Petersen Automobilmuseum: Wir sind Porsche

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Als der New Yorker Autoimporteur Max Hoffman Ende 1948 zum ersten Mal ein Foto eines neuen Sportwagens sah, der von Dr. Ferdinand Porsches Sohn Ferry gebaut worden war, war dies ein entscheidender Moment sowohl für Hoffman als auch für Porsche. Hoffman hatte ein Gespür für die Art von Auto, die sich die Amerikaner in der Nachkriegszeit wünschten, und begann nur zwei Jahre später mit dem Import von Porsches. Die Verkäufe liefen langsam an. Der 356, das erste Modell von Porsche, war anders als alle anderen Fahrzeuge auf der Straße. Er hatte einen Heckmotor und seine abgerundete Form hatte nichts mit den großen amerikanischen Cruisern zu tun, die zu dieser Zeit beliebt waren. Doch schließlich wurde seine Einzigartigkeit in Amerika mit größerer Begeisterung aufgenommen als irgendwo sonst auf der Welt. 

Als die Produktion des 356 1965 eingestellt wurde, entfielen 75 Prozent der Porsche-Verkäufe auf die Vereinigten Staaten. Der 356 löste eine Sportwagenbegeisterung aus, die neue Gruppen von Menschen mit dem Automobilsport bekannt machte. Er wurde zu einem Symbol für Stil und Individualität für Prominente und Menschen, die sich so fühlen wollten. Porsches wurden zum Synonym für die Coolness von Fernseh- und Filmfiguren, zu Objekten der Verehrung für Sammler und zu einer unverwechselbaren Leinwand für Amerikas Customizer. In Amerika entstand eine neue Art von Autokultur, in deren Mittelpunkt der Porsche stand, eine Kultur, die auf einer Leidenschaft gründete, die sowohl auf dem Image als auch auf der Leistung beruhte, und das seit nunmehr 75 Jahren.

Im Petersen Automobilmuseum feiern jetzt 40 Exponate 75 Jahre Porsche-Geschichten. Zu den Ausstellungsobjekten gehört ein 1968er 907, der aus der Miles-Collier-Sammlung stammt. Dieser Rennsportprototyp war entscheidend an der Entwicklung von Porsche von einem Sportwagenhersteller zu einem Konstrukteur von dominanten Rennwagen beteiligt. Das ausgestellte Exemplar, Chassis 024, veranschaulicht perfekt die Restaurierungsphilosophie von Miles Collier. Die Karosserie des Wagens war mit einer zusätzlichen Glasfaserschicht überzogen, die in fast 3.000 Stunden abgetragen werden musste. Colliers Ziel war es nicht, den Wagen in seinen ursprünglichen Zustand zu versetzen, sondern den Zustand zu einem bestimmten Zeitpunkt wiederherzustellen und das war der Sieg im Jahr 1968 in Sebring.

Auch der 1968er Porsche 911 S hat eine amerikanische Geschichte. Importeur Vasek Polak war nicht nur der erste reine Porsche-Händler in den Vereinigten Staaten, sondern startete  in den 1960er und 70er Jahren auch ein erfolgreiches Rennprogramm. Davey Jordan fuhr diesen 911 S für Vasek Polak Racing in der SCCA-Saison 1967. Der 911 S war eines der wenigen Modelle, die für den Rennsport legal in die USA importiert wurden. Er war mit dem “Rallye-Paket” und dem “Sport-Kit II” ausgestattet und verfügte über zahlreiche werksseitige Modifikationen, darunter einen Überrollbügel, Leichtbau und einen 100-Liter-Tank. 

Auch boten die verschiedenen Serienmodelle der Stuttgarter die Basis für verschiedene AutoArt-Modelle, deren Stammvater sicherlich der 356er von Janis Joplin war. So wurde ein 2001er Porsche Boxster von Robynn Sanders kunstvoll neu interpretiert, genau wie der 1974er Porsche 911 Carrera Targa „Safari“, der anläßlich der Porsche Classic Restoration Challenge 2022 spielerisch den Look der 1973er Safari-Werkswagen aufgreift und zu einer bunten 1970er Jahre-Hommage gewandelt hat. Der 2004er 911 des Künstlers Zio Ziegler hingegen gab seinem Werk ein kompliziertes Pattern-Kleid und hier, so der Künstler, schließt sich der Kreis: er sagt, dass er sich bei der Gestaltung dieses Fahrzeugs teilweise von dem bunt lackierten Porsche 356C SC der Sängerin Janis Joplin aus dem Jahr 1964 beeinflussen liess.

Eher kurios ist der 1984er Porsche 935 “K3V” von Bisimoto, der sich nun mit einem Tesla AC-Induktions-Elektromotor begnügen muss. Der rein elektrische Wagen ist dem Kremer-Porsche 935 K3 nachempfunden, der Ende der 1970er Jahre für die FIA-Rennklasse Gruppe 5 entwickelt wurde. Das Widebody-Kit ist jedoch daus originalen Kremer-Formen gefertigt wurde und auf einem 911-Fahrgestell von 1984 montiert. 

Ganz klassisch hingegen ist der Porsche 935 „Clubsport“, der 2020 eigens für das 70-jährige Jubiläum des Unternehmens aufgelegt wurde. Auch er wurde vom legendären 935 inspiriert, der in den späten 1970er und 80er Jahren die Klasse der Special Production Cars Group 5 dominierte. Dieses Exemplar nahm am Pike’s-Peak-Rennen 2020 mit dem amerikanischen Fahrer Jeff Zwart am Steuer teil.

Ein absoluter Klassiker dagegen ist der Porsche 904 GTS aus dem Jähr 1964, mit dem sich das Unternehmen nach dem Grand-Prix-Experiment mit dem 804 wieder ganz auf den Sportwagen-Rennsport konzentrierte. F.A. “Butzi” Porsche war für das Styling verantwortlich, bei dem zum ersten Mal Glasfaser für die Karosserie verwendet wurde. Der 904 war von seinem Debüt im Jahr 1963 bis 1965 bei FIA-Rennen sehr erfolgreich und läutete eine neue Ära des Porsche-Motorsports ein.

Tickets oder Informationen erhalten Sie über das Petersen Automotive Museum unter www.Petersen.org

Petersen Automotive Museum

6060 Wilshire Blvd. (bei Fairfax) in Los Angeles, 90036. 

Die Eintrittspreise betragen 19 $ für Erwachsene, 17 $ für Senioren und 12 $ für Kinder von 4 bis 17 Jahren. Aktives Militär mit Ausweis, persönliche Betreuer und Kinder unter vier Jahren haben freien Eintritt. 

Das Museum ist täglich von 10 bis 17 Uhr geöffnet. 

Weitere Informationen erhalten Sie unter der Telefonnummer 323-930-CARS

Fotos: Petersen Automotive Museum/Text: Rainer Roßbach