
Die Geschichte des Citroën mit den Raupenketten geht auf eine Begegnung zwischen Adolphe Kégresse und André Citroën zurück. Kégresse, ein junger Ingenieur, der in Rußland gearbeitet hatte, kam zu Beginn der sowjetischen Oktober-Revolution nach Frankreich. Im Gepäck ein Patent für flexible Raupenketten, mit denen jedes Auto in ein Geländefahrzeug verwandelt werden konnte. Seine Erfindung sorgte für Aufsehen und fand das Interesse eines jungen, ehrgeizigen Industriellen: André Citroën. Der sieht darin eine Chance zu beweisen, dass das Auto in Zukunft für jedes Gelände geeignet ist. Er beauftragt Jacques Hinstin, einen Ingenieur im Konstruktionsbüro von Citroën, und Kégresse dieses System an die Fahrgestelle der Fahrzeuge der Marke mit dem Doppelwinkel anzupassen. Die ersten Prototypen basieren zunächst auf dem Citroën Type B2, doch die beiden Ingenieure entwickeln sehr schnell mit dem K1 ein neues Modell.
Auf den ersten Blick scheint sich das Fahrzeug nur durch sein Raupenfahrwerk zu unterscheiden. Die Realität sieht jedoch anders aus, denn der Citroën-Kégresse K1 ist ein Konzentrat aus Innovationen und Ingenieurskunst: die Kombination besteht aus Raupen und Rädern, die Traktion und Lenkpräzision vereinen, ein Sechsgang-Getriebe sowie ein Sperrdifferenzial um ein Festfahren zu verhindern.

Nach ersten erfolgreichen Tests in den Vogesen beschließt André Citroën mit Hilfe von Kégresse und Hinstin und der Unterstützung der Entdecker Georges-Marie Haardt und Louis Audouin-Dubreuil die erste Durchquerung der Sahara mit einem Autokonvoi zu unternehmen.
Am 17. Dezember 1922 verlassen fünf der Geländegänger mit den phantasievollen Namen „Goldener Käfer”, „Silberner Halbmond”, „Fliegende Schildkröte”, „Apis-Ochse” und „Kriechende Raupe” die algerische Stadt Touggourt, um sich auf den Weg durch die Sahara zu machen.

Die durchfahrenen Landschaften sind sehr unterschiedlich. Auf die zerklüfteten Massive des Hoggar folgen die trockenen Ebenen des Tanezrouft und die malische Savanne. Aber wie bei allen Abenteuern gilt das Gleiche auch für die Probleme: Wenn die mechanischen Probleme (häufige Überhitzung der Motoren, durch einen Felsen abgerissene Kettenplatten, Überschläge…) gelöst sind, übernehmen Sandstürme und Steppenbrände die Führung. Während dieser Reise spielt der „Croissant d’Argent” von Louis Audouin-Dubreuil eine wichtige Rolle. Neben seiner Funktion als Koordinator für Zwischenstopps und Navigation hat das Fahrzeug auch die Aufgabe, Orte ausfindig zu machen, Kraftstoff und Ersatzteile zu transportieren und als Pannenhilfe zu dienen. Am 7. Januar 1923, nach 21 Tagen Fahrt, erreichen die fünf Fahrzeuge ihr Ziel: Timbuktu.
Nach dieser Leistung dauerte es acht Monate, bis die Entdecker nach Paris zurückkehren. Diese Verzögerung war zum Teil auf logistische und diplomatische Gründe zurückzuführen, aber auch auf André Citroën selbst. Während dieser acht Monate orchestrierte der Gründer der Marke eine der ersten Marketingkampagnen in der Geschichte der Automobilindustrie.

Bei ihrer Ankunft am Bahnhof Gare de Lyon werden die Entdecker in Begleitung von Citroën und Kégresse triumphierend empfangen. Berichte folgen in der nationalen Presse, es entstehen Dokumentarfilme, eine Ausstellung im Louvre wird organisiert. Der Marketingcoup kommt dem Image der Marke natürlich zugute, denn sie erlangt damit eine weltweite Bekanntheit und unterstreicht den Innovationsgeist und die Zuverlässigkeit der Citroën-Fahrzeuge.
André Citroën will mehr und entwickelt noch größere Pläne. Mit Unterstützung des französischen Staates plant er eine Transafrika-Expedition, die Algerien mit Madagaskar verbinden soll. Das Projekt „Croisière Noire” ist geboren.
Der „Croissant d’Argent“ jedoch wird ausgemustert und durch das modernere Modell P4T ersetzt. 1940 geht das Fahrzeug an die Gemeinde Saint-Jean d’Angely, den Geburtsort des Forschers, und wird später in die Sammlung des lokalen Musée des Cordeliers aufgenommen.

Fotos: Rainer Roßbach (1), Rétromobile (4)/Text: Rainer Roßbach