-Marke, minimaler Stückzahl und siebenstelligen Preisen, wurde deutlich: Der Begriff „Supercar“ reicht nicht mehr aus – der „Hypercar“ war geboren. Fahrzeuge dieser Kategorie zeichnen sich durch exotisches Aussehen, extremste technische Daten, maßgeschneiderte Luxusausstattung, höchste Exklusivität und außergewöhnliche Performance aus.



Ein herausragendes Beispiel ist der 2020er Bugatti Divo. Zu Ehren des Rennfahrers Albert Divo, Sieger der Targa Florio von 1928 und 1929 in einem Bugatti, entstand auf Basis des Chiron ein trackfokussiertes Hypercar. Durch Gewichtsreduzierung um rund 35 kg und eine Aerodynamik mit zusätzlicherm Abtrieb von etwa 90 kg entstand laut Hersteller „das agilste und dynamischste Auto, das je gebaut wurde“. Technisch verbindet der Divo die überragende Leistung eines Chiron-Aggregats mit kompromissloser Fahrdynamik.
Auch das Modell „Intensa Emozione“ („Purple Dragon“) von Apollo Automobil zeigt, wie weit Hypercar-Design gehen kann: In Kooperation mit Rennspezialist HWA entstand ein GT1-inspiriertes Hypercar mit V12-Motor (780 PS, 560 lb-ft Drehmoment), gefertigt aus CFK-Monocoque und Karosseriebauteilen – die Performance-Grenzen werden verschoben.





Ein weiteres Highlight: der Pagani Huayra BC „Macchina Volante“: Gewichtsreduktion um fast 135 kg gegenüber der Basisversion, eine komplett überarbeitete Aerodynamik bis auf das Dach – und im Innenraum eine Tartan-Polsterung, wie sie im Mercedes-Benz W196 von Juan Manuel Fangio 1955 verwendet wurde. Der Name „Macchina Volante“ (Fliegende Maschine) ist eine Hommage an Leonardo da Vinci – und zeigt, wie Hypercars Kunst, Technik und Geschichte verschmelzen.
Schließlich der schwedische Hersteller Koenigsegg mit dem CCXR: Eine manuelle Sechsgang-Schaltung, Biofuel-Einsatz (E85) oder konventioneller Kraftstoff – und dank höherer Oktanzahl über 200 PS mehr als das Vorgängermodell. Im Jahr 2009 wurde der CCXR von Forbes als eines der „zehn schönsten Autos der Welt“ ausgezeichnet. Diese Kombination aus Schönheit, Technik und Innovation verdeutlicht das Credo: Supercars waren gut – Hypercars sind das Absolute.





Die Ausstellung macht deutlich: „Visceral Desirability“ entsteht dort, wo Technik und Ästhetik zur Einheit finden. Der Blick auf das Chassis, die Karbon-Elemente, die Aerodynamik, die Motorisierung – all das spielt zusammen. Und die Geschichte zeigt: Was früher „Supercar“ war, reicht heute nicht mehr. Wer darüber hinaus will, spricht von Hypercar.
Tickets oder Informationen erhalten Sie über das Petersen Automotive Museum unter www.petersen.org.
Petersen Automotive Museum
6060 Wilshire Blvd. (bei Fairfax) in Los Angeles, 90036.
Das Museum ist täglich von 10 bis 17 Uhr geöffnet.
Fotos: Petersen Automotive Museum, petersen.org/Text: Rainer Roßbach
