
Der ikonische 4½-Liter-„Blower“-Bentley der Vorkriegszeit mit seinem Kompressor hat zwar nie ein Langstreckenrennen gewonnen, war aber einer der absolut schnellsten Rennwagen seiner Zeit. Sir Tim Birkin, einer der legendären Bentley Boys, war beeindruckt vom Roots-Kompressor des britischen Ingenieurs Amherst Villiers, der die Leistung des 4½-Liter von 130 PS auf 240 PS steigerte. Er überredete den Bentley-Vorsitzenden Woolf Barnato zur Produktion von 55 aufgeladenen 4½-Liter-Bentleys, von denen fünf für den Wettbewerb bestimmt waren.
Nur vier originale „Team Blower“ wurden Ende der 1920er Jahre für den Rennsport gebaut, wobei das berühmteste Auto, Birkins Wagen mit der Zulassung UU 5872, in Le Mans fuhr und eine Schlüsselrolle beim Sieg des Werks-Speed Six im Jahr 1930 spielte. Die Blower sind heutzutage die wertvollsten Bentleys der Welt.

Birkins Wagen ist nun die Blaupause für eine Serie von zwölf neuen Kompressor-Wagen. Bentleys Karosserie-Abteilung Mulliner hat den Auftrag bekommen, mit Hilfe neuester digitaler Technologien eine kleine Serie der rollenden Legenden zu bauen.
Im Bentley-Fundus befindet sich der Wagen mit der Fahrgestellnummer HB 3403, der nun in seine Einzelteile zerlegt wird und von dem dann jedes Teil katalogisiert und anschließend dreidimensional gescannt wird. So entsteht ein komplettes digitales Modell des gesamten Fahrzeugs. Anschließend wird die Technik im 3D-Druck produziert. Mit den originalen Formen und Vorrichtungen aus den 1920er Jahren sowie traditionellen Handwerkzeugen und neuester Fertigungstechnologie werden zwölf Montagesätze hergestellt. Diese werden mechanisch und ästhetisch weitgehend mit dem Original identisch sein. Abweichungen wird es nur da geben, wo die Wagen mit modernen Sicherheitsanforderungen kompatibel sein müssen. Das Originalfahrzeug wird anschließend wieder in seinen ursprüngliche Zustand zurückversetzt.
Mulliner veranschlagt etwa zwei Jahre, um die Zwölfer-Serie zu bauen. Preise werden auf Anfrage mitgeteilt.

Fotos: Bentley/Text: Rainer Roßbach