Festival of Speed, Goodwood 2015

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“Känguruh” 2.0: 1965 startet Porsche in einzelnen Wettbewerben am Berg mit dem Spyder auf 904/6-Basis. Hüpfend geht es die Berge hoch, denn das Fahrverhalten ist fragwürdig

“Flat out and Fearless” – also “Furchtlos Vollgas geben” war die Überschrift zum diesjährigen Festival of Speed im südenglischen Goodwood. Gemeint waren damit vor allem die vielen kleinen tapferen Teams, die in der Formel 1 oder anderswo mit begrenzten Mitteln gegen die Platzhirsche antraten und manchmal auch bestehen konnten. Wahre Helden eben.

“Furchtlos Vollgas geben” ist aber auch am Berg vonnöten, wo auf kurzen und weitgehend ungesicherten Pisten die Piloten von der ersten Sekunde an volle Leistung bringen müssen. Ansonsten ist das Rennen schon verloren.

Bergkönig Gerhard Mitter etwa hat das Talent, sofort am Start zu explodieren, was er auch mit dem Porsche Bergspyder 904/6 1965 am Rossfeld tut. Der 904/6 basiert auf dem 904 und ist mit einer ultradünnen Spyder-Karosserie bekleidet – der Schutzfaktor ist Null.

Schnell und mit Gespür fürs schöne Detail: Der Kojima-Cosworth KE007

Vollgas gibt 1976 auch das japanische Kojima-Team, dass ausschließlich für die 1976er Ausgabe des japanischen Grand Prix den KE007 auf die Räder stellt. Ohne jede Erfahrung in der Königsklasse ist der Monoposto auf Anhieb konkurrenzfähig. Platz 10 im Training wird mit dem elften Rang im Rennen und der schnellsten Runde belohnt.

Zudem muss man konstatieren, dass der japanische Formel 1 nicht nur schnell, sondern auch überaus elegant ist. Präzise Gestaltung und feinste Details machen den Kojima KE007 zu einem der schönsten Rennwagen seiner Epoche.

Hier greift der King persönlich ins Lenkrad: Richard Petty und der Plymouth Superbird auf dem Weg zum Berg

Auf den amerikanischen “Nudeltöpfen” dagegen ist “Furchtlos Vollgas geben” Voraussetzung für den Sieg. Ende der 1960er Jahre versucht Chrysler mit dem Charger die Nascar-Meisterschaft zu gewinnen. Das gelingt nicht. Deshalb legt die Chrysler-Division Plymouth 1970 für den Nascar-Superstar “King” Richard Petty den Superbird auf Kiel. Das geflügelte Siebenliter-Monster gewinnt alles und ist so überlegen, dass es schnellstmöglich aus der Serie verbannt wird.

Vor 60 Jahren gibt auch Mercedes 1955 mit dem 300 SLR Vollgas. Die Sportwagenweltmeisterschaft soll gewonnen werden und dafür entwickelt Chefingenieur Rudolf Uhlenhaut den absoluten Supersportwagen der Epoche. Abgeleitet vom Formel-1-Monoposto entsteht ein Zweisitzer mit Dreiliter-Reihenachtzylinder, Direkteinspritzung und desmodromischer Ventilsteuerung, der bis zu 310 PS entwickelt und 300 Stundenkilometer schnell ist.

Text und Fotos: Rainer Roßbach