Maserati 300 S

Maserati 300 S (1955–1959)

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Die hohe Kunst des Fahrzeugbaus wurzelt in der italienischen Emiglia-Romagna tief in der Vorkriegszeit und erlebt speziell in den 1950er- und 1960er-Jahren ihre höchste Blüte. Namen wie Scaglietti, Campana und Drogo sind mit ihr verbunden. Sie führen den Bau von Formel-, GT-Straßenfahrzeugen und Rennwagen zu neuen Höhepunkten. Einer der großen Meister ist der 1906 in Bologna geborene Medardo Fantuzzi, der von 1929 bis 1958 für den Bau fast aller Maserati Rennwagen verantwortlich ist – darunter auch der 250F, mit dem Juan Manuel Fangio 1957 seinen fünften Weltmeistertitel gewinnt und der die Basis für den 300S ist. 

Kennzeichnend für die Fantuzzi-Karosserien ist, dass sich allmählich ein Bewusstsein für die Bedeutung der Aerodynamik entwickelt und der Verbesserung der Luftströmung neue Bedeutung beigemessen wird. Fantuzzis Arbeit verbindet diese Erkenntnis mit dem tiefen italienischen Verständnis und Gefühl für Form, die er in einer subtilen Mischung aus sanften Kurven und dynamischen Volumen zusammenführt. 

Die Carrozzeria hat ein Arbeitssystem etabliert, bei dem ein Team von Handwerkern für die gesamte Karosserie eines Autos verantwortlich ist, egal wie viele Exemplare gebaut werden – daher sind keine zwei Autos der gleichen Baureihe identisch. Unter normalen Arbeitsbedingungen ist eine Rennwagenhülle in 40 Stunden fertiggestellt. Inklusive der Lackierung überschreitet die Fertigungszeit selten 48 Stunden

Der Roadster aus Modena, im Jahr 1955 vorgestellt, baut auf dem erfolgreichen Formel 1 auf.  Konstrukteur Giulio Alfieri entwickelt den 300S, um bei der Langstrecken-Weltmeisterschaft gegen die starke Konkurrenz von Mercedes-Benz, Ferrari und Jaguar bestehen zu können. Die Bezeichnung „300“ leitet sich vom Dreilter-Motor ab, während das „S“ für „Sport“ steht.

Der Reihen-Sechszylindermotor hat eine Doppelzündung und entwickelt eine Leistung von etwa 240 PS bei 6.000 U/min – damit erreicht der Wagen eine Höchstgeschwindigkeit von rund 290 km/h. Die Gemischaufbereitung erfolgt über drei Weber-Doppelvergaser und die Leistung wird mittels eines Fünf-Gang-Schaltgetriebes an die Hinterräder geliefert.

Das Getriebe ist mit dem Differenzial verblockt. Beim Fahrwerk gibt es hinten es Querblattfedern und vorne Schraubenfedern. Die 300S wird mittels Trommelbremsen verzögert und deren Leichtmetallgehäuse hat sternförmig angebrachte perforierte Kühlrippen. Das sorgt für bessere Kühlung bei Hitze und lässt bei Regen das Wasser leichter ablaufen. Die Bremsen werden hydraulisch betätigt. 

In der Sportwagen-Weltmeisterschaft 1956 sind die Hauptgegner der Werks-300S die Ferraris der Scuderia aus Maranello. Sterling Moss und Carlos Menditéguy gewinnen das 1000-km-Rennen von Buenos Aires vor Olivier Gendebien und Phil Hill im Ferrari 857S und ihren Teamkollegen Jean Behra/José Froilán González. Nach einem fünften Rang beim 12-Stunden-Rennen von Sebring folgt bei der Mille Miglia ein Totalausfall. Beim 1000-km-Rennen am Nürburgring 1956 wechseln sich im siegreichen 300S Stirling Moss, Harry Schell, Piero Taruffi und Behra am Steuer ab. In Le Mans hingegen kommt kein Maserati ins Ziel.

Der Maserati hat eine lange Renngeschichte, die 1955 bei den bei den Zwei Stunden von Dakar und den 12-Stunden von Sebring beginnt und 1971 beim 12-Stunden-Rennen von Interlagos endet. Der 300S gewinnt 44 Rennen und steht 96-mal auf dem Podium.

Fotos/Text: Rainer Roßbach