
Felice Mario Boano war ein italienischer Automobilkonstrukteur und Karosseriebauer, der nach Stationen bei Stabilimenti Farina in Turin zu Pinin Farina kam. 1944 kaufte er zunächst die die Carrozzeria Ghia und war maßgeblich an der Entwicklung mehrerer Modelle: dem Alfa Romeo 2500 CC, dem Lancia Aurelia (1950), dem Karmann Ghia (1953), dem Chrysler K200, dem Alfa Romeo 1900SS und einigen Ferrari 166 im Berlinetta-Stil. Ihm wird auch das Design des Lancia Aurelia GT Coupés zugeschrieben.
1954 gründete er zusammen mit seinem Sohn Gian Paolo die Carrozzeria Boano in Grugliasco. Sie übernahmen einen Teil der Produktion des Ferrari 250 GT Coupé von Pinin Farina und arbeiteten für Kunden wie Abarth oder Ford in Detroit.

Eins der Highlights, die Boano für die Amerikaner gestaltete war der Lincoln „Indianapolis“, der 1955 auf dem Turiner Autosalon vorgestellt wurde. Ford hatte die avantgardistische Carrozzeria beauftragt, die Nobelmarke besser ins Rampenlicht zu stellen.
Anfang 1955 wurde bei Boano das Lincoln-Chassis angeliefert. Das Fahrgestell hatte einen 225 PS starken 341ci-V8-Motor mit Vierfachvergaser sowie ein Viergang-Automatikgetriebe, einer vorderen Einzelradaufhängung mit Dämpfern und Schraubenfedern, sowie eine blattgefederte Hinterachse und rundum Trommelbremsen.
Ein futuristische Coupé aus der Feder von Gian Paolo Boano in leuchtendem Orange war das Ergebnis. Der Entwurf war vom Jet-Zeitalter inspiriert und die Karosserie war extravagant, kühn und elegant.
Trotz der spektakulären Entwürfe schloß Boano die Manufaktur schon nach drei Jahren. Ab 1957 arbeitete Mario Boano unter Dante Giacosa für Fiats Styling-Abteilung und dort entwarf er den Fiat 600 sowie den Simca 1000. Sohn Gian Paolo Boano wurde 1959 sein Nachfolger als Leiter von Fiats Centro Stile und blieb bis 1988 bei Fiat.

Fotos: Michael Furman, RM Auctions/Text: Rainer Roßbach