Lotus Type 66

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Mit Blick auf die hochkarätige und kommerziell lukrative Can-Am-Serie beauftragte Lotus-Gründer Colin Chapman Geoff Ferris mit dem Projekt Type 66, um herauszufinden, wie sich die Designprinzipien von Lotus auf diese Kategorie übertragen lassen. Da sich Chapman in erster Linie auf die Formel 1 konzentrierte, ging das innovative Projekt nie über technische Zeichnungen und maßstabsgetreue Modelle hinaus. Dieser verlorene Lotus wurde nun in einer auf zehn Exemplare limitierten Auflage zusammen mit Colins Sohn Clive Chapman und modernster Renntechnologie und Komponenten auf die Räder gestellt. Es waren die Dokumente des Classic Team Lotus, die es ermöglichten, das Auto zum Leben zu erwecken.

Clive Chapman kommentierte: „Der Wagen hätte viele innovative Merkmale mit dem Lotus Type 72, geteilt, der in der gleichen Zeit entwickelt wurde. Dazu gehören die seitlich angebrachten Kühler, die dazu beitrugen, den Luftwiderstand an der Front zu verringern, den Abtrieb an der Front zu erhöhen und den Luftstrom durch und über das Auto zu leiten. Das Heck des Wagens ist mit einem Flügel versehen, der an die Le-Mans-Rennwagen der damaligen Zeit erinnert. Diese Merkmale hätten den Anpressdruck im Vergleich zur Konkurrenz erheblich erhöht und damit die Stabilität bei hohen Geschwindigkeiten und letztlich die Rundenzeiten verbessert. Er wäre spektakulär gewesen und von Emerson Fittipaldi pilotiert worden“.

Mit Hilfe modernster Computersoftware digitalisierte das Team unter der Leitung von Russell Carr, Design Director bei Lotus, eine Reihe von Zeichnungen im Maßstab 1:4 und 1:10, die von Clive Chapman zur Verfügung gestellt wurden, und erstellte 3D-Renderings, um eine komplette Vorstellung des Fahrzeugs zu ermöglichen. Die ursprünglichen Skizzen entsprachen den frühen Entwürfen von Colin Chapman, die eine Cockpitverkleidung vorsahen, um den Luftwiderstand zu verringern und den Luftstrom zum Heckflügel zu verbessern.

Die ursprünglichen Entwürfe wurden dann behutsam neu interpretiert. Zu den aktuellen Merkmalen des Fahrzeugs gehören eine modernisierter Fahrerarbeitsplatz sowie ein sequenzielles Getriebe. Alles ist in einer Kohlefaser-Karosserie untergebracht.

Mehr als 1000 Stunden Arbeit mit Computational Fluid Dynamics (CFD) sind in das Programm geflossen, was zu einem Abtrieb von über 800 kg bei 150 mph geführt hat. Das ist weit mehr, als die ursprüngliche Unterbodenkonstruktion hätte bewältigen können, was sowohl die Sicherheit des Fahrers als auch die Leistung des Fahrzeugs verbessert und schnellere Rundenzeiten ermöglicht. Dank aktuelle Technik erreicht der Type 66 nun die dynamische Leistung und die Rundenzeiten eines modernen GT3-Rennwagens. 

Das Herzstück des Type 66 ist ein V8-Motor, der den historischen Entwurf ergänzt. Er ist mittig montiert, weist eine geschmiedete Kurbelwelle, Pleuel und Kolben auf und leistet mehr als 830 PS bei 8.800 U/min. Zu den maßgeschneiderten modernen Komponenten gehören  die ein Drehmoment von mehr als 746 Nm bei 7.400 U/min* erzeugen. Die Can-Am-Lufteinlass-„Trompeten“ dominieren Motoroberseite. Sie glätten nicht nur den Lufteinlass, sondern sorgen auch für eine Strömung, die eine gleichmäßige Leistungsentfaltung und ein besseres Fahrverhalten ermöglicht. Zudem verfügt der Typ 66 über eine EPASS-Motorsport-Servolenkung, ein sequenzielles Renngetriebe mit Rückwärtsgang, ein Renn-ABS-Bremssystem, eine Anti-Stall-Mehrscheibenkupplung und einen festen Überrollbügel.

Fotos: Lotus/Text: Rainer Roßbach