Dodge Charger, 1972

Festival of Speed Goodwood 2018

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Gary Judahs Skulptur zum 70. Geburtstag von Porsche. Neben den Rennikonen 919 und 917 sind auch der Dakarsieger von 1987 und der  918 Hybrid-Spyder verewigt

Der Zufall wollte, dass das 25jährige Jubiläum des Festival of Speed mit dem 70sten des Hauses Porsche zusammenfiel. Also wurde beides gefeiert und  „House“-Künstler Gary Judah, der schon seit mehr als 20 Jahren seine Phantasie in den Dienst des Festivals stellt, hatte eine 52 Meter hohe Plastik entworfen für sechs Highlights aus der aufregenden Porsche-Historie. Fahrfähig sind alle Autos in der Höhe: ein 356 Coupé, ein 911, ein 917, ein 919-Modell sowie ein 918 Spyder und der 959 für die 1986er Paris-Dakar.

Erstmals öffentlich: Die Zuffenhauser entwickelten im Jahr 2000 rund um den V10-Saugmotor aus dem Carrera GT den LMP2000 mit der Entwicklungsnummer “9R3”. Es blieb beim Prototypen ohne Renneinsatz.

Aber auch im Fahrerlager und auf der Strecke zeigte Porsche Potential: etwa mit dem 961 von 1986, dem einzigen Rundstreckenrenner auf Basis des 959, oder den 962 C, der 1987 in Le Mans siegte. Weiterhin hatten die Stuttgarter die Ikone „Moby Dick“  dabei, den 935/78 mit 845 PS und erstmals wassergekühlten Zylinderköpfen, den 911 „Paris Dakar“ des Jahres 1984 oder aber den GT1 als ersten Porsche-Rennwagen mit Carbon-Chassis. Und als Höhepunkt den 919 Hybrid Evo aus dem Jahr 2018, mit dem Porsches Ingenieure zeigten, was ohne Einschränkungen durch das Reglement möglich ist – beeindruckende Rundenrekorde in Spa-Francorchamps und auf der Nordschleife des Nürburgrings inklusive.

Bei den Einsitzern der Formel 1 und aus Indianapolis war das ganze Spektrum am Start: vom technologisch anspruchsvollen, aber wenig haltbaren B.R.M. 1,5-Liter-V16 über Jason Stuarts akribisch nachgebaute Ferrari 156 “Sharknose” bis hin zum exotischen Osella Alfa FA 1G aus dem Jahr 1986, der in seiner kurzen Karriere keinen einzigen Punkt holen konnte. Das machte der Parnelli VP J4-Ford, 1974 und 1975 am Start, besser: Mario Andretti brachte es auf sechs Punkte.

Ein Meilenstein für Indianapolis war der Lotus-Ford 29. Im Jahr 1963 trat die englische Konstruktion erstmals bei den 500 Meilen an. Zwischen den Frontmotor-Roadstern der alten Schule schockte Jim Clarks Mittelmotorwagen mit seiner modernen Konstruktion. Der leichte und agile Wagen fuhr auf den zweiten Platz und löste eine Kulturrevolution aus. Schon im nächsten Jahr waren die Frontmotoren Geschichte. 

Amerikanische Antriebstechnik konnte sich jedoch noch bis 1978 halten. In diesem Jahr gewann der 2,65ccm große und 770 PS starke Offenhauser-Vierzylinder Turbo zum letzten Mal den amerikanischen Klassiker.

VW I.D. R: Roland Dumas stellt 2018 im 500 kW (680 PS) starken, rein elektrisch angetriebenen I.D. R einen neuen Rekord am Pikes Peak auf. Der Franzose  verbesserte in 7:57,148 Minuten nicht nur die bisherige Bestmarke für Elektrofahrzeuge, sondern auch die bisherige absolute Bestzeit von Sebastien Loeb auf Peugeot aus dem Jahr 2013 um 16 Sekunden.

Interessante Exponate hatte auch Mercedes-Benz im Gepäck. Zum einen das Chassis des Mercedes W 125S „Rekordwagen“, mit dem Rudolf Carraciola 1938 auf der Autobahn bei Darmstadt einen formidablen Rekord über den  fliegenden Kilometer erzielte. Sein Schnitt lag bei 432,7 Stundenkilometer. Noch schneller sollte der T80 sein. Dessen Aufgabe wäre es gewesen den absoluten Landgeschwindigkeitsrekord zu knacken. Als Antrieb war ein Daimler-Benz-DB-603-Motor vorgesehen, der es  in seiner Endausbaustufe auf 3500 PS bringen sollte. Der Krieg verhinderte den Einsatz, aber mittlerweile hat sich die Klassikabteilung der Stuttgarter darangemacht, den wuchtigen Dreiachser zu restaurieren.

Auch die mittlerweile verschwundene englische Rennwagenmanufaktur Lola feierte ein rundes Jubiläum. Die erste Konstruktion Eric Broadleys, der MK 1 mit 1100 ccm-Coventry-Climax-Motor, gab sein Debüt 1958. Später folgte hubbaumstärkeres. John Surtees etwa gewann 1966 die amerikanische CanAm-Serie mit dem T70 Spider Mk. II, der von einem großvolumigen Chevrolet V8 angetrieben wurde. Die Coupé-Version, die ab 1967 verkauft wurde, gilt immer noch als erfolgreichster englischer Zweisitzer. Danach folgten viele Monoposto, CanAm-Boliden und noch mehr Sportprototypen. Der letze in der Reihe war der Lola T92/10 aus dem Jahr 1992, befeuert von einem 3.5-Liter-Judd-V10. 

Auch Volkswagen faszinierte: Neben dem futuristischen Elektrorenner I.D.R, mit dem Roland Dumas 2018 den bestehenden absoluten Rekord am Pikes Peak pulverisierte, zeigten die Wolfsburger den sprichwörtlichen Wolf im Schafspelz. Gekleidet in eine mausgraue und seriennahe Golfkarosserie, produzierten im 1987er VW Golf Bi-Motor zwei aufgeladene 1,8-Liter-Vierzylinder aus dem Golf GTI  brachiale 652 PS. Rallye-Europameister Jochi Kleint sollte gleichfalls am Pikes Peak gewinnen und es sah gut aus. Der Golf war der Schnellste, aber kurz vor dem Ziel riss ein Vorderrad ab. Damit war die Mission gescheitert,

Text und Fotos: Rainer Roßbach