
Der offene Zweisitzer entsteht 1934 als Type 59 Sports mit einem Type 57-Chassis. Wenig später erhält er ein spezielles, neues Chassis für die nächsten Grand-Prix-Rennen. Erstmals stellte Bugatti den Type 59 Sports am 24. September 1933 beim Großen Preis von San Sebastián vor. Unter seine schlanke und niedrige Form passt der kompressoraufgeladene Reihenachtzylinder nahezu perfekt. Die Räder mit Speichen aus Klavierdraht minimieren die ungefederten Massen und sorgen mit neuen, ausgeklügelten Stoßdämpfern für ein ausgewogenes Fahrverhalten mit einem für einen Rennwagen ungewöhnlich hohen Komfort. Der Type 59 Sports sieht elegant aus und fährt extrem schnell.
Zuerst setzt Bugatti diesen Werks-Type 59 Sports mit einem 3,3-Liter-Achtzylinder (Nr. 5) in der Saison 1934/1935 ein. Spitzenfahrer René Dreyfus fährt im April 1934 beim Großen Preis von Monaco direkt auf den dritten Platz. Robert Benoist überquert im Juli desselben Jahres beim Großen Preis von Frankreich in Montlhéry als Vierter die Ziellinie, ebenso ein paar Wochen später in Spa-Francorchamps beim Großen Preis von Belgien. Beim Großen Preis von Spanien im September belegt Jean-Pierre Wimille den sechsten Platz.

Ettore Bugatti – gewohnt zu gewinnen – zieht sich mit dem Type 59 Sports aus dem Grand-Prix-Rennsport zurück und verkauft vier Fahrzeuge an britische Enthusiasten. Ein Exemplar ändert das Unternehmen in Molsheim zu einem „Rennsportwagen“. Es ist ein Novum bei Bugatti – bis heute. Das Fahrzeug bleibt der einzige Grand-Prix-Wagen, der im Werk zum Rennklassement „Sportwagen“ umgebaut wird, und befindet sich heute in einem nahezu unrestaurierten Originalzustand.
Aus dem Motorraum entfernen die Ingenieure den Kompressor, integrieren dafür einen neuen Öltank inklusive Zweipumpenschmierung sowie ein Viergang-Trockensumpf-Vollsynchrongetriebe mit Zentralschaltung. Auch die Karosserie schneidern sie neu: kleine Motorradkotflügel, eine kleine Windschutzscheibe, kleine, weit unten positionierte Scheinwerfer und Seitentüren – mit der neuen Fahrgestellnummer 57248.

Ein zweisitziges Automobil nicht nur für die Straßen, sondern auch für die Rennstrecke. Genau da setzt Jean-Pierre Wimille den Sportwagen Type 59 Sports ab 1935 in der neuen 750-Kilogramm-Klasse vermehrt ein. In der Sportwagen-Saison 1937 siegt dieser Type 59 Sports mit Pilot Jean-Pierre Wimille am Steuer unter anderem bei den Grands Prix de Pau, de Tunis und de Marseille. Der von den Mechanikern in Molsheim liebevoll „La Grand-Mère“ (Großmutter) genannte Sportwagen nimmt an Rennen in Afrika teil und gewinnt die letzte Ausgabe des Großen Preises von Algerien. Im Juli 1937 gewinnt Jean-Pierre Wimille zum letzten Mal mit dem Type 59 Sports einen Grand Prix, den Grand Prix de la Marne auf der Rennstrecke in Reims – immerhin mit drei Minuten Vorsprung vor dem Zweiten. Der schnelle und überlegene Bugatti erregt in der Szene Aufsehen. Am Ende der Saison kauft ein langjähriger Bugatti-Kunde diesen ungewöhnlichen Sportwagen mit erfolgreicher Rennhistorie: Leopold III., König von Belgien zwischen 1934 und 1951.
Im Jahr 1967 verkauft Leopold III. den Bugatti an einen belgischen Sammler, der ihn rund 20 Jahre behält und weder restauriert noch aufpoliert. 1989 geht der historisch so bedeutsame Rennsportwagen an einen amerikanischen Bugatti-Enthusiasten über, der ihn ebenfalls im originalen Zustand belässt und lediglich die Technik des Type 59 Sports überholt. Danach wechselt der Sportwagen noch in zwei weitere Garagen bekannter Sammler, die die Karosserie aus Respekt vor seiner ruhmreichen Vergangenheit unberührt lassen.

Fotos: Bugatti/Text: Bugatti