Smart Roadster (2005)

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Ende des Jahres 2005 wurde der Smart Roadster, den es mit zwei Heck-Varianten als Roadster und als Roadster Coupé gab, eingestellt. Kaum war das Ende der Produktion in Sicht, stieg seine Präsenz auf den Strassen. Das lag möglicherweise daran, daß nun alle, die schon immer mit dem kleinen Sportwagen geliebäugelt hatten, noch schnell eines der letzten Modelle kauften. Smart hatte die Idee eines reduzierten Sportwagens kongenial umgesetzt. Der flache Vorderbau mit den muskulösen Kotflügeln, das kantige hohe Heck und die kurzen Überhänge sind klassische Sortwagen-Attribute. Die Proportionen stimmten und das Konzept mit der sichtbaren Sicherheitszelle und einem kleinen Dreizylinder-Turbomotor im Heck bot für dieses Format einige Vorteile. Sowohl die Optik als auch die Raumausnutzung und die Fahrdynamik profitierten davon. Der Heckmotor ermöglichte eine flache Fronthaube und sorgte für eine gute Traktion. Ein Konzept, das für den Porsche 911 gut ist, konnte bei einem Smart nicht schlecht sein.

Trotz der knappen Maße war der Smart Roadster durchaus praktisch, der vordere Gepäckraum reichte sogar für den Transport einer Mineralwasserkiste oder um das Gepäck für einen Urlaub zu zweit unterzubringen. Der hintere Gepäckraum war eher ein größeres Handschuhfach, mehr als ein flacher Aktenkoffer ließ sich dort nicht verstauen, der aber immerhin trotz Motornähe kühl blieb. Ablagen im Passagierraum suchte man vergebens, die kleinen Seitentaschen hatten eher Alibifunktion und die Gepäcktasche im Beifahrerfußraum vor dem Sitz war unpraktisch. Selbst die Box mit der Betriebsanleitung war mangels anderer Verstaumöglichkeiten mit Klettband hinter dem Beifahrersitz befestigt. 

Die Ausstattung des Grundmodells war ausreichend, nur verwöhnte Limousinenfahrer hätten sie spartanisch genannt. Alles, was man so zum Fahren brauchte war an Bord, ja es gab sogar etwas Luxus wie eine einfache Klimaanlage, elektrische Fensterheber und eine Zentralverriegelung mit Funkfernbedienung. Die Spiegel liessen sich von innen verstellen, manuell natürlich, aber das reichte vollkommen.

Die verwendenden Materialien waren akzeptabel, das Layout ist frisch, die Instrumente waren gut ablesbar und die Verarbeitung war gut, auch wenn teilweise offensichtlich billige Lösungen gewählt wurden. Die Sportsitze waren bequem, straff und gaben den Seitenhalt, den man zur Ausnutzung der Fahrdynamik des kleinen Renners brauchte. Das Stoffdach öffnete elektrisch und reduzierte dann den ohnehin schon knappen Stauraum im Heck deutlich. Die Dachholme konnten mit wenigen Griffen demontiert und unter der vorderen Haube verstaut werden. So geöffnet, kam trotz des Überrollbügels und der starren Heckscheibe Wind ins Auto. Das Stoffdach öffnete und schloß sehr schnell, es konnte auch während der Fahrt bedient. Windgeräusche waren nicht zu vermeiden, gehören aber zum Charakter des Autos einfach dazu. Die optionale Abdeckung mit zwei festen Dachhälften hatte mehr Nachteile. Demontierte man sie, blieb hinten kein nutzbarer Gepäckraum mehr übrig. Einzig das Geräuschniveau im geschlossenen Zustand war niedriger.

Nicht die Motorleistung und die Optik machten den besonderen Reiz des Roadsters aus, es waren das Fahrverhalten und die Leistungsabgabe, die nostalgische Gefühle aufkommen ließen. Nach einer Fahrt mit dem kleinen Sportwagen wusste man erst wieder, was man in den neuen übergewichtigen und elektronisch eingebremsten Zweisitzern vermisste. Auch mit abgeschaltetem ESP verhielt sich der Smart klar und verbindlich. Zu viel Leistungseinsatz und ein rutschiger Untergrund jedoch brachten Leben ins Heck. Der Frontantriebs- und Fahrhilfen-Generation war allerdings ein Fahrertraining angeraten, wenn sie den vollen Spaß mit dem Smart Roadster genießen wollten. Das Fahrzeugkonzept machte den Smart Roadster aber auch mit eingeschaltetem ESP ausgesprochen kurvengierig. Unterstützt wurde das alles durch eine Lenkung, die sehr direkt und präzise arbeitete. Auch die Servolenkung unterstützte nur so weit, wie es dem Fahrspass und der Präzision nicht abträglich war.

Der 60kW-Motor war ein Rauhbein. Die drei Zylinder lärmten unüberhörbar im Heck, wenn man die Gänge bis zum Drehzahllimit ausdrehte, das Überdruckventil zwitscherte beim Gaswegnehmen und der Abgasturbolader pfiff sein Lied. Man hörte, daß der Wagen von einem aufgeladenen Verbrennungsmotor angetrieben wurde. Mit einer gewissen Abhärtung waren aber auch lange Autobahnstrecken mit hohen Schnitten zu ertragen, obwohl der Wagen da an seine Grenzen stieß. Viel wohler fühlten sich Auto und Fahrer auf den kurvigen und hügeligen Strassen der Eifel. Wollte man flott vorankommen, musste der Motor gedreht werden. Das ging ihm leicht von der Hand. Nach einer gewissen Anfahrtschwäche stürmte der keine Roadster vehement nach vorne, nur von den etwas zu langen Schaltpausen des semiautomatischen Getriebes unterbrochen. Dafür passten aber die Gangabstufungen sehr gut und es machte Freude, per manuellem Gangwechsel den Motor auf höheren Drehzahlen zu halten. Der Benzinverbrauch war überraschend niedrig, fünf Liter waren bei verhaltener Fahrweise möglich und selbst bei langen Autobahnetappen nahe der Höchstgeschwindigkeit wurde die Acht-Liter-Grenze nur knapp überschritten.

Da wo doch Elektronik verbaut wurde, entwickelte sie manchmal ein überraschendes Eigenleben: Anlassen erforderte manchmal, den Wagen per Funkfernbedienung erneut zu ver- und entriegeln. Ab und zu suchte das Getriebe beim Start nach dem Gang 0, den es natürlich nicht gab: man steht, schaltete zwischen N und D hin und her, bis dann doch der erste Gang endlich eingelegte wurde. Das passierte vorzugsweise natürlich vor Publikum. In der Grundausstattung waren leider keine Schaltpaddel am Lenkrad enthalten, sie kosteten zusammen mit breiteren Leichtmetallrädern im Paket 1000 Euro mehr und waren eine sinnvolle Investition.

Leider bekam die Euphorie für dieses kleine Spassauto einen gehörigen Dämpfer, wenn man in die Preis- und Optionsliste schaute. Hier lag der Grund für die schlechten Verkaufszahlen. Der 60kW-Roadster kostete laut Liste mindestens 18.620 Euro. Für den Preis eines Smart Roadster bekam man auch einen gut erhaltenen 320 SL der R129er-Reihe. Trotzdem bot der rustikale Roadster mit den Kart-Genen gute Voraussetzungen für ein erfolgreiches Weiterleben als Jung-Klassiker.

Heckscheibe oder Heckklappe: Smart Roadster (vorn) und Roadster Coupé unterscheiden sich am Rücken.

Fotos: Mercedes Group Media/Text: Dieter Roßbach