
Vor 50 Jahren siegt das Team Stirling Moss/Denis Jenkinson auf Mercedes-Benz 300 SLR in Rekordzeit. Zum Jubiläum hat Daimler-Benz alle drei Prototypen mitgebracht, die damals die italienischen Straßen unter die Räder nahmen
Die Mille Miglia ist eines der größten Oldtimer-Spektakel weltweit und Reminiszenz an eines der gefährlichsten Straßenrennen überhaupt. Bei diesem wurden zwischen 1927 und 1957 die stärksten und schnellsten Boliden über 1600 Kilometer öffentliche Straßen in Italien geprügelt – Kollateralschäden bei Zuschauern und Fahrern stillschweigend inbegriffen. Ein Faszinosum also, dem seit 1977 wesentlich ziviler gehuldigt wird. Denn seit damals wird die „Mille“ als Zuverlässigkeitsfahrt für Autos der Jahre 1927 bis 1957 ausgeschrieben und ist seitdem das „größte mobile Museum der Welt“.
Mittlerweile ist die Veranstaltung in den Niederungen des Kommerzes angekommen. Der Profit bestimmt die Zusammenstellung des Feldes sowie die Auswahl der angesteuerten Ziele. Besucher der frühen 1980er Jahre können sich noch an Felder erinnern, in denen seltenste und hochklassige Exemplare von Ferrari, Maserati, OSCA, Siata oder Lancia im Feld zu sehen waren, die die Anreise aus der ganzen Welt nicht scheuten. Doch das ist Schnee von gestern. Allenfalls Mercedes-Benz und BMW greifen noch in die Schatzkiste. Ansonsten bleibt es bei – zugegebenermaßen oft sündhaft teurer – Massenware.
Trotzdem: wer noch nie die Gelegenheit hatte, das wunderbare Fest der technischen Abhahme und des Starts in Brescia zu erleben, sollte sich wenigstens einmal auf den Weg machen. Das gebotene Spektakel ist die Reise wert.
Text und Fotos: Rainer Roßbach