Maserati 450 S „Le Monstre“ (1957)

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Das Coupé mit der Chassis-Nummer 4501, ein Rennwagen, wurde 1956 gebaut und von Juan Manuel Fangio, Jean Behra sowie Stirling Moss pilotiert. Eingesetzt wurde der Wagen in den Grand Prix von Argentinien und Schweden sowie bei den 12 Stunden von Sebring 1957, die Fangio und Behra siegreich beendeten. Danach wurde der Wagen zurück nach Italien gebracht, wo auf Anregung von Stirling Moss das Chassis mit einer stromlinienförmigen, geschlossenen Karosserie versehen wurde. Speziell für die 24 Stunden von Le Mans des Jahres 1957 versprach man sich dadurch Vorteile.

Der englische Aerodynamiker Frank Costin, der schon für Vanwall und Lotus gearbeitet hatte und später mit seiner eigenen Marke Marcos zu Ruhm kam, wurde mit der Konstruktion beauftragt. Zagato realisierte den Entwurf in nur drei Wochen. Durch diese Zusammenarbeit entstand ein einzigartiges Fahrzeug, das aufgrund seiner außergewöhnlichen Form „le Monstre“ genannt wurde. Stirling Moss und Harry Shell pilotierten das Coupé bei der 25. Ausgabe des französischen Langstrecken-Klassikers.

Das ganz auf niedrigen Luftwiderstand ausgelegte, 400 PS starke Fahrzeug war sicherlich eins der schönsten im Feld. Durch die strömungsgünstige Karosserie sollte der 450 S auf der Mulsanne-Geraden, so die Theorie, nahezu 320 Stundenkilometer erreichen. Nach einer Reihe von Runden war es jedoch offensichtlich, dass das Auto die Erwartungen nicht erfüllen konnte.

Das Coupé zeigte sich außerstande, die Spitzengeschwindigkeit eines Jaguar D-Type von etwa 290 Stundenkilometer zu kontern, und auch die Maserati 450 S mit Roadster-Karosserie waren deutlich überlegen. Die unerwartet schlechte Wettbewerbsfähigkeit hatte mit eklatanten Mängeln des Designs zu tun: Heiße Luft aus dem Kühler wurde von den Weber-Vergasern angesaugt, wodurch die Leistung des V8-Motors deutlich unter der 400 PS-Marke blieb. Nur das Genie eines Stirling Moss hielt die Costin-Zagato-Kreation auf dem zweiten Platz. Nach fünf Stunden und 32 Minuten war Schluß. Ein Achsdefekt beendete den Einsatz.

Nach Le Mans landete das ausgeweidete Coupé auf dem Hinterhof von Maserati, wo es 1958 von einem Amerikaner entdeckt wurde. Dieser beauftragte die Firma, das Fahrzeug für den Strasseneinsatz herzurichten. Ein neuer V8-Motor wurde installiert und die Karosserie bei Fantuzzi um 25 Zentimeter verlängert. Zudem wurde der Rahmen der Windschutzscheibe modifiziert und das Lenkrad von der rechten auf die linke Seite verlegt.

1961 wurden nochmals Motor und Getriebe überarbeitet. Zusätzliche 50 PS machten den Maserati zum damals schnellsten Straßensportwagen. Bei einem Unfall zerstört, wurde das Fahrzeug auf dem Stand von 1961 wiederaufgebaut. Nachdem es lange Jahre bei Rosso Bianco in Aschaffenburg gestanden hatte, gehört es heute Alfredo Brener aus den USA.

Fotos/Text: Rainer Roßbach