Nissan Jikoo

Nissan Jikoo (2003)

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Nissan Jikoo

1603 wurde das Fischerdorf Edo Sitz einer Shogunatsverwaltung. Seitdem ist das heutige Tokyo politischer Mittelpunkt Japans und zur Feier des 400sten Jahrestags seiner Gründung steuerte Nissan den Jikoo bei. Vorbild ist der sportliche Datsun Roadster von 1935, bei der Auswahl der Materialien ließen sich die Designer hingegen von den alten japanischen Handwerkskünsten leiten, die über die Jahrhunderte vervollkommnet wurden. Als Kontrast zu traditionellen Materialien und Anmutungen wählten die Schöpfer des Jikoo ein ultramodernes Infotainment-System – vielleicht auch schon eine, wenn auch neuzeitliche, typisch japanische Tradition.

Das 1,23 Meter hohe Concept Car zitiert mit seiner langen, hohen Front, dem kurzen Mittelteil und der offenen Zweisitzigkeit das historischen Vorbild von 1935. So gibt es denn auch die hintere “Karakuri”-Bank, die im Deutschen liebevoll-ironisch “Schwiegermutter”-Sitz heißt.

Der traditionelle handwerkliche Anspruch zeigt sich schon bei den streifenförmigen Scheinwerfern: Sie ahmen durch Papier scheinendes Licht nach. Die Heckleuchten und die Kühlermaske erinnern an geschliffenes Glas aus der Edo-Zeit und bei der Gestaltung der Kotflügel war die traditionelle Silberschmiedekunst Vorbild. Diese haben einen warmen Silberton, der zusammen mit den silber und blau lackierten Flächen besonders stimmungsvoll wirkt. Unter der Haube fand neben dem Motor noch ein zweistöckiges Gepäckfach aus Ebenholz Platz, das von beiden Fahrzeugseiten aus separat geöffnet werden kann, die Leichtmetallräder zitieren ein traditionelles japanisches Chrysanthemen-Motiv.

Nissan Jikoo

Die Spannung zwischen alt und neu setzt sich auch im Interieur des Jikoo fort: Eine für die Edo-Epoche typische Dekorationsform mit Schildpatt stand beim Auftragen von Wasserbüffelhorn auf die obere Hälfte des Lenkradkranzes Pate – ein völlig anderes Griffgefühl für moderne Hände und eine besonders schöne optische Qualität jenseits der Oberflächen moderner Kunststoffe. Der Boden des Jikoo ist mit wertvollem Holz belegt, das dank besonderer Oberflächenbehandlung besonders rutschfest ist. Die schwarzen und zinnoberroten Bezüge des Interieurs sind inspiriert von Motiven der traditionellen Kostüme des Kabuki-Theaters. Die Türverkleidungen sind durch dynamische Linien, die fließendes Wasser symbolisieren, gegliedert und werden sanft von unten angestrahlt.

Vieles am Jikoo wirkt traditionell, aber im Bereich des Instrumententrägers kommt zeitgenössisches High-Tech zum Einsatz. Zwar sucht das Cockpit-Layout mit seiner fächerähnlichen Aufteilung und den zylindrischen Instrumenten eine Brücke zum 1935er Datsun Roadster, doch dominiert in technischer Sicht modernes Infotainment. Die über die gesamte Breite des Armaturenbretts reichenden Monitore geben ihre Informationen in dreidimensionaler Darstellung wieder und für die Anzeigenadel des zentralen Rundinstruments kommt Laser-Technik zum Einsatz.

Aber auch die Software des Navigationssystem sucht die Verbindung zur Vergangenheit: Während auf der Fahrerseite das Straßennetz Tokyos des Jahres 2003 angezeigt wird, kann der Beifahrer einen Ausflug durch das historische Edo macht. Beide Karten aktualisieren ihre Bilder mit fortschreitender Fahrt. Passiert der Jikoo einen Ort mit historischer Bedeutung, werden dessen Geschichte und die mit ihm verbundenen Ereignisse in Form von bewegten und kommentierten Bildern eingespielt. So zeigt der Jikoo ästhetisch und virtuell die Verbundenheit der Zeiten.

Datsun Roadster, 1935

Fotos: Nissan/Text: Rainer Roßbach