Skoda 968 (1956)

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Skoda war immer eine Ausnahme im automobilen Kosmos des Ostblocks: die technisch versierten Tschechen hatten sich auch dem systembedingten Zwang zur automobilen Schmalkost zu unterwerfen, gleichzeitig gab es aber immer interessantes oder sportliches im Programm. In den 1950er bauten sie das schicke Felicia Cabrio und in den Siebzigern machte der „Ostblockporsche“ Skoda 110 Coupé auch der westlichen Konkurrenz auf der Rennstrecke die Hölle heiß.

Was passieren konnte, wenn man die automobilverrückten Ingenieure aus Mladá Boleslav vom Haken ließ, konnte man 1957 besichtigen.

Ende 1957 stellte Skoda den Sportprotyp eines offenen, zweisitzigen Sportwagens vor. Ab dem Frühjahr 1956 stellten die Tschechen einen Rennsportzweisitzer mit Namen „968“ auf die Räder, der sich durchaus mit der Konkurrenz aus dem Westen messen konnte. Und dass resultiert nicht nur aus der erstaunlich hohe Literleistung, die der 1100er-Vierzylinder mit zwei oben liegenden Nockenwellen erreicht. 92 PS bei 7700 Umdrehungen die Minute ist für die Fünfziger eine echte Ansage – die Literleistung liegt bei sehr guten 85 PS. Hochoktaniges Flugbenzin hat dabei auch eine Rolle gespielt.

Das kleine potente Treibwerk ist vorne in einem aus dünnwandigen Rohren geschweißten Gitterrohrrahmen eingebaut und in Transaxle-Manier befinden sich die Kupplung, das Fünfgang-Getriebe und das Verteilergetriebe an der Hinterachse und bescheren dem nur 75 Kilogramm schweren Rahmen die nahezu perfekte Gewichtsverteilung von 49,7 zu 50,3 Prozent. Vorn werden die Räder an einer Trapezquerlenkerachse geführt, hinten an einer Pendelachse mit Längslenkern.

 Der Radstand beträgt 2200 Millimeter und über diesen spannt sich eine 3,90 Meter lange, 1,43 Meter breite und lediglich 964 Millimeter hohe Karosserie aus glasfaserverstärktem Kunststoff. Ergebnis: ein Kampfgewicht von nur 550 Kilogramm. Je nach Achsübersetzung waren damit Spitzengeschwindigkeiten von 190 bis 200 Stundenkilometer drin.

Zwei Exemplare wurden für Langstreckenrennen gebaut und gehören zu den Highlights der 116-jährigen Markengeschichte. Zwei 1959 aus Aluminium gebaute Coupés haben die Zeiten nicht überstanden. Sie beendeten ihre Existenz profan im Straßenverkehr. 

Die beiden Roadster hingegen haben überlebt. Einer steht meist im Werksmuseum und wird hier und da bei historischen Veranstaltungen eingesetzt. Der zweite ist im Besitz des britischen Importeurs, der ihn auch dann und wann auf die Rennstrecke bringt.

Fotos: Skoda/Text: Rainer Roßbach