Mercedes-Benz Vision EQ Silver Arrow

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Mercedes-Benz Vision EQ Silver Arrow, Foto: Daimler AG

Nachdem das Design von Mercedes-Benz lange mit Sicken gequält hat, tut zwecks Entschlackung manchmal ein Blick ins Geschichtsbuch gut. Gerade, weil es für die kommenden elektrischen EQ-Baureihen neue Formen braucht. Die sind notwendig, was man am neuen EQC sieht, dem ersten, den man kaufen kann. Von frischen Formen keine Spur – SUV-Standardware, die niemand wehtut und keinen Eindruck hinterlässt.

Die Idee ist also naheliegend, mal den Markenfundus durchzustöbern. Und, – welch Überraschung –, völlig anders als im verquollenen Jetzt, finden sich hier Formen, die die maximale Klarheit feiern. Das hat mit der technischen und aerodynamischen Konsequenz zu tun, die beim Vorbild des Vision EQ Silver Arrow auf die Spitze getrieben wurde. 1938 stellt Rudolf Carraciola mit dem Zwölfzylinder W 125S „Stromlinie“ auf der Autobahn bei Frankfurt einen sensationellen Rekord über den fliegenden Kilometer auf: der Durchschnitt der zweimal durchmessenen Strecke lag bei unglaublichen 432,7 Stundenkilometern. Diese Bestleistung hält bis 2017. Die schlanke, silberne Zigarre verzichtete auf alles Überflüssige und war reine Zweckform – ein echtes Ingenieurauto.

Mercedes-Benz Vision EQ Silver Arrow, Foto: Daimler AG

An diesem Purismus nimmt die Studie Maß. Der ein Meter hohe offene Einsitzer ist glattflächig, flach und schlank, mit aerodynamischen Abdeckungen für die Räder und einer zentralen Finne hinter dem Kopf des Piloten. Natürlich ist die Lackierung silber, „Alubeam-Silber“, und die teilverkleideten Räder zeigen auf der offenen Seite rosegoldfarben lackierte Aluspeichen. Zwei vavariable Heckspoiler dienen, ganz in Mercedes-Tradition, als Luftbremse.

Nach Betätigung der Zündung strahlt es überall blau: an der Front das breite Leuchtband, auf den Seitenschwellern das EQ-Logo. Im Gegensatz zu Caracciolas frugalem Zwölfzylinder geht es im Innenraum der Studie aber nobel zu. Der Einzelsitz ist mit braunem Leder bezogen und in eine Platte aus Walnussholz eingefügt. Ins Leder wurden Sternchen eingesteppt und die Armaturentafel ist ein Panoramabildschirm, auf den ein Beamer die Umgebung in 3D projiziert. Das motorsportinspirierte Lenkrad ist oben und unten abgeflacht, und zur weiteren Bedienung dienen zwei grosse, einstellbare Pedale, die lakonisch mit + und – beschriftet sind. 

Mercedes-Benz Vision EQ Silver Arrow, Foto: Daimler AG

Im Lenkrad sitzt ein Touchscreen, an dem der Fahrer, – schöne neue Welt –, Programme wie Comfort, Sport und Sport+, aber auch Sounds wie etwa den des Formel‑1-Silberpfeils oder den des besonders musikalischen AMG V8-Motors einstellen kann.

550 kW/750 PS Leistung sollen es sein für den EQ Silver Arrow, dazu eine Reichweite von über 400 Kilometer, die ein flacher 80 kWh-Akku im Unterboden liefert. Klingt alles wie von morgen, aber ehrlich, ein V12 wäre die schönere Wahl. Versprochen ist, dass der „Silver Arrow“ das Design von morgen zeigt: ich möchte es gerne glauben.

Text: Rainer Roßbach, Fotos: Daimler AG