Renault „Etoile Filante” (1956)

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Mitte der 1950er-Jahre hat Renault Amerika im Blick, und was eignet sich besser als Türöffner für den lukrativen US-Markt als ein spektakulärer Weltrekord? Heckflossen und Düsenflugzeuge sind damals groß in Mode jenseits des Atlantiks, ein Turbinenfahrzeug mit Jet-Appeal würde die gewünschte Aufmerksamkeit auf jeden Fall erzielen. Da trifft es sich gut, dass soeben Joseph Szydlowski, Chef der auf Helikopterantriebe spezialisierten Firma Turboméca, bei Renault angeklopft hat, um die Vorzüge des Turbinenantriebs auch im Automobilsektor zu erörtern. Nach kurzem Zögern beschließt die Renault Direktion, das Wagnis einzugehen und einen Versuchsträger zu bauen. 

Mit der Realisierung wird ein dreiköpfiges Team beauftragt, bestehend aus dem Designer Fernand Picard, dem Antriebsentwickler Albert Lory sowie dem Ingenieur und Testfahrer Jean Hébert. Ihre Schöpfung namens „Etoile Filante”, auf Deutsch: „Sternschnuppe”, ist von zeitloser Schönheit. Unter der atemberaubend geformten Stromlinienkarosserie aus Fiberglas mit zwei riesigen Finnen im Flugzeugstil befinden sich ein filigraner Gitterrohrrahmen und eine Turboméca Gasturbine, die bei 28.000 1/min 270 PS freisetzt. Neuartige Scheibenbremsen, wie soeben erstmals bei den 24 Stunden von Le Mans eingesetzt, bringen das blaue Projektil zum Stehen. Am 4. September 1956 gelingt Jean Hébert auf den Bonneville Salt Flats im US-Staat Utah mit der Etoile Filante der angepeilte Geschwindigkeitsrekord für Turbinenfahrzeuge: Er bewältigt die Distanz von fünf Kilometern mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 308,9 km/h. Pünktlich zum Marktstart der neuen Dauphine in den USA heißt es damit für die Etoile Filante „Mission erfüllt”.

Fotos/Text: Renault