Piper GTR (1969)

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Piper GTR, 1969

Die 1966 in England als Ford-Tuner gegründete Piper Car Company entwickelt bald eigene Rennwagen. 1967 entsteht ein Formel-3-Monoposto sowie ein GT-Prototyp, der von der englischen Rennszene interessiert aufgenommen wird und sich auch kommerziell behauptet. Es zeigt sich aber auch schnell, dass der Zweisitzer keine konstruktiven Reserven hat. Um der rennfahrenden Kundschaft etwas wirklich konkurrenzfähiges zu bieten, soll deshalb ein waschechter Le-Mans-Prototyp entstehen. Für dessen Entwicklung zeichnet der Konstrukteur Tony Hilder verantwortlich, der bei Bruce McLaren an der Entwicklung des CanAm-Zweisitzers M1A beteiligt war.

Hilders Layout für den „GTR“ ist – mit Zentralmonocoque, geschlossenem Cockpit und Mittelmotor – konsequent modern. Der extrem flache und sehr windschlüpfige Aufbau besteht aus Polyester, das innen mit einem Balsaholzkern verstärkt ist. Die zusammenlaminierten Einzelteile ergeben eine sehr steife und stabile Sicherheitszelle. An dieser sind vorne und hinten Gitterrohr-Hilfsrahmen angeschraubt, die die Radaufhängungen und die Antriebskomponenten aufnehmen. Das Chassis wiegt nur wenig über 600 Kilogramm und ist so ausgelegt, dass alle Ford Twin-cams, BMW Zweilitermotoren und auch BRM-Aggregate eingebaut werden können. Zwischen den vorderen Kotflügel befindet sich ein verstellbarer Spoiler, der nicht nur Abtrieb erzeugt, sondern auch die Aerodynamik verbessert. Windkanaltest am Modell ergeben einen für die Zeit sensationellen cW-Wert von 0,28.

Ursprünglich ist geplant 1969 in Le Mans mit einem Dreiliter sowie einem 1,3-Liter an den Start zu gehen. Fertig wird jedoch nur der kleine Vierzylinder, der von der Equipe Concorde für Tim Lalonde und John Burton gemeldet ist. Als das kleine Team an die Sarthe kommt, ist der GTR noch völlig ungetestet. Lalonde probiert zuerst und die Probleme werden offensichtlich: Die Luftzufuhr zu den Kühlern ist unzureichend, der Wagen überhitzt völlig. Positiv dagegen ist, dass der kleine Prototyp sowohl auf den Geraden wie auch in den Kurven exorbitant schnell ist.

Aus dem Einsatz wird aber trotzdem nichts. In der Mulsanne-Kurve verliert der GTR sein komplettes Heck, zudem gibt es Probleme mit der Homologation des 1300-ccm-Lotus-Twin-Cam-Motors. Der erste ist auch der letzte Einsatz, das Projekt wird beendet.

Piper GTR, 1969

Text/Fotos: Rainer Roßbach