Fiat Ecobasic Concept

Fiat Ecobasic (2004)

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In der Tradition eines Fiat Panda (und damit auch, wie dessen Designer Giorgio Giugaro gerne zugibt, in der Tradition eines Citroën 2 CV) hatte Fiat das kompakte Konzeptauto Ecobasic entwickelt. Wie vor 60 Jahren folgte man der Vorgabe, „zwei Bauern und zwei Säcke Kartoffeln“ möglichst ökonomisch zu transportieren. Der Zeitgeist hatte sich jedoch geändert, die Berufsbilder hatten sich geändert und auch das Freizeitverhalten wurde in der Konzeption berücksichtigt. So war der Ecobasic eine Interpretation des Kompaktautos von morgen. Das betraf die Werkstoffe, die Karosserie, den Antrieb, den Innenraum, die Funktionalität und die Produktion.

Das Fahrzeug war 3,49 Meter lang, 770 Kilogramm leicht, mit einem cw-Wert von 0,28 aerodynamisch günstig, bei einem Verbrauch 2,9 Liter/100 km sparsam und umweltfreundlich (Euro 4). Die Karosserie baute auf einem Spaceframe mit eingefärbten Kunststoffpaneelen auf, so dass auf die Lackierung verzichtet werden konnte. Das 1,2-Liter-Turbodiesel-Triebwerk arbeitete mit der neuen Multijet-Direkteinspritzung.

Der Fiat Ecobasic war nach Baukastenprinzip aufgebaut. Dies ermöglichte einen niedrigen Grundpreis von etwa 5.000 Euro und gestattete außerdem eine individuelle Aus- sowie Nachrüstung von Türen, Sitzen oder Sonnendächern.

Das Pflichtenheft der Studie beschriebt einen multifunktionalen Kleinwagen, der wenig kostete, wenig verbrauchte und bedienungsfreundlich war, die Umwelt schonte und seinen Insassen optimale Sicherheit bot. Ein Auto, das angenommene Tendenzen der Gesellschaft berücksichtigen wollte ebenso wie neue technische Anforderungen und das in der Lage sein sollte, analog zum Kundenverhalten verstärkt unterschiedliche Nutzen zu erfüllen. Deshalb setzte Fiat bei der Studie mehr auf eine durchdachte und vielseitige Nutzung des Innenraums als auf eine üppige Einrichtung, mehr auf eine aerodynamisch effiziente Linienführung als auf Design sowie mehr auf zuverlässige Technik als auf aufwendige Elektronik.

Die geräumige Karosserieform, die große und steilstehende Windschutzscheibe, das gewölbte Dach und das rundliche Heck ergaben eine Form, die zusammen mit dem flachen Wagenboden, der strömungsoptimierten Anordnung der Fahrwerkselemente, rollwiderstandsarmen Reifen (Größe 165/65 R14) und sorgfältiger Gestaltung aller Lufteinlässe für den geringen Luftwiderstand (cw = 0,28) verantwortlich waren – nicht schlecht für ein 3,49 Meter langes Fahrzeug.

Während Plattform und Rahmen des Spaceframe aus Stahl bestanden, setzte sich die Karosserie des Ecobasic aus gewichtssparenden Kunststoffpaneelen zusammen, die je nach Einsatzart – Kotflügel, Türen, Heckklappe und Dach – unterschiedliche Materialeigenschaften aufwiesen und mit dem Karosseriekörper verklebt oder verschraubt waren. Ergebnis war eine Karosserie, die nicht nur steif, sondern auch durch ihre Materialbeschaffenheit (pigmentierter thermoplastischer Kunststoff) kratzfest war und nicht lackiert werden musste. Das galt auch für das von innen unverkleidete, zweiteilige Dach, dessen abnehmbarer vorderer Teil gegen ein Sonnendach ausgetauscht werden konnte.

