FIAT Abarth 1000 SP (1966)

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Abarth 100SP, 1966

Als 1958 der Ingenieur Mario Colucci von Alfa Romeo zu Abarth wechselte, traf er dort auf den charismatischen Unternehmer Carlo Abarth – eine Begegnung zweier gegensätzlicher, aber sich ergänzender Geister. Während Abarth den Porsche-ähnlichen Ansatz bevorzugte, mit einer Blechkarosserie und freitragendem Heckmotor, setzte Colucci auf den Gitterrohrrahmen und den zentralen Mittelmotor. Zwei technische Philosophien prallten aufeinander – doch aus dieser Spannung erwuchs Innovation.

Das erste gemeinsame Projekt, der Fiat Abarth Sport Spider von 1960, legte die Grundlage. Coluccis Vision eines leichten, verwindungssteifen Rohrrahmens verband sich mit Abarths Ziel, ein wirtschaftlich produzierbares Siegerauto zu schaffen. Der entscheidende Schritt folgte 1966 mit dem Projekt „SE04“, dem FIAT Abarth 1000 SP (Sport Prototipo). Der Wagen verkörperte die technische Quintessenz der „Casa dello Scorpione“: kompakt, effizient und kompromisslos funktional.

Abarth 100SP, 1966

Unter der flachen, aus Polyurethan und Glasfaser geformten Karosserie arbeitete ein hochdrehender 982-cm³-Vierzylinder mit Doppel-Nockenwelle und zwei Weber-Vergasern. Mit 105 PS bei 8000 U/min erreichte der nur 480 Kilogramm leichte Spider über 220 km/h – eine spezifische Leistung von mehr als 100 PS pro Liter, für die damalige Zeit sensationell. Der Mittelmotor, die aerodynamisch optimierte Front mit seitlich angeordneten Kühlern und die charakteristischen, rund auslaufenden Kotflügel gaben dem 1000 SP sein unverwechselbares Profil.

Sein Debüt feierte der 1000 SP 1966 auf der Rennstrecke. Beim 500-Kilometer-Rennen auf dem Nürburgring siegte das Team Müller/Steinmetz in der 1000-Kubik-Klasse und erreichte den dritten Gesamtrang. Kurz darauf gewann Leo Cella das Bergrennen Aosta-Pila, und bald darauf folgten zahlreiche weitere Klassensiege in ganz Europa. Mit 50 gebauten Exemplaren erhielt der Wagen 1968 die Homologation für die Gruppe 4 Sport.

Auch in den Händen privater Fahrer blieb der 1000 SP eine Erfolgsgeschichte. Ob bei den 1000 km von Monza oder bei nationalen Bergrennen – das Auto verband Fahrbarkeit mit Siegpotenzial. Carlo Abarth hatte sein Ziel erreicht: ein siegfähiges, bezahlbares Kundenauto. Und Colucci bewies, dass technischer Idealismus und kommerzieller Realismus kein Widerspruch sein müssen.

Die Auseinandersetzung zwischen Rohrrahmen und Blechkarosserie fand eine versöhnliche Fortsetzung im Abarth 2000 Sport Tipo SE010 (1967/68) – eine Symbiose beider Konzepte, die die Innovationskraft der Marke untermauerte. Der 1000 SP blieb jedoch der Inbegriff des klassischen Abarth-Geistes: leicht, kompromisslos und kompromissbereit zugleich – ein echtes Stück italienischer Ingenieursgeschichte.

Abarth 100SP, 1966

Fotos/Text: Rainer Roßbach