Bugatti Bolide

Bugatti Bolide (2020)

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Bugatti Bolide

Die Konzeptstudie liefert eine Antwort auf die Frage, was wäre, wenn der 8,0-Liter-W16-Motor mit einer radikal leichte Hülle verpackt wäre? Mit dem Bugatti Bolide ist eine experimentelle Studie eines rennstreckenorientiertes Hypersportwagen entstanden – mit einem aus der Serie abgeleiteten W16-Motor als Antrieb und einer auf maximalen Abtrieb getrimmten, minimalen Karosserie. 

Das extremste, kompromissloseste, schnellste und leichteste Fahrzeugkonzept der Molsheimer wartet mit einem Leistungsgewicht von 0,67 Kilogramm pro PS auf. 1.850 PS und ein Fahrzeuggewicht von nur 1.240 Kilogramm machen es möglich. Das sind nahezu Formel-1-Werte und die Höchstgeschwindigkeit liegt bei deutlich über 500 km/h.

Der Antrieb ist konsequent auf den Rundstrecken-Einsatz ausgelegt, Motor und das Getriebe sind auf höhere Drehzahlen ausgelegt. Dazu zählt unter anderem die Entdrosselung der Ansaug- und Abgasanlage, um ein noch schnelleres, spontaneres und extremes Ansprechverhalten zu erreichen. Vier neu entwickelte Turbolader erhalten optimierte Schaufeln, um bei höheren Drehzahlen mehr Ladedruck und Leistung aufbauen zu können. Um auch bei extrem hohen Fliehkräften eine optimale Schmierung zu erreichen, werden Ölkreislauf, Öldruck, Rückschlagventile, Schwallbleche, Öltanks, Ölreservoire und Pumpenauslegung der Trockensumpfschmierung optimiert. Gleichzeitig reduziert sich das Gewicht des Antriebs deutlich.

Bugatti Bolide

Statt einer Wasser-Luft-Ladeluftkühlung sorgt beim Bugatti Bolide eine Luft-Luft-Ladeluft-kühlung mit Wasservorkühlung für eine optimale Leistungsentfaltung auf Rundstrecken. Die Anströmung erfolgt von der Fahrzeugfront über jeweils einen internen und externen Luftführungskanal pro Fahrzeugseite. Die beiden Wasserkühler, die vor der Vorderachse angeordnet sind, bieten strömungstechnisch betrachtet ein effektiveres Kühlernetz als sogar in der Formel 1 üblich. Drei luftdurchströmte Ölkühler für Motor, Getriebe und Differential mit jeweiliger Wasservorkühlung senken die Temperatur auch auf fahrdynamisch anspruchsvollen Rennrunden. Neuentwickelte und hybride CFK-Titan-Turbofan-Radialverdichter durchlüften und kühlen die Hochleistungs-Rennsportbrems-anlage.

Um 1.240 Kilogramm Trockengewicht zu erreichen, wurden bei den verwendeten Werkstoffen und Fertigungsverfahren alle Register des zukünftig Machbaren gezogen.Alle Schraub- und Verbindungselemente des Bolide sind vollständig in Titan ausgeführt. Zudem kommen an vielen Stellen hohle, dünnwandige Funktionsbauteile aus einer Luft- und Raumfahrt-Titanlegierung zur Anwendung, die aus dem 3D-Drucker stammen und mit Wandstärken von bis zu 0,5 Millimeter extrem dünn, aber mit einer Zugfestigkeit von 1.250 Newton pro Quadratmillimeter dennoch sehr stabil sind. Hybrid-Komponenten wie die 0,5 Meter lange Antriebsnebenwelle kombinieren gewickelte hochfeste und hochsteife Kohlenstofffasern mit 3D-gedruckten Titan-Endfittingen und halten einer Dauerbetriebs-temperatur von bis zu 260 Grad Celsius stand. Das reduziert das Gewicht in diesem Beispiel um rund die Hälfte auf 1,5 Kilogramm und erhöht durch die Reduzierung der rotierenden Massen gleichzeitig die Drehfreudigkeit des Triebwerks. Auch die auf den Front- und Heckflügel wirkenden Kräfte werden von ultraleichten, aber sehr festen Titanelementen übertragen. Die vorderen wiegen lediglich 600 Gramm, die hinteren erstaunliche 325 Gramm.

