
Die Geschichte des Fiat Panda 4×4 beginnt 1983, nur drei Jahre nach dem offiziellen Debüt des von Giorgetto Giugiaro entworfenen Fiat Panda mit Vorderradantrieb. Die Allradversion zeichnet sich durch hervorragende Geländeeigenschaften und einen erschwinglichen Preis aus. Die Turiner lassen den Panda beim österreichischen Allradspezialisten Steyr-Puch in einen kleinen und leichten Geländewagen verwandeln. Dessen 4×4-System ist einfach und robust: Ein Hebel vor dem Schaltknauf auf dem Mitteltunnel schaltet den Hinterradantrieb zu.
Auf ein Mitteldifferential verzichtet man, weshalb die Empfehlung ausgesprochen wird, den Allradantrieb nur auf rutschigem Untergrund und bei niedriger Geschwindigkeit einzusetzen, damit Verspannungen im Antriebsstrang vermieden werden. Das Fünfgang-Getriebe hat einen besonders kurz übersetzten ersten Gang, um auch die extremen Steigungen zu bewältigen. Die Produktion erfolgt in zwei Schritten: Bei Steyr-Puch in Graz wird die gesamte Kraftübertragung (Kupplung, Getriebe, dreiteilige Antriebswelle, Hinterachse mit Differential und Bremsen) hergestellt. Im FIAT-Werk in Termini Imerese auf Sizilien erfolgt dann die Endmontage.
Anfangs ist ein 965-Kubikzentimeter-Motor mit 48 PS montiert, der durch ein 1100er-Aggreagt ersetzt wird. Der Allradler hat eine Bodenfreiheit von rund 18 Zentimetern, ein Leergewicht von lediglich 740 Kilogramm und kurze Karosserieüberhänge, die auch Böschungen von fast 45 Grad bewältigen. Der Geländetauglichkeit dienen auch grobstollige Reifen und Schutzleisten im unteren Bereich der Karosserie. Damit ist der Fiat Panda 4×4 sowohl für den täglichen Gebrauch als auch für schwieriges Gelände geeignet. Auch der Preis von anfangs unter 14.000 D-Mark überzeugt. Neben der Basis- und der S-Version des Fiat Panda 4×4 folgen im Laufe der Jahre verschiedene Ausstattungsvarianten, darunter Trekking, Country Club (eine Version mit einem Neigungsmesser an der Armaturentafel) und der limitierte Fiat Panda 4×4 Sisley mit besonders umfangreicher Serienausstattung.

Dem Image des Fiat Panda 4×4 dient die Teilnahme an zahlreichen Wettbewerben in der ganzen Welt. 1985 etwa nehmen 50 Fiat Panda 4×4 an einer Fahrt teil, die in Rom beginnt und zunächst in Tunis endet. Später wird Abidjan Zielort – die Stadt an der Elfenbeinküste ist 14.000 Kilometer von Italien entfernt und nur über Wüstenstraßen quer durch die Sahara erreichbar. 1986/1987 bewältigen Allrad-Pandas mehr als 7.000 Kilometer durch das australische Outback. Im Sommer 1987 geht es dann in Island zu Eisbergen und Geysiren und 1987 und 1988 in den Urwald am Amazonas. 1989 nehmen 50 Fiat Panda 4×4 indische Straßen unter die Räder.
Die größte Herausforderung ist die Rallye Paris–Peking im Jahr 1989, die sich über elf Länder und 22.000 Kilometer erstreckt, die allerdings aufgrund von politischen Spannungen die chinesische Hauptstadt nicht erreicht. Das ist einige Jahre früher einer anderen Marco-Polo-Expedition- Die fährt im Frühjahr 1985 mit drei Fiat Panda 4×4 über die Seidenstraße von Venedig bis nach Peking.
Das ikonische und charmante Giugiaro-Design und die Vielseitigkeit des Panda 4×4 machen den kleinen Italiener zu gesuchten Klassiker, für den – vorausgesetzt der Zustand ist gut – Preise ab 20.000 Euro verlangt und bezahlt werden.

Fotos: Fiat, Stellantis/Text: Fiat, Rainer Roßbach