Der letzte Bentley-W12

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Im April 2024 geht eine Epoche zu Ende, dann endet die Fertigung des letzten Bentley-Zwölfzylinder. Das Ingenieurteam von Mulliner hat sich für den Ausklang der Ära die Ansaug-, Auspuff- und Kühlsysteme des Aggregats vorgenommen, um mehr Leistung und Drehmoment zu produzieren. Und das mit nachhaltigem Erfolg, denn der Sechsliter leistet nun 750 PS und entwickelt 1.000 Nm Drehmoment.

Das gelingt, weil  Turboladerkompressoren neu konstruiert wurden, um die Effizienz zu verbessern. Auch die Kanäle, die ihnen Luft zuführen, sind um 33 Prozent größer – bei Spitzenleistung saugt der neue Motor mehr als eine Tonne Luft (1.050 kg) pro Stunde an. Größere Ladeluftkühler mit einer um 10 mm vergrößerten Tiefe und einer neuen Kerngeometrie leiten 35 Prozent mehr Wärme aus der unter Druck stehenden Ansaugluft ab, wodurch die Ansaugtemperatur stärker gesenkt wird, was eine dichtere Ladung für mehr Leistung bedeutet.

Das neue Ansaug- und Aufladesystem wird mit einer deutlich überarbeiteten Motorkalibrierung kombiniert, um das zusätzliche Drehmoment freizusetzen. Das komplette Motorsystem wird dann mit einer neuen Getriebekalibrierung gepaart, um die zusätzliche Leistung und das zusätzliche Drehmoment zu nutzen und das Fahrerlebnis zu verbessern.

Das Kurbelgehäuse ist jetzt um 30 Prozent stärker als sein Vorgänger, während die Zylinderoberflächen beschichtet wurden, um die Reibung zu verringern und die Korrosionsbeständigkeit zu verbessern. Eine Beschichtung aus niedrig legiertem Stahl wird mit Hilfe eines atmosphärischen Plasmaspritzverfahrens (APS) auf die Bohrungen aufgebracht.

Auch das Kühlsystem wurde verbessert: Der Motor verfügt über drei getrennte Kühlmittelkreisläufe. Der erste dient dazu, die Zylinderköpfe schnellstmöglich auf optimale Betriebstemperatur zu bringen, um eine optimale Motorleistung und niedrige Emissionen zu erzielen. Der zweite kühlt den Motorblock und das Ölsystem, während der dritte die thermische Belastung der Turbolader bewältigt. Jedes System verfügt über eine eigene Wasserpumpe, die eine optimale individuelle Steuerung ermöglicht.

Der W12 kombiniert die Hochdruck-Direkteinspritzung (200 bar Einspritzdruck) mit der Niederdruck-Lufteinblasung (sechs bar). Die Kombination dieser beiden Systeme senkt die Partikelemissionen und optimiert die Leistungs- und Drehmomentabgabe.

Twin-Scroll-Turbolader minimieren die Reaktionszeit des Turboladers und bieten ein effizienteres Abgaspaket. Die Abgasanlagen für die drei vorderen und drei hinteren Zylinder sind voneinander getrennt und speisen die Twin-Scroll-Laufräder. Die Turboladergehäuse sind direkt mit den Abgaskrümmern verschweißt und verfügen über integrierte Drehzahlsensoren, die es dem Motor ermöglichen, die Turboleistung zu überwachen, um maximale Effizienz zu erzielen.

Das Variable Displacement System von Bentley schaltet unter bestimmten Bedingungen die Hälfte des Motors ab. Einlass- und Auslassventile, Kraftstoffeinspritzung und Zündung werden auf bestimmten Zylindern abgeschaltet, wobei der Motor zur Verbesserung der Effizienz als Sechszylinder läuft. Das System arbeitet in diesem Modus in den Gängen drei bis acht, unter 3.000 U/min und bis zu 300 Nm Drehmoment.

Zum Einsatz kommt das Aggregat im Bentley Batur Coupé.

Fotos: Bentley/Text: Rainer Roßbach