
Der Renault Spider ist was für Hartgesottene. Komfort ist ein Fremdwort, denn der Zweisitzer ist ursprünglich für eine Rennserie im Formel-1-Rahmenprogramm geplant und ist deshalb nackt und pur. Der Mangel an Behaglichkeit beschränkt sich beileibe nicht nur auf die Inneneinrichtung, auch Fahrwerk, Lenkung und Bremsen verlangen den vollen Körpereinsatz.
Man muss aber zugeben: die Sitze sind gut, das lederummantelte Lenkrad klein und griffig und die verstellbaren Pedale aus massivem Aluminium sind so schön, dass das Herz aufgeht. Der schmale Windabweiser der ersten Serie ist, trotz gegenteiliger Behauptung, so wenig effektiv, dass man sich mit Freude einen Helm aufsetzt. Dieser ist auch sonst ganz nützlich, weil Seitenfenster, Verdeck und Lüftung durch Abwesenheit glänzen. Nur im Stand schützt eine Persenning den Innenraum vor Regen.

Dass der Spider unter den rennkundigen Händen der Ingenieure im Alpine-Werk im nordfranzösischen Dieppe entstanden ist, das Ende der 1990er Jahre als Renault Sport firmierte, sieht man dem Chassis an. Ein massiver Hauptrahmen aus Aluminium, an den vorne und hinten jeweils ein Hilfrahmen befestigt ist, nimmt die Technik auf. Die ist erstmal unspektakulär. Der 2,0-Liter-Vierzylinder in Mittelmotorposition, stammt aus der Mégane-Familie und leistet schmale 147 PS. Die Bremse ist aus dem Alpine 610 Turbo und muss ohne hydraulischen Bremskraftverstärker auskommen. Allerdings wiegt der Zweisitzer auch dank der dünnen Kunsstoffhaut lediglich 950 Kilogramm, und das macht den sportlichen Renault ausgesprochen fahrdynamisch.

Wenn es schnell gehen soll, ist die ganze Kraft gefordert. Die Bremsen müssen mit vollen Einsatz getreten werden, die Lenkung braucht für geschmeidiges Fortkommen eine hohe Grundgeschwindigkeit und das gilt insgesamt, denn der Vierzylinder braucht ordentlich Drehzahl, um mit dem Fahrwerk zu harmonieren. Und auch die fünf Gänge müssen mit Leidenschaft durch die Kulisse geführt werden. Wer das beherzigt, wechselt mental in einen Zustand der besonderen Art. Die Querbeschleunigung ist atemberaubend und der Renault liegt auf der Straße wie angeklebt.
Von Frühjahr 1995 bis Herbst 1999 wurde die Strassenversion gebaut, die damals fast 50 000 Mark kostete. Insgesamt rollten etwa 2000 Fahrzeuge in den vier Jahren der Produktion in Frankreich von den Bändern. Dementsprechend ist das Angebot heutzutage dünn und die Preise liegen mittlerweile ab 40 000 Euro aufwärts.

Fotos: Renault, Text: Rainer Roßbach