
In eine lange Tradition von automobiler Leidenschaft, Präzision und technologische Exzellenz reiht sich der Lamborghini Diablo ein, der 2025 sein 35-jähriges Jubiläum feiert. Der Supersportwagen aus Sant’Agata Bolognese markierte 1990 einen Wendepunkt in der Geschichte der Marke und prägte das moderne Verständnis von Hochleistungsfahrzeugen. Mit seiner Kombination aus revolutionärer Technik, aerodynamischem Design und unverwechselbarem Charakter setzte der Diablo Maßstäbe.

Als der Lamborghini Diablo 1990 im Fürstentum Monaco präsentiert wurde, begann für die italienische Supersportwagenmarke eine neue Ära. Mit einer Höchstgeschwindigkeit von über 325 km/h und einer Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in rund 4,5 Sekunden sprengte er die Grenzen des damals technisch Machbaren. Seine Geschichte begann bereits 1985 mit dem internen Projekt 132 – dem Nachfolger des legendären Countach. Ziel war nichts weniger als das schnellste Straßenfahrzeug der Welt. Unter der Leitung von Chrysler erhielt der Diablo 1987 sein endgültiges Design: scharfe Linien, Scherentüren, muskulöse Proportionen und ein Interieur, das sportlichen Purismus mit Komfort verband.

Das Herz des Diablo war ein 5,7-Liter-V12-Motor, der 492 PS und 580 Nm Drehmoment mobilisierte. Auf dem Hochgeschwindigkeitskurs von Nardò erreichte er 337 km/h – ein Weltrekord für Straßenfahrzeuge jener Zeit. Die technische Basis bildete ein Rohrrahmen-Chassis mit einer Karosserie aus Aluminium und Stahl, ergänzt durch erstmals in Serie eingesetzte Carbonfaser-Komponenten. Diese Kombination sorgte für hohe Steifigkeit bei niedrigem Gewicht. Hinzu kamen innovative Komfortausstattungen wie elektrisch verstellbare Sitze, Fensterheber und eine Alpine-Stereoanlage – damals revolutionär für einen Supersportwagen.

Im Laufe seiner elfjährigen Produktionszeit (1990–2001) entwickelte Lamborghini den Diablo kontinuierlich weiter. 1993 kam mit dem Diablo VT das erste Modell mit Allradantrieb auf den Markt, das für mehr Traktion und Stabilität sorgte. Im selben Jahr feierte Lamborghini mit dem Diablo SE30 sein 30-jähriges Markenjubiläum – der V12 leistete nun 525 PS, in der extremen Jota-Version sogar 596 PS. 1995 folgte der VT Roadster, der erste offene V12-Supersportwagen der Marke. 1998 – nach der Übernahme durch Audi – erhielt der Diablo ein umfassendes technisches Facelift: feste statt Klappscheinwerfer, ABS und ein auf 6,0 Liter vergrößerter V12 mit 575 PS. Modelle wie der Diablo SV, GT, VT 6.0 und 6.0 SE repräsentierten die letzte Evolutionsstufe, gestaltet von Luc Donckerwolke, dem ersten Chefdesigner unter Audi-Führung.

Der Diablo war zudem der Beginn von Lamborghinis Engagement im Motorsport. 1996 debütierte der Diablo SV-R in einer Kleinserie von 32 Einheiten für die Markenmeisterschaft Super Sport Trophy. Es folgten die Rennversion Diablo GT-R sowie der extrem seltene GT1 Stradale mit 655 PS. Insgesamt wurden 2.903 Fahrzeuge produziert – ein Rekord für einen Lamborghini-V12. Seine technische DNA diente späteren Modellen wie Murciélago und Aventador als Grundlage.
Auch kulturell prägte der Diablo die 1990er-Jahre. Er war Star in Filmen wie Dumm und Dümmer, Exit Wounds und James Bond – Stirb an einem anderen Tag, ebenso wie in Musikvideos, etwa Jamiroquais Cosmic Girl. In Videospielen wie Need for Speed wurde er zur Legende.

Mit mehr als 60 verfügbaren Farben und 40 individuellen Sonderlackierungen legte der Diablo den Grundstein für Lamborghinis heutiges Ad-Personam-Programm. Die Lieblingsfarbe der Käufer: klassisches Rot. Heute erlebt das Modell eine Renaissance. Der Lamborghini Polo Storico, zuständig für Restaurierungen und Zertifizierungen, verzeichnet steigende Nachfrage – insbesondere bei Sammlern, die den Diablo als Kulturgut schätzen. Auf Auktionen erzielen seltene Varianten wie der SE30 oder GT Rekordpreise.
Der Lamborghini Diablo hat das Konzept des Supersportwagens neu definiert und eine Brücke zwischen analoger Ingenieurskunst und moderner Technologie geschlagen. 35 Jahre nach seinem Debüt verkörpert er noch immer den Inbegriff von Design, Leistung und Innovation – ein Vermächtnis, das die Zukunft der Marke weiterhin prägt.


Fotos: Lamborghini/Text: Rainer Roßbach
