Lear Vapordyne (1969)

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Bill Lear war einer der produktivsten Erfinder Amerikas, der über 120 Patente erhielt. Bekannt wurde er durch die Erfindung des Lear Jets, des ersten erfolgreichen Geschäfts- und Privatflugzeugs. Nachdem er 1931 sein erstes Privatflugzeug gekauft hatte, wandte Lear seine Aufmerksamkeit der Avionik zu. Er erfand ein Funkpeilgerät, Autopilotsysteme und das erste vollautomatische Flugzeuglandesystem. Ende der 1960er Jahre floß ein großer Teil von Lears Vermögens in den Versuch, das Indy 500 mit Dampfkraft zu gewinnen.

Lear hatte ein Forschungs- und Entwicklungsteam, das sich mit Dampfkraft beschäftigte. 1968 traf Bill Lear auf Ken Wallis, der an der Entwicklung von Andy Granatellis STP-Turbinenwagen von 1967 beteiligt war, und der Parnelli Jones fast den Indy 500-Sieg brachte. Wallis begeisterte Lear von der Idee, einen dampfgetriebenen Rennwagen beim 1969er Indy 500 einzusetzen. Angetrieben werden sollte der Wagen von einem Gegenkolbenmotor mit dreieckig angeordneten Zylindern, der drei separate Kurbelwellen antrieb. Die Leistung sollte etwa auf dem Niveau der konventionell angetriebenen Konkurrenz liegen.

Als Innovation diente eine Flüssigkeit namens Learium, die angeblich bessere thermische Umwandlungseigenschaften hatte als Wasser, das aber die Erwartungen nicht erfüllen konnte. Vier Millionen Dollar allein kostete das rollende Chassis mit Vierradantrieb, das den 67er STP- und 68er Shelby-Turbinenautos sehr ähnlich sah, nur dass die Turbine nicht neben dem Fahrer saß, sondern der Dampfkessel dort untergebracht war. Der kompakte Motor fand Raum hinter dem Fahrer. 

Einen Monat vor dem Rennen in Indianapolis war jedoch noch kein Motor gelaufen, nicht einmal ein Dampfkessel existierte. Die Entwicklung des Vapordyne-Motors hatte weitere 13 Millionen Dollar verschlungen, bevor das Projekt ein Ende fand.

Fotos: Lear Motors Cooperation, The Henry Ford/Text: Rainer Roßbach