Die Heckscheibe und die hinteren Seitenfenster waren aus Polycarbonat, ebenfalls die in ihrer Funktion veränderte Motorhaube, die ausschliesslich Öffnungen für Servicearbeiten hat. Nicht mehr der ganze Motor lag offen, eine kleine Klappe in der Frontpartie schaffte lediglich Zugang zu den Einfüllöffnungen für Motoröl, Kühl- und Scheibenwaschmittel.

Der Innenraum war geprägt vom weitgehenden Verzicht auf Verkleidungen und Feinbearbeitungen. Kunststoffe und Bleche lagen frei und zeigten die funktionelle Struktur. Das rohrförmig strukturierte Armaturenbrett mit modularen Ablagefächern enthielt in einer zylindrischen Mittelkonsole Armaturen, Schalthebel und – in einem multifunktionellen Kugelgriff – die Bedienungseinheiten für Heizung und Belüftung. Kunststoff-Folien ersetzten Glühlampen und Leuchtdioden und erlaubten eine geringere Bautiefe der Instrumente

Die Vordersitze waren durch ihre Rohrstruktur samt gepolsterter Hartschale nicht nur extrem leicht, sondern auch individuell aufrüstbar (Armlehnen, gepolsterte Seiteneile u. ä.). Die Rücksitze hatten geteilte Lehnen, die auf Knopfdruck an die Seitenwand des Ecobasic klappten und so Türen und Seitenscheiben vor eventueller Beschädigung durch das Ladegut schützten. Um die Größe der Ladefläche zu verdoppeln, genügte es, die Sitzflächen, deren Unterseite aus hartem Kunststoff bestand, umzudrehen.

Der Ecobasic wurd von einem 1,2-Liter-Vierzylinder-Turbodieselmotor mit vier Ventilen pro Zylinder und zwei obenliegenden Nockenwellen angetrieben. Das Einspritzsystem arbeitete nach dem von Fiat entwickelten Multijet-Verfahren, dem Common Rail der nächsten Generation. Im Gegensatz zu den zwei Einspritzungen des Unijet-Systems arbeitete Multijet mit mehreren über den gesamten Verbrennungszeitraum verteilten Einspritzungen. Dadurch erfolgte eine noch effizientere Kraftstoffverbrennung, ein auf unter drei Liter gesenkter Verbrauch und eine Reduzierung des Schadstoffausstoßes bei gleichzeitiger Leistungssteigerung. Der Turbodiesel-Direkteinspritzer leistete 45 kW (61 PS), erreichte ein maximales Drehmoment von 160 Nm bei 1.800 U/min. Damit erreicht das Auto eine Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h und eine Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in 13 Sekunden.

Der Ecobasic war mit einem Fünfgang-Automatikgetriebe ausgestattet, dessen Steuerelektronik durch optimale Gangwahl den Motor stets im verbrauchsgünstigsten Drehzahlbereich hielt. Zwei Automatikprogramme (Standard und Economy) sowie eine „Stop and Go“-Funktion (der Motor stellt sich vier Sekunden nach Stillstand automatisch ab) sorgten für eine weitere Senkung des Verbrauchs.

Bemerkenswert war auch der Produktionsprozeß. Durch die gefärbten Kunststoffpaneele entfiel die herkömmliche Lackierung. Die sichtbaren Teile des Space-Frame wurden durch doppelte Farb-Kataphorese lackähnlich geschützt. Dieses Verfahren sparte Zeit, Energie und Kosten. Das galt auch für die Montage. Durch die Beschränkung auf eine Basisversion, die am Ende des Fertigungsprozesses komplettiert würde, eine Motorversion, die auf das Wesentliche reduzierte Ausstattung und die Vormontage einzelner Fahrzeugabschnitte (z. B. Frontpartie, Kunststoffpaneele) wurden die Montagearbeiten vereinfacht. Eine speziell für das Konzeptauto entwickelte Logistik sollte außerdem die heutzutage üblichen Lieferzeiten halbieren.

Der Ecobasic als Innovationsträger mit Realitätsbezug sollte Lösungen anbieten, die neue Wege für die Serienfertigung beschrieben. 

Fotos: Fiat, Stellantis/Text: Rainer Roßbach