Morgan 4/4 Sport

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Steckscheiben und ein knappes Zelt bieten Schutz gegen widriges Wetter

Charles Morgan ist stolz: stolz auf den neuen 4/4 Sport. Der ist 800 Kilo leicht und 111 PS stark. Das macht 7,2 Kilo pro PS. Der kleine Morgan spurtet in weniger als 8 Sekunden auf Tempo 100 und bläst dabei lediglich 140 g/km CO2 in die Luft. Was wie die Summe aus allerneuesten Technologien ausschaut ist in Wahrheit alt. Seit 1936 – also schon 75 Jahre – hat das englische Traditionsunternehmen den 4/4 im Programm. Aber auch nach dieser langen Zeit ist Raum für Optimierungen. Das meint beim “Sport” vor allem eins: weglassen.

Statt eines Ersatzrads gibt es ein Reparaturset und eine Luftpumpe – Stoßstangen fehlen ganz, statt aus Holz ist das Cockpit aus Blech, und die Türen werden mit einfachsten Schnappver-schlüssen geschlossen. Zum Trost gibt es ein feines Nardi-Holzlenkrad mit schmalem Kranz und schwarz lackierte Speichenräder mit Zentralverschluss. Zudem sitzt man in Rennschalen, die mit feinstem Leder gepolstert sind.

Der knapp geschnittene Roadster mit den sinnlich-runden Kotflügelschwüngen baut in altväterlicher Manier auf einem Rahmen aus leichtem imprägniertem Eschenholz auf, der ganz klassisch auf einem (mittlerweile verzinkten) Leiterrahmen mit Starrachsen montiert wird. Darauf wird eine Karosserie aus feinstem, handgeklopftem Alu-Blech gesetzt.

Die eher schwächlich erscheinenden 111 PS aus einem 1600-Kubikzentimeter-Ford-Triebwerk reichen für ein quicklebendiges und unverfälschtes Roadstererlebnis. Fahren wie vor siebzig Jahren: Die kleine Frontscheibe dosiert den Wind in lustspendenden Dosierungen. Die tiefe Sitzposition sowie die weit ausgeschnittenen Türen lassen einen förmlich über den Boden rutschen und die lange, antike Fronthaube kündet von der Lust vergangener Zeiten.

Die Vermutung liegt nahe, dass soviel intelligenter Verzicht reichlich Bares verlangt. Stimmt aber nicht. In England ist der kleine Morgan schon für etwa 30.000 Euro zu haben, der Linkslenker kostet etwa 39.500 Euro. So ist der Morgan 4/4 Sport angesichts seiner Qualitäten und eines Wertverlustes, der gegen Null tendiert, ein Angebot, das man kaum ablehnen kann.

Fotos: Morgan/Text: Rainer Roßbach