Ford Capri

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Ford Capri 1500 GT, 1969-1973

1969, vor vierzig Jahren, schuf Ford mit dem Capri einen Kult. Der Capri war etwas Neues. Denn teuer können viele, aber Träume mit Bodenhaftung zu schaffen, das war schon etwas Besonderes. Mit seinen sinnlichen Formen gelang dem sportlichen Ford etwas spezielles: Begehrlichkeiten und Träume zu wecken, die sich nach dem Wachwerden locker erfüllen ließen. Leidenschaft und Emotionen, die Aura von Exklusivität und der Geschmack von Freiheit und Abenteuer. Zugleich war er aber bodenständig und grundsolide, sozialkompatibel und neidresistent, für jedermann erreichbar, durch und durch bürgerlich.
Seine internationale Publikumspremiere gab der flotte Kölner im Januar 1969 auf dem Brüsseler Automobilsalon. Am 21. des gleichen Monats wurde er in der Bonner Beethovenhalle der internationalen Presse vorgestellt, bevor er am 5. Februar in den Verkaufsräumen der Händler auftachte. Der Capri sollte ursprünglich Colt heißen, der Name war aber schon von Mitsubishi besetzt.

Capri 1300, Capri 1500, Capri 1700 GT, Capri 2000, Capri 2300 GT: Fünf Modell- beziehungsweise Motorvarianten standen zur Markteinführung zur Wahl, bis zum 1700er-Format in V4-, darüber in V6-Bauart. Letztere identifizierten Kenner der Materie an einer charakteristischen Ausbuchtung in der Motorhaube, dem „Power-Buckel“.

Die Triebwerke boten ein Leistungsspektrum von 50 bis 108 PS und ließen den Capri je nach Ausführung in eher trägen 22,7 Sekunden (1300) bis sportlichen 10,8 (2300 GT) Sekunden auf 100 km/h beschleunigen und Reisegeschwindigkeiten zwischen 133 und 178 km/h erzielen. Sensationell war der Preis: Nur 6995 DM wurden für die Basisversion mit 1,3-Liter-Motor aufgerufen.

Im Herbst 1969 gesellte sich mit dem Capri 2300 GT ein Modell hinzu, das es mit „scharfer“ Nockenwelle, Doppelrohrauspuff sowie diversen Modifikationen an Zündung und Vergaser auf 125 PS brachte. Für damalige Verhältnisse war das ein ganz heißer Ofen, der es in der Sprintdisziplin auf 9,8 Sekunden und ein maximales Tempo von 190 km/h brachte. Zu Recht bezeichnete man ihn deswegen als Hochleistungsversion.

Die Kombination von sportlichem Anspruch und automatischem Schalten stellte für die Ford Ingenieure schon damals keine Grenzverletzung dar: Als Alternative zum standardmäßigen Viergang-Handschalter wurde für alle Ford Capri, mit Ausnahme des 1300er, ein automatisches Dreistufengetriebe offeriert. Hinter allem stand ein Plattformkonzept, denn die Fahrwerkstechnik mit McPherson-Federbein-Vorderachse und einer starren Hinterachse an Halbelliptik-Längsblattfedern übernahmen sie im Prinzip unverändert vom Ford Taunus.

Ford Capri 1700 GT, 1969-1972

Zudem war der Ford Capri schon damals ein Europäer. Gebaut wurde er nämlich nicht nur im Kölner Ford Stammwerk Niehl, wo 86 Millionen DM in neue Produktionsanlagen investiert wurden, sondern auch im englischen Halewood, wo ihm Motoren aus dem britischen Ford Programm eingepflanzt wurden.

Der kontinentale Wagen mit den Kölschen Wurzeln stürmte binnen kürzester Zeit die Herzen seiner Zielgruppe. Das sollte so bleiben. Bis zum Ende ihrer fünfjährigen Laufzeit produzierte die Ford vom Capri der „Serie I“ von 1969 bis einschließlich 1973 insgesamt 784.000 Einheiten in Deutschland.
1973, das letzte Jahr von Generation I, wurde zum erfolgreichsten Jahr der Capri-Historie überhaupt: Im August rollte das millionste Exemplar vom Band. Bis es aber soweit war, flossen noch diverse Modifikationen und Modellpflegemaßnahmen in die Serie ein – zum Beispiel optische Retuschen und der Ersatz der 125 PS starken V6-Variante 2300 GT (zum Modelljahr 1971) durch die PS-mäßig identische Ausführung 2600 GT.

Der Capri schlechthin aus der Sicht von Enthusiasten, und Motorsportlern war jedoch der 1970 vorgestellte 2600 RS, das bis dato sportlichste Auto der Kölner überhaupt. Für 15.800 DM bekam man ein Fahrzeug an die Hand – gerüstet mit Kugelfischer-Einspritzung, Sportfahrwerk und 150 munteren Pferden unter der mattschwarzen Motorhaube –, dessen markantes Doppelscheinwerfer-Gesicht auf Augenhöhe der damaligen Porsche-Phalanx auftauchte. Eine Homologationsauflage von tausend Einheiten für den Motorsport, bestückt mit Magnesiumfelgen, Plexiglasscheiben und Kunststofftüren, legte denn auch den Grundstein für eine außergewöhnliche Rennkarriere.

Zum Modelljahr 1973 gab es ein Facelift mit diversen Verfeinerungen, Verschönerungen und Verbesserungen wie neue Rechteck- und Doppelscheinwerfer, großflächige Rückleuchten, Änderungen bei der Innenausstattung und einer überarbeiteten Fahrwerksabstimmung.

Auch das Motorenprogramm wurde aufgefrischt: Die V4-Motoren wurden durch 1,3- und 1,6-Liter-Reihenvierzylinder mit 55 und 72 PS beziehungsweise 88 PS aus dem Ford Taunus-Programm ersetzt. Und der 140 PS starke 3,0-Liter-V6, der bereits im Granada und Consul GT seine Feuertaufe bestanden hatte, war nun auch für die deutschen Capri-Modelle verfügbar.

Ford Capri RS, Tourenwagen-Europameisterschaft 1972, 4 Std. Rennen Monza, 19. Maerz 1972, Sieger: Jochen Maas / Gerard Larrousse

Fotos: Ford/Text: Rainer Roßbach