
Wilhelm Maybach konstruiert 1902 für die Daimler-Motoren-Gesellschaft einen 35 PS-starken Sportwagen. Emil Jellinek, österreichischer Konsul mit Residenz in Monaco und rennsportverrückt, hatte bei den Stuttgartern eine ganze Anzahl dieser Wagen bestellt. Jellinek, mit besten Verbindungen in höchste und auch vermögende Kreise, war auch als Autohändler aktiv und verkaufte die schwäbischen Automobile in ganz Südeuropa. Ein Mann mit Einfluß also, weshalb Daimler auch dem Wunsch des Konsuls nachgab, dem Wagen den Namen seiner Tochter Mercedes zu geben. Das war die Geburtsstunde einer der größten Marken der Welt.
Der Mercedes 35 PS war hochentwickelt und dominierte die Wettbewerbe im gleichen Jahr auf der Rennstrecke von Nizza nach La Turbie. Dieser erste Mercedes gilt, mit seiner flachen Silhouette, dem leichten Rahmen und mit dem tief eingebauten Hochleistungsmotor, als erstes modernes Automobil, .

Mit dem „Vision Mercedes Simplex“ erinnert der Stuttgarter Konzern an dieses historische Ereignis. Die Studie interpretiert den historischen Simplex als Zweisitzer mit freistehenden Rädern. Diese befinden sich an den maximal äußeren Punkten des Wagens. Die Farbgestaltung der Karosserie teilt sich vertikal in einen weißen Vorderwagen und ein schwarzes Heck und folgt damit dem historischen Vorbild.
Die Räder sind transparent verkleidet, zwischen den Vorderrädern und dem Fahrzeugrumpf sind aerodynamischen Leitflächen angebracht. Die Kühlermaske, ganz traditionell mit einem großen, messinfarbenen Rahmen, nimmt ein 3D-Display auf, in das der „Mercedes“-Schriftzug digital eingeblendet wird. Auf eine Windschutzscheibe verzichtet die Studie zugunsten eines kompromisslos-sportlichen Charakters. Schmale, horizontale Rückleuchten schmiegen sich in einem schmalen Bogen um das gesamte Heck.

Der Übergang zwischen Außen und Innen ist fließend, das Design von Lenksäule und Schaltern an der Instrumententafel orientiert sich an der Gestaltung von Motorrädern und Yachten.
Wesentlich sind die hochwertigen Details an der Mensch-Maschinen-Schnittstelle, etwa die Uhr, massive Verschraubungen oder auch die Ausgestaltung des Gurts. Einen optischen Kontrapunkt zum Schwarz-Weiß-Schema des Wagenkörpers setzt die azurblaue Polsterung, die nahtlos in den Fußraum übergeht und in klassischer Chesterfield-Steppung ausgeführt ist.
Das User-Interface zeigt ausschließlich die Informationen an, die der Fahrer aktuell benötigt, etwa Geschwindigkeit, Navigationdaten oder technische Informationen zum Betriebszustand des Fahrzeug. Zusätzliche Infos werden je nach Situation auf dem Armaturenbrett eingeblendet. Die Armaturen sind, als Reminiszenz an den Veteranen, goldfarben gefaßt.

Fotos: Daimler/Text: Rainer Roßbach