Concorso d’Eleganza Villa d’Este 2015

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Pegaso “Cupula” mit spanischer Enasa-Karosserie aus dem Besitz des niederländischen Louwman-Museum, 1952

Seit 1929, wenn auch mit Unterbrechungen, wird der traditionsreiche Concours d’Elégance für Automobile in der Villa d’Este im noblen Cernobbio am Comer See ausgetragen. Ursprünglich hatten hier die italienischen Luxus-Karrossiers Gelegenheit, ihre neuesten Kreationen der vermögenden Kundschaft vorzustellen. Heutzutage geht es anders herum: teure historische Karossen können sich nach dem Plazet einer Auswahl-Kommission um diverse ausgelobte Preise bewerben. Das ist zwar teuer, hat aber den Vorteil, dass sich damit der Marktwert des Vehikels deutlich steigern lässt.

Taktisch geschickt ist es, wenn man ein italienisches Gefährt an den Start bringt, denn die Erfahrung der letzten Jahre zeigt, dass die Jury stolzes Grün-Weiß-Rot am Revers trägt. So auch in diesem Jahr: Den Pokal „Best of Show“ gewann ein Alfa Romeo 8C 2300 mit Zagato-Karosserie. Ein tolles Auto zweifellos, und ein grandios erfolgreiches Rennfahrzeug, aber irgendwie auch Deja-Vu. Der „Coppa d’Oro“ des Publikums ging auch, notabene, nach Italien. Ein Ferrari 166 MM aus dem Besitz des früheren Fiat-Patriarchen Gianni Agnelli konnte den Pokal mit nach Hause nehmen.

Die spektakulärste aktuelle Studie war der Maserati Zagato “Mostro”, eine Hommage an Frank Costins 450 S von 1956

Bei soviel nationalem Überschwang zieht man die Augenbraue hoch und macht seine eigene Wertung auf: Der Preis für das schönste UFO geht an den Pegaso „Cupula“ mit Enasa-Karosserie, der mit Rotwandreifen und gelbem Lack genau so auf der New Yorker Autoshow des Jahre 1952 stand.

Das perfekte Kunstwerk hingegen – innen und aussen – ist ein 1946er Maserati A6 1500 S Zagato, ehedem im Besitz eines sizilianischen Arztes.

Den Glamour-Pokal gewinnt Bruce McLarens goldener CanAm-Spider M1A, den Elvis Presley im Hollywood-Film „Spinout“ gesteuert hat, und die Tapferkeitsmedaille geht an den Versuch der verflossenen American Motors Company, Chevrolets Corvette 1970 mit dem AMX/3 herauszufordern. Eine Aufgabe, an der selbst Italiens Wunderingenieur Giotto Bizzarini scheiterte.

1966 erschien einer der schönsten Ferraris: Der Dino 206 SP war mit einem Zweiliter-65-Grad-V6 bestückt.

Die Exzentrik-Trophäe geht natürlich nach England. Unerreichbar für die Konkurrenz ist der sechsrädrige Panther Six von 1976: ein Monster mit 600 PS, einer Spitze von sagenhaften 320 Stundenkilometer und dem Charme eines Opel Manta.

Am Ende aber bleiben 52 handverlesene und faszinierende Preziosen, die alle einzigartig sind und reine automobile Leidenschaft wecken. Das ist, jenseits aller Preisvergaben, ein Spektakel für sich und mehr als genug für zwei faszinierende Tage.

Text und Fotos: Rainer Roßbach