
Porsche 550 RS, Michael May, 1955
Feinste automobile Couture logierte Ende Mai wieder in der noblen Villa d’Este am Comer See. Beim traditionellen Concorso d’Eleganza wetteiferten elegante und extravagante Luxus-karossen um die ausgelobten Trophäen. Aber auch der imaginierte Staub von Rallyepisten lag in der Luft: in einer Spezialklasse traten ein Lancia Stratos des traditionsreichen italienischen „Jolly Club“ in feurigem Rot gegen einen „Hundeknochen-Escort“ mit Safari-Rallye-Gewinner-Story oder etwa einem frühen Monte-Carlo-Porsche-911 aus dem Jahr 1964 an.
Unter den 51 Klassikern der Konkurrenz gaben auch Rennsportikonen ihre Aufwartung: etwa ein seltener 1957er Maserati 200 SI mit Fantuzzi-Karosserie und wundervoller Patina, dessen größter Erfolg wohl der Sieg bei der Europa-Bergmeisterschaft im gleichen Jahr war, sowie der spektakuläre Porsche 550RS, den der Schweizer Michael May 1956 für die 1000 Kilometer am Nürburgring – als erster wohl – mit einen gewaltigen Spoiler ausgerüstet hatte.
Eine wahre Entdeckungsreise also – mit wunderbaren Klassikern wie dem Aston Martin International mit seiner gedrungenen Bertelli-Karosserie im Hot-Rod-Look, oder dem Lancia Astura Serie II von 1933, der am Ende den Publikums-Preis „Coppa d’Oro“ gewann. Dessen Castagna-Karosserie war ursprünglich auf einem Alfa-8C-Chassis montiert und wurde für Vittorio Mussolini mit einem Lancia-Chassis und -Achtzylinder kombiniert.

Lancia Astura Serie II Berlinetta (Castagna), 1933
Doch auch nach dem Krieg wurden – als Schwanengesang eleganter Handwerkskunst – noch außergewöhnliche Karosserien entworfen. Als Beispiel mag der subtile, zweifarbige Rolls Royce Silver Cloud I „Honeymoon Express“ der englischen Manufaktur Freestone & Webb dienen, der trotz Heckflossen und avantgardistischer Frontmaske nobel bis auf die letzte Schraube ist. Pininfarina grobes Bentley T-Speciale Coupé von 1968 dagegen zeigt, dass auch große Könner daneben greifen können.
Freude aber bereiten fast alle Konkurrenten: die sublime Linienführung des Fiat Moretti 850 Sportiva SS alias „Baby-Dino“, die technische Eleganz eines Squire-Viersitzers oder auch der ewig wunderbare Bugatti 57C Atalante aus der Feder des begabten Jean Bugatti. Spektakuläres Design bot auch Bertones kompakter Lamborghini Athon Spider aus dem Jahr 1982, ein Prototyp, und auch Gianni Agnellis Testa Rossa Spider – der einzige mit dem Segen aus Maranello – ist ultimativ selten.
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Text und Fotos: Rainer Roßbach