Pegaso Z 102

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Selten: Der Pegaso Z 102 Spider

Ungeachtet der hochgerühmten Luxusmarke Hispano-Suiza, die vor dem Zweiten Weltkrieg internationales Renomée besaß, gab es im Spanien der 1950er Jahre keine nennenswerte Automobilindustrie. Die Reste des Luxusherstellers waren nun in Staatsbesitz und bauten unter dem Dach der E.N.A.S.A. (Empresa Nacional de Autocamiones S.A.) Lastwagen der Marke Pegaso. Um die Qualität der Podukte zu verbessern und die Motivation der Mitarbeiter zu erhöhen, fasst man in Barcelona den Plan, einen Hochleistungs-Sportwagen aufzulegen, der gegen stärkste internationale Konkurrenz bestehen kann.
Dazu ist technische Kompetenz nötig, und diese verpflichtet man in Person des spanischen Ingenieurs Wilfredo Ricart, der 1940 bei Alfa Romeo maßgeblich an Der Entwicklung des Mittelmotor-Alfa Romeo Tipo 512 für den Grand-Prix-Sport beteiligt war.

Dieser richtungsweisende Entwurf besass einen Zwölfzylinder-Boxer mit Roots-Kompressor sowie einzeln aufgehängte Räder, kam aber wegen des Krieges nicht zum Einsatz.

1951 steht Ricarts spanischer Sportwagen auf dem Pariser Salon. Der neue Pegaso Z102 ist das erste Straßenauto mit einem Viernockenwellen-Motor: Der 2473 ccm große V8 leistet – gespeist von einem Weber-Fallstromvergaser – 165 PS und weist eine Trockensumpfschmierung sowie natriumgekühlte Auslaßventile auf. Der Nockenwellen-Antrieb erfolgt bei den ersten Exemplaren über Ketten, später geht man zu einem Zahnradantrieb über.

Die exzentrische Coupé-Karosserie stammt von Touring in Mailand

Die Ventilsteuerung des angeblich an die 9000 Touren drehenden Motors erfolgt desmodromisch.
Die Vorderradaufhängung besteht aus Dreieckquerlenkern und Längstorsionsstabfedern. Die Hinterachse wird nach dem De-Dion-Prinzip geführt, bei der zwei parallele Quertorsionsstäbe mit verstellbarer Vorspannung mittels Gelenkhebel mit dem Querrohr verbunden sind. Das synchronisierte Fünfganggetriebe ist – zur besseren Verteilung des Gewichts – vor dem selbstsperrenden Differential untergebracht. An diesem sind die hinteren Trommelbremsen montiert, die zwecks besserer Kühlung großzügig verrippt sind.
Schon 1951 gibt es die ersten Ausbaustufen des Achtzylinders. Das Triebwerk wird auf 2816 ccm vergrößert und mit vier Doppel-Fallstromvergasern von Weber versehen. Optional gibt es einen Kompressor, der die Leistung auf 220 PS anhebt. 1954 wird der Hubraum auf 3178 ccm angehoben. Der Saugmotor leistet jetzt 190 PS und der mit Kompressor 225 PS. Die Rennversionen leisteten bis zu 360 PS und waren über 250 Stundenkilometer schnell.

Anfangs bauen die Spanier die Karosserien selbst. Die Ergebnisse sind unbefriedigend, weshalb man sich der routinierten Dienste von Touring versichert. Der Mailänder Karosseriebauer formt dann die Hülle, die heute als typische Pegaso-Form gilt. Weniger als 100 Exemplare wurden gebaut. Damit ist der Pegaso Z 102 einer der seltensten und begehrenswertesten klassischen Sportwagen der Welt.

Text/Fotos: Rainer Roßbach