Honda HSC Concept (2003)

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In den Sechzigern war das Kopieren europäischer und amerikanischer Industrieprodukte die Grundlage für den Aufstieg der japanischen Wirtschaftsmacht. Im Großen und Ganzen sind diese Zeiten vorbei. Hin und wieder aber fielen die fernöstlichen Designer reflexartig in dieses Verhalten zurück. So gab es 2003 – und durchaus verständlich – einen Fall von schwerer Verliebtheit in europäisches Design. Dieser seelische Ausnahmezustand – bei dem Objekt der Begierde handelte es sich um den “Enzo Ferrari” – und die Tatsache, dass das Ziel des Begehrens limitiert ist, verführte Hondas Designer wohl zum Plagiat. Die Karosserielinie und die Fahrerkabine des V6-Mittelmotorsportlers zeigten mehr als nur Verwandschaft mit dem Ferrari-Supersportwagen.

Um die Inspiration nicht allzu deutlich durchscheinen zu lassen, veränderte man die Front und das Heck des Pininfarina-Konzepts: Die Enzo-Formel 1-Nase wurde nach hinten verlegt und beim Heck entwickelte man ein neues Leuchtenlayout. Statt des filigranen Rücklichter-Designs des Ferrari war das des Honda mit intensiv leuchtenden LEDs ausgestattet, die durch ihr 3D-Design und das schnellere Ansprechen die Information schneller an nachfolgende Fahrer weitergeben sollten. Eine CCD-Rückblickkamera verschaffte dem Fahrer einen besseren Überblick über die Heckpartie.

Ein mittig platzierter leichter, kompakter V6-Motor war auf hohe Effizienz und eine Leistung von über 300 PS ausgelegt. Neben einem Wahlschalter konnte der Gangwechsel im HSC über eine sportlich ausgelegte Paddle-Schaltung erfolgen.

Im sportlich gezeichneten Innenraum zeigte das Cockpit-Design eine Farb- und Materialskala, die von schwarz und Karbonblau bis zu farbigem Aluminium, glänzendem Aluminium und Nubukleder reichte. Die Anzeigen waren übereinander angeordnet, um dem Fahrer zwei Informationen gleichzeitig und kompakt an einer Stelle zu liefern.

Damals brauchten die Japaner für den aktuelle und, zumindest in Europa, wenig erfolgreichen NSX einen Nachfolger. Nachdem es bei nicht wenigen Besitzern des japanischen Mittelmotor-Sportwagens üblich war, Ferarri-Aufkleber am Auto zu befestigen, war eine sich eng am italienischen Vorbild orientierende Neuschöpfung möglicherweise der richtige Weg gewesen.

Fotos: Honda/Text: Rainer Roßbach