Zenvo Aurora Agil/Tur

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Die beiden Modell des dänischen Sportwagenbauers basieren auf der gleichen Architektur, bedienen aber eine unterschiedliche Käuferschaft. Während die einen Komfort und Luxus bevorzugen steht bei anderen absolute Leistung und Rennstreckentauglichkeit auf dem Wunschzettel. Den „Tur“ adressieren die Dänen als die „eiserne Faust im Samthandschuh“, während der „Agil“ den Fokus auf sportliche Leistung legt. Beide Modelle basieren auf demselben Chassis und Antriebsstrang, sind aber sehr unterschiedlich aufgebaut und haben einen eigenen Charakter. Der Agil ist das leichtere und stärkere Modell, mit einem aerodynamisch optimierten Unterboden und einem hohen Heckflügel.

Der Antriebsstrang überträgt die gesamte Kraft serienmäßig auf die Hinterräder, während ein Allradantrieb optional erhältlich ist. Im Innenraum wurde auf Komfort und überflüssigen Luxus verzichtet. Das Karbon-Chassis ist an mehreren Stellen sichtbar, während für die Polsterung der Sitze und ausgewählte Bereiche der Türen und des Armaturenbretts ultraleichtes Material verwendet wird. Dank dieses gewichtssparenden Konzepts wiegt der Agil weniger als 1.300 kg. Das Design sorgt für eine bessere Downforce, die bei einer Geschwindigkeit von 250 km/h bei 880 kg Abtrieb liegt und eine Höchstgeschwindigkeit von 365 km/h erlaubt.

Das Herzstück aller Aurora-Modelle ist der von Mahle Powertrain entwickelte 6,6-Liter-V12-Motor mit Vierfach-Turboaufladung. Dieses Triebwerk mit einer Leistung von 1.250 PS und einer Drehzahl von bis zu 9.800 Umdrehungen pro Minute ist in einer 90-Grad-Hot-V-Konfiguration mittig hinter dem Cockpit montiert. Er wird durch ein leichtes Elektromotorsystem ergänzt, das je nach Konfiguration des Antriebsstrangs bis zu 600 PS zusätzlich erzeugt. Das Hinterradantriebssystem des Agil verfügt über einen einzelnen integrierten Elektromotor, der 200 PS leistet, während der serienmäßigen Allradantrieb einen weiteren Elektromotor an jedem der Vorderräder hat. Das Ergebnis ist in der Kombination der leistungsstärkste V12-Motor, der je in ein Straßenfahrzeug eingebaut wurde. Zeitgemäß ist das Mahle Jet Ignition-Systems, welches schon die Anforderungen der neuen Euro 7-Gesetzgebung erfüllt. Die Vollaluminium-Konstruktion in Verbindung mit Karbonfaser resultiert in einer kompakten und leichten Einheit mit einem Gewicht von weniger als 260 kg.

Ein Siebengang-Getriebe sorgt für sanfte Gangwechsel. Die Schaltcharakteristika der beiden Modelle werden sich aufgrund der Getriebeauslegung und der Gangabstufung deutlich unterscheiden. Der Agil bietet eher mechanische Schaltvorgänge, ähnlich einem sequentiellen Getriebe, der Tur hingegen bietet sanftere Übergange. Das Getriebe verfügt über ein E-Differential, während jeder der E-Motoren eine Leistung von 150 kW erbringt. In beiden Antriebskonfigurationen ist ein Motor im Getriebe untergebracht, ein weiterer Motor befindet sich an den Vorderrädern für den Allradantrieb. Die vorderen Motoren fungieren als elektrisches Torque-Vectoring-System und erzeugen eine Leistung im Bereich von 400 kW. Zusammen erzeugen die E-Motoren zwischen 200 und 600 PS an sofortiger Leistung und fungieren als „Drehmomentfüller“, während die Turbos hochgefahren werden. Das Gefühl im Gaspedal und das Ansprechverhalten waren bei der Entwicklung von großer Bedeutung und es wurde viel Arbeit in die Dynamik und die Integration zwischen den Elektromotoren und dem Motor gesteckt, um die Leistungskooperation beider Antriebssysteme so nahtlos wie möglich zu gestalten. Deshalb hat der Antriebsstrang vier kleinere Turbos anstatt der üblichen zwei. So können sie schneller hochfahren und bieten eine direktere und bessere Gasannahme.

Die Aerodynamik des Tur erzeugt einen effizienteren Luftstrom mit einem geringeren Luftwiderstandsbeiwert. Die Auslegung des Unterbodens wird durch aktive Kanäle im Heckflügel ergänzt, die für ein hohes Maß an Stabilität sorgen. Darüber hinaus hat er einen serienmäßigen Allradantrieb, der das Grip-Niveau erhöht und die Nutzung der verfügbaren Leistung verbessert. Zwar liegt sein Gesamtgewicht um 150 kg höher und beträgt nun 1.450 kg, doch die aerodynamisch effizientere Form erlaubt eine hypothetische Höchstgeschwindigkeit von 450 km/h. Der Innenraum ist mit hochwertigen Materialien und einer verbesserten Schalldämmung ausgestattet für ein traditionelles Luxus-GT-Gefühl, wofür der Name „Tur“ – dänisch für „Touring“ – steht.

Fotos: Zenvo/Text: Rainer Roßbach