VW GX3 (2006)

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Kleine puristische dreirädrige Roadster finden von Zeit zu Zeit den Weg aus den Designstudios. Diese Fahrzeugspezies dient meist dazu ein kreatives Loch zu füllen. Auch wenn sich die Marketingabteilungen vor Begeisterung auf die Schenkel klopfen ob des sportlichen und unverfälschten Fahrerlebnisses: Der Weg der Studien führt immer direkt ins Werksarchiv, die Halbwertzeit des öffentlichen Interesses ist gering. So auch bei der Studie, die VW seinerzeit auf der Los Angeles Auto Show präsentierte.

Dass der GX3 ein völlig neuartiges Crossover aus Sportwagen und Motorrad für den US-amerikanischen Markt sein sollte – geschenkt. Dass der VW mit seinen drei Rädern und dem daraus resultierenden Design eine völlig neue Fahrdimension eröffnet – man hätte es nicht vermutet. Der GX3 sollte eine Synthese aus Motorrad und Sportwagen sein – und auch dieser Ansatz war nicht wirklich neu: Mercedes-Benz hatte ihn bei der „F300-Lifejet“-Studie 1997 bemüht, BMWs „Just 4/2“ von 1995 baute auf dieser Idee auf und Peugeot zeigte auf der IAA 2005 den Peugeot „20Cup“.

Aber hier gab es doch einen neuen Ton: VW sprach – und das war das eigentlich überraschende – von einem Verkaufspreis von 17.000 Dollar. Dazu wurde für das Vehikel ganz praktisch und nutzenorientiert argumentiert. Auch mit lediglich einer Person an Bord erlaubte die Konzeption des GX3 das Cruisen auf der in den USA typischen carpool lane (carpool lane: in vielen US-Großstädten eingesetzte Fahrspur, die u.a. Motorrädern, Hybridfahrzeugen, Fahrgemeinschaften und öffentlichen Transportmitteln vorbehalten ist) und bot damit einen klaren funktionalen Vorteil.

Der Roadster zeigte konzeptionell eine größere Nähe zum Motorrad als zum Automobil klassischer Bauart und hätte selbst die tägliche Fahrt zur Arbeit zum kleinen Trip in die Freiheit aufhübschen können. Ein 1,6-Liter-Motor mit 125 PS machte 152 Newtonmeter Drehmoment locker. Damit offerierte der 570 Kilogramm leichte Volkswagen ein Leistungsgewicht von 4,56 kg/PS und eine ganz eigene Dynamik: Nach nur 5,7 Sekunden war der GX3 100 km/h schnell, die mögliche Querbeschleunigung erreichte 1,25g. Dabei sollte der Verbrauch mit 5,2 l auf 100 km bescheiden bleiben.

Konzipiert wurde der GX3 von einer internationalen Gruppe junger Ingenieure, Designer, Produktions- und Vertriebsexperten in Kalifornien. Anfang 2005 nahm das Team seine Arbeit in den USA auf. Neben den in Deutschland entwickelten und in den USA angebotenen Modellen sollten künftig verstärkt ganz speziell auf die Belange der US-Kunden zugeschnittene Volkswagen entstehen. Für das Design des dreirädrigen zeichnete das Volkswagen Design Center in Santa Monica verantwortlich. 

Für das Designteam in Kalifornien stand die Entwicklung einer echten Fahrmaschine im Vordergrund. Inspiriert durch ein minimalistisches Design, wie es für Grand-Prix-Motorräder und Formel-1-Rennwagen typisch ist, sollte der GX3 ein sehr authentisches Gefühl vermitteln. Die stilistischen Einflüsse spiegelten sich im Exterieur unter anderem in einer exponierten Hinterrad-Einarmschwinge, einem mittig angeordneten Auspuff, freiliegenden Vorderrädern und einer silber-matten Lackierung wider. Im V-förmig gestalteten Frontbereich erscheint die Karosserie optisch zweigeteilt. Dieses Gestaltungsprinzip löst sich im Heckbereich hinter den Sitzen in den längs zur Fahrtrichtung angeordneten Überrollbügeln wieder auf. Goldfarben und schwarz eloxierte Achskomponenten und LED-Scheinwerfer waren gleichfalls vom Motorsport inspiriert. Die Heckpartie zeigt ein massives 18-Zoll-Hinterrad und einen Reifen der Größe 315/30 R18. Sachlich gibt sich der Innenraum. Das Interieur ist auf der Fahrerseite mit einem Fünfpunkt-Gurt, motorradähnlichen Rundinstrumenten und einem vom Golf GTI inspirierten Schalthebel aus Edelstahl ausgestattet.

Die konstruktive Basis besteht aus einem hochfesten und verwindungssteifen Space-Frame in Stahlbauweise. Die Verkleidungen des Space-Frame bestehen im In- und Exterieur-Bereich aus Fiberglas. Ein Kofferraum mit einem Volumen von 80 Litern befindet sich hinter den Sitzen.

Die Vorderräder mit Reifen der Dimension 215/45 R17 werden an einer Doppelquerlenkerachse geführt. Während die Vorderachse damit einem Automobil-Layout folgt, zeigt die Hinterachse Parallelen zu einem Motorrad: An der rechten Fahrzeugseite kommt eine Einarmschwinge zum Einsatz. Die Antriebskraft des Motors wird über ein Sechsgang-Getriebe und Kettenantrieb an das Hinterrad mit einem Reifen der Größe 315/30 R18 weitergeleitet.

Der GX3 hätte laut VW schnell als Serienversion realisiert werden können – am Ende waren es nur leere Wort

Fotos: Volkswagen AG/Text: Rainer Roßbach