Diatto by Zagato „Ottovu“ 2007

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Die italienische Marke Diatto baute ab 1906 bis Ende der Zwanziger Jahre luxuriöse Autos: Zunächst Lizenzbauten des französischen Herstellers Clément-Bayard, später Bugattis und danach Eigenkonstruktionen. 1921 entwickelte Ugo Zagato für den Typ 25 4DS eine leichte, aerodynamische Karosserie und so waren die Mailänder natürlicher Partner für das Projekt zweier Sammler, die 2007 den 100sten Geburtstag der Marke mit der modernen Interpretation eines Diatto feiern wollten. Es entstanden zwei luxuriöse “Ottovu”: je ein goldenes und ein blaues Coupé in der typischen Handschrift von Zagato. Sie werden von einem 4,6-Liter großen Ford-V8 angetrieben, der von Roush aus Amerika kommt und 500 PS auf die Hinterachse bringt.

Der Stil der Diatto ist konservativ und klassisch. Beim gold-lackierten “Ottvu” wird der vorspringende Kühler von der überlieferten Diattoplakette gekrönt, die Ähnlichkeit mit dem Bugatti-Logo hat – eine Erinnerung an den Lizenzbau der Wagen aus Molsheim? Die große Öffnung ist ganz traditionell mit verchromten vertikalen und horizontalen Streben vergittert und wird von zwei trapezförmigen Einlässen gerahmt. Mit den ovalen Plexiglasabdeckungen der Frontleuchten und den Luftauslässes in der Motorhaube bilden diese ein subtiles Arrangement. Das blauen Coupé verzichtet zugunsten einer einfachen Maske mit schwarzen horizontalen Streben auf den barocken Kühler.

Die Form des “Ottovu” wirkt durch wenige Elemente: Vorne am Kotflügel gibt es winzige Spoiler, über den Radläufen kräftige Sicken und der hintere Kotflügel ist markant ausgestellt. Die organische und dichte Form der Seitenansicht wird nur durch einen schmalen Auslass hinter dem Vorderrad durchbrochen. Dach und Karosserie sind einfach und im Stil der Sechziger Jahre gehalten, eine ausgeprägte Schulterlinie betont die Horizontale.

Zwei vertikale Heckleuchten schmiegen sich an die Schulterlinien, die an ihrem Ende wie kleine Heckflossen ausgeformt sind. Die Karosserie ist unten eingezogen, zwei dreieckige Öffnungen an den Seiten nehmen jeweils ein großes verchromtes Auspuffrohr auf. Beim goldenen Coupé setzt ein verchromter, in tradionellen Typen gehaltener Diatto-Schriftzug den Akzent – ansonsten hält sich der Einsatz von Chrom in Grenzen. Das blaue Fahrzeug verzichtet ganz auf diesen Schmuck.

Einfach ist auch die Innenausstattung: Traditionelle Rundinstrumente, ein Metall-Schalthebel auf einer Platine mit eingraviertem “Diatto”-Schriftzug und reichlich Leder – das ist alles und auch genug.

Mit kurzem Radstand, einer untersetzten Statur und den flüssigen Linien sind die Diatto auf eine sehr traditionelle Weise sportlich und elegant. Man kann einwenden, dass die Form rückwärts gewandt und wenig innovativ ist. Mit den selbstbewußten und stimmigen Formen haben die italienischen Coupés jedoch die Noblesse eines perfekt geschneiderten Anzugs.

Fotos: Rainer Roßbach/Text: Rainer Roßbach