60 Jahre Autodelta

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Alfa Romeo GTA “Autodelta”, 1965

Am 5. März 1963 gründeten Carlo Chiti, der sich zuvor als Renningenieur bei Alfa Romeo und Ferrari einen Namen gemacht hatte, und Geschäftspartner Ludovico Chizzola in Feletto Umberto in der Nähe der nordostitalienischen Stadt Udine die Firma Auto Delta. Ursprünglicher Zweck des bald Autodelta geschriebenen Unternehmens war es, in Zusammenarbeit mit Alfa Romeo das Modell Giulia TZ zu entwickeln. Das auf einen Entwurf der Carrozzeria Zagato zurückgehende Coupé nutzte Motor und andere mechanische Komponenten der Alfa Romeo Giulia. Tragende Basis war allerdings kein konventionelles, aus Stahlblech gepresstes Chassis, sondern ein Gitterrohrrahmen. Die im Italienischen Tubolare Zagato genannte Konstruktion führte zur Modellbezeichnung TZ.

Die Zusammenarbeit entwickelte sich so gut, dass Alfa Romeo 1965 Autodelta übernahm und als offizielle Rennabteilung nach Settimo Milanese umsiedelte, wesentlich näher am damaligen Unternehmensstandort Mailand gelegen als Udine. Wichtigste Aufgabe für den zum Generaldirektor ernannten Carlo Chiti und sein Team wurde, die Rückkehr von Alfa Romeo in den Rennsport vorzubereiten. Das funktionierte schon damals besser in einer externen Organisation, die über einen eigenen Ermessensspielraum verfügt, um schnell technische und sportliche Entscheidungen zu treffen.

Alfa Romeo 33/2 “Periscopo”, 1967

In den folgenden Jahren entstanden bei Autodelta einige der berühmtesten Rennwagenmodelle von Alfa Romeo, darunter die legendäre Giulia Sprint GTA von 1965, die unter anderem fünf Titel in der Tourenwagen-Europameisterschaft für Marken sowie Dutzende von nationalen Meisterschaften und Hunderte von Einzelrennen in der ganzen Welt gewann. In Deutschland erreichte die Alfa Romeo Giulia Sprint GTA Berühmtheit durch drei von Herbert Schultze herausgefahrene Meisterschaften sowie als erster Tourenwagen, der die berühmte Nordschleife des Nürburgrings in weniger als zehn Minuten umrundete.

1967 beschloss Alfa Romeo, den Schritt in die Welt der Sportwagenrennen zu wagen. Diese Kategorie, mit dem 24-Stunden-Rennen von Le Mans (Frankreich) als Saisonhöhepunkt, war damals die wichtigste internationale Bühne des Motorsports.

Alfa Romeo entwickelte einen Prototypen mit Zweiliter-Saugmotor, der die Bezeichnung Tipo 33/2 erhielt. Die Wettbewerbspremiere gelang mit einem Sieg beim Bergrennen im belgischen Fléron nach Maß. 1968 gewannen die von der Autodelta-Mannschaft betreuten Werksrennwagen ihre Hubraumklasse bei den 24-Stunden-Rennen in Le Mans und Daytona (USA) sowie beim 1000-Kilometer-Rennen auf dem Nürburgring. Bei den „500 Kilometer von Imola“ in Italien gelang sogar ein Dreifachsieg in der Gesamtwertung.

Alfa Romeo 33/2, 1968

1975 wurde das erfolgreichste Jahr für Autodelta. Der Tipo 33 TT 12, jetzt mit Zwölfzylindermotor und drei Litern Hubraum, siegte bei sieben der neun Saisonrennen und sicherte Alfa Romeo den Titel des Markenweltmeisters. Zwei Jahre später wiederholte der Alfa Romeo Tipo 33 SC 12 diesen Erfolg. In den Jahren danach übernahm Autodelta die Leitung aller Sportprogramme von Alfa Romeo, von der Nachwuchsrennserie Trofeo Alfasud bis zur Formel 1. Ende der Saison 1982 zog sich Alfa Romeo aus dem Grand-Prix-Rennsport zurück. Carlo Chiti verließ 1984 Autodelta, kurz darauf wurde das Unternehmen aufgelöst.

Zu den großen Namen, die für das Werksteam von Alfa Romeo unter der Regie von Autodelta ins Lenkrad griffen, zählten unter anderen die Formel-1-Weltmeister Jochen Rindt und Mario Andretti sowie Jacky Ickx, Andrea de Adamich, Arturo Merzario, Andrea De Cesaris, Bruno Giacomelli, Giorgio Francia und Jean Pierre Jarier.

Fotos: Rainer Roßbach/Text: Alfa Romeo, Stellantis