
Das „Biest von Turin“ soll dem Blitzen-Benz den absoluten Geschwindigkeitsrekord entreißen. Dafür mobilisieren die Turiner 1911 ihr ganzes Können. Der nahezu 30 Liter große Motor ist mit feinster Technik bestückt. Der vorn eingebaute und besonders hoch bauende Vierzylindermotor hat paarweise zusammengegossene Zylinder, drei Zündkerzen pro Brennraum, jeweils vier Ventile und eine obenliegende Nockenwelle. Damit kommt er auf eine Leistung von 290 PS bei 1900 Umdrehungen pro Minute. Die Kraft wird über ein Vierganggetriebe und Ketten an die Hinterräder übertragen.
Die Führung der Räder übernehmen Starrachsen mit vorderen halbelliptischen Blattfedern und hinteren Blattfedern und Längslenkern. Trotz der imposanten Dimension des Wagens beträgt das Gewicht nur 1650 Kilogramm. Dem 23-jährigen Pietro Bordini fällt die Aufgabe zu, den Rekord zu brechen. Im Sommer geht er ins englische Brooklands, erreicht angesichts schlechter Streckenbedingungen nur eine Spitze von 180 Stundenkilo- meter. Erst auf dem Sandstrand von Saltburn lässt der S76 sein Potenzial aufblitzen und stellt mit 201 km/h einen neuen Rekord auf. Danach verliert Fiat das Interesse und verkauft das „Biest“ an den russischen Fürsten Boris Soukhanov, der den Fiat 1913 in Ostende noch einmal auf 213 Stundenkilometer treibt.

Fotos/Text: Rainer Rossbach