
In Rallyefahrzeugen verwendete Komponenten unterscheiden sich deutlich von denen in Serienfahrzeugen. Statt mit bis zu neun Airbags und zahlreichen elektronischen Assistenzsystemen wie im Serien-Fabia, setzt der neue Škoda Fabia RS Rally2 in vielen Bereichen auf reine Mechanik. Zudem verfügt er über spezielle Komponenten wie einen Überrollkäfig und einen besonders geschützten Kraftstofftank. Im Gegensatz zum Serien-Fabia kommen in der Rallye-Version nur Sensoren für das Motormanagement und die Anzeige von Bremsdruck, Lenkradstellung und Kraftstoff zum Einsatz. Die Sensoren liefern lediglich Informationen, sie übernehmen im Gegensatz zum Serienmodell keine Steuerungsfunktionen. Lediglich das Motorsteuergerät nutzt die Sensordaten, um in allen Fahrmodi und bei unterschiedlichen Witterungsverhältnissen optimal zu funktionieren.
In einem Rallye-Fahrzeug kann das Bremssystem im Kampf gegen die Uhr wertvolle Zehntelsekunden einsparen. Je stärker die Verzögerung, desto später können die Fahrer in eine Kurve hineinbremsen. Bei harten Bremsmanövern erreichen die Bremsscheiben leicht Temperaturen von mehr als 700 Grad Celsius. Um jederzeit eine effiziente Kühlung zu gewährleisten, sind die Bremsscheiben des Fabia RS Rally2 innenbelüftet, und auch für Schotter- und Asphaltprüfungen steht ein optimiertes Bremsenkühlsystem zur Verfügung. Die Bremsscheiben für Asphalt haben einen Durchmesser von 355 Millimetern vorne und 300 Millimetern hinten und erfordern 18-Zoll-Räder mit einer Felgengröße von 8×18. Die Bremsen für den Einsatz auf Schotter messen vorne und hinten 300 Millimeter. In diesem Fall werden 15-Zoll-Räder mit einer Größe von 7×15 verwendet.

Der Fabia RS Rally2 verfügt über einen speziellen Kraftstofftank und stoßfesten Gummi gemäß den Vorschriften des Automobil-Weltverbandes FIA. Sein Volumen beträgt 82,5 Liter. Eine spezielle Schaumstofffüllung verhindert das Auslaufen von Kraftstoff. Zusätzlichen Schutz bieten eine Carbon/Kevlar-Verbundabdeckung und eine absorbierende Schicht auf der Unterseite. In der Saison 2022 wird in der FIA World Rally Championship (WRC) 100 % nachhaltiges Benzin verwendet. Dieser basiert auf modernen Rohstoffen und hochreinen erneuerbaren Komponenten.
Für den neuen Fabia RS Rally2 haben die Ingenieure einen Überrollkäfig entwickelt, der aus insgesamt 35,8 Metern hochfestem Chrom-Molybdän-Stahlrohr besteht und beim Karosseriebau mit dem Chassis verschweißt wird. Anschließend werden die Seitenteile und das Dach montiert. Dieses Verfahren ermöglicht eine noch höhere Fertigungspräzision sowie eine bessere Passform und Verbindung mit der Karosserie.
Auch das Fahrwerk ist auf die Anforderungen des Rallyesports abgestimmt. Im Vergleich zum Vorgängermodell ist der Federweg der Dämpfer nun länger und die MacPherson-Federbeine sind steifer. Außerdem reduzierten die Konstrukteure die Reibung in den Dämpfern. Der längere Radstand erforderte auch die Entwicklung einer neuen Fahrwerkskinematik. Neben der Auslegung des Differenzials wurden auch das Schaltverhalten des Getriebes und die Haltbarkeit verschiedener Komponenten optimiert.

Das größere Hauptdisplay des Fabia RS Rally2, das sogar Videoinformationen wiedergeben kann, ermöglicht eine intuitive Bedienung während einer Rallye. Im Innenraum findet sich zudem ein neues zentrales Bedienfeld mit Touchscreen und integrierter Gegensprechanlage. Über Tasten am Lenkrad kann der Fahrer direkt auf zahlreiche Funktionen zugreifen. Auch der Motorstartknopf ist in das Lenkrad integriert und kann dort schnell erreicht werden, wenn der Motor zum Beispiel nach einem Dreher abgewürgt wird.
Mit dem Fahrwerk, das auf der aktuellen Generation des Serienmodells basiert, konnten die Ingenieure die Fahreigenschaften des Rallyefahrzeugs weiter optimieren. Der Rallye-Fabia profitiert vom längeren Radstand des Fabia der vierten Generation, was das Auto leiser macht und gleichzeitig für ein stabileres Heck sorgt. Der Kraftstofftank wurde neu positioniert und der zusätzliche Platz im Motorraum für einen größeren Ladeluftkühler genutzt.
Das Rally2-Reglement der Fédération Internationale de l’Automobile (FIA) schreibt für Fahrzeuge in dieser Kategorie einen 1,6-Liter-Turbomotor auf Basis eines Serienmotors vor. Bei der Entwicklung des Antriebsstrangs entschied sich Škoda Motorsport für den 2,0 TSI mit integriertem Abgaskrümmer aus der Motorenbaureihe EA888, der unter anderem in den RS-Modellen der Marke zum Einsatz kommt. Im Vergleich zum FABIA Rally2 evo verfügt der neu entwickelte Vierzylinder über neu gestaltete Einlass- und Auslasskanäle, optimierte Kolben und Brennräume, variable Ventilsteuerzeiten und ein überarbeitetes Schmiersystem für einen deutlich verbesserten Verbrennungsprozess. Außerdem überarbeiteten die Ingenieure die Abgasanlage, die über einen neuen Turbolader verfügt, und entwickelten einen innovativen Ladeluftkühler und Kühlkreislauf mit größerer Kühlleistung. Der Fabia RS Rally2 verfügt außerdem über eine neue Motormanagement-Software. Der Durchmesser des Luftmengenbegrenzers beträgt 32 Millimeter und entspricht damit dem technischen Reglement der FIA für die Rally2-Kategorie. Daraus resultiert eine Motorleistung von rund 214 kW (289 PS) und ein maximales Drehmoment von 430 Nm.
Das sequenzielle 5-Gang-Getriebe, das speziell für den Rallye-Einsatz entwickelt wurde, ermöglicht es dem Fahrer, die Gänge in Millisekunden allein mit dem Schalthebel zu wechseln. Obwohl der FABIA RS Rally2 über eine mechanische Kupplung verfügt, wird diese nur beim Anfahren, Einparken oder bei langsamer Fahrt eingesetzt. Für eine optimale Beschleunigung auf engen, kurvenreichen Rallye-Prüfungen hat der Rally2 eine relativ kurze Getriebeübersetzung, die eine Höchstgeschwindigkeit von rund 200 km/h ermöglicht.

Fotos: Skoda/Text: Rainer Roßbach