Eine Weltneuheit ist die morphbare Außenhaut der Ansaughutze auf dem Dach. Diese bietet eine aktive Strömungsoptimierung: Bei langsamer Fahrt bleibt die Oberfläche der Hutze glatt, bei schneller Fahrt wölbt sich ein Feld von Blasen aus. Dieses reduziert den Luftwiderstand der Hutze um 10 Prozent und sorgt für einen um 17 Prozent geringeren Auftrieb, zudem wird die Anströmung des hinteren Flügels optimiert. Bei 320 km/h liegt der Abtrieb am hinteren Flügel bei 1.800 Kilogramm und am vorderen bei 800 Kilogramm.

Wie in der Formel 1 verzögert der Bolide mit einer Rennbremse mit Scheiben sowie Belägen aus Keramik, die Bremssättel wiegen nur jeweils 2,4 Kilogramm. Die geschmiedeten Räder aus Magnesium mit Zentralverschluss wiegen vorne jeweils 7,4 Kilogramm und hinten jeweils 8,4 Kilogramm – und das bei einer sehr breiten Reifengröße von 340 Millimeter an der Vorder- und 400 Millimeter an der Hinterachse (Chiron: 285 mm vorne, 355 mm hinten). Eine mit Druckluft betriebene Hebeanlage mit vier Stempeln erleichtert den Reifenwechsel, eine Schnellbetankungsanlage ermöglicht eine Druckbetankung.

Bugatti Bolide

Für ein präzises Fahrverhalten sorgt unter anderem eine Pushrod-Kinematik mit liegenden Dämpfern. In den Dämpfern sind die Öl-Reservoirs innen angeordnet, was die Aerodynamik verbessert. Die nur 100 Gramm wiegenden Pushrods sind als dünnwandige und strömungsgünstige Titan-Leichtbau-Konstruktion konzipiert, die eine Knicklast von 3,5 Tonnen haben, was einem Trockengewicht von annährend zwei Chiron entspricht. Die geschweißten Querlenker aus Luftfahrtedelstahl weisen eine Zugfestigkeit von 1.200 Newton pro Quadratmillimeter auf und sind ebenfalls als Flügelprofile ausgeführt.

Rund um den Antrieb entwickelte das Bugatti-Team ein leichtes Monocoque aus Carbon. Der daran angeflanschte integrale Vorderwagen besteht wie auch der aerodynamisch vollständig wirksame Unterboden und auch das Monocoque selbst ebenfalls aus hochfesten Carbonfasern. Die Einzelfaserzugfestigkeit der verwendeten Fasern liegt bei 6.750 Newton pro Quadratmillimeter, die Einzelfasersteifigkeit bei 350.000 Newton pro Quadratmillimeter. Bereiche, die sonst nur in der Luft- und Raumfahrt erreicht werden. Der als Stahlschweißbaugruppe ausgeführte Heckrahmen bietet eine maximale Zugfestigkeit von 1.200 Newton pro Quadratmillimeter, trotz einer Wandstärke von nur einem Millimeter – möglich wird das durch den Einsatz von hochfestem Edelstahl, der sonst in der Luftfahrt Verwendung findet.

Bugatti Bolide

Für Sicherheit sorgt die nach FIA-Reglement ausgelegte Sicherheitsausstattung. Dazu zählen unter anderem HANS-System-Kompatibilität, eine automatische Feuerlöschanlage, eine Abschleppeinrichtung, Druckbetankung mit Kraftstoffblase, Zentralverschluss für Räder, leichte Scheiben aus Polycarbonat und eine Sechspunkt-Gurtanlage. Die Monocoque-Seitenböden mit integrierten Carbon-Kühlwasser-Leitungselementen sind gleichzeitig als Seitencrashstrukturen sowie Strukturversteifung des Monocoques ausgeführt. Alle fahrerrelevanten Daten erblickt der Pilot auf einem Motorsport-Display. Für den optimalen Sitz lässt sich sowohl das Pedalwerk als auch die Beifahrer-Fußstütze um 150 Millimeter verschieben.

Der Bugatti Bolide ist das technische Konzept eines rennstreckentauglichen Hypersportwagens ohne Konkurrenz. Die Kombination aus 1.850 PS und 1.240 Kilogramm Trockengewicht sorgt für ein phänomenales Leistungsgewicht. „Zum ersten Mal zeigen wir, was der W16-Antrieb wirklich kann. Wir haben das Fahrzeug von jeglichem Ballast befreit, den Motor mit dem leichtmöglichen Chassis illustriert und kombiniert, um den ultimativen Bugatti für das ultimative Fahrerlebnis zu schaffen. “, erklärt Bugattichef Stephan Winkelmann.

Ob der Bugatti Bolide in Serie geht, ist derzeit noch nicht entschieden.

Fotos: Bugatti/ Text: Bugatti/rr