Lamborghini Bravo (1974)

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Der Bravo ist wohl der schönste Lamborghini, der nie gebaut wurde. Seine Rolle sollte die eines agileren und leichteren Urraco sein. Dieser, 1974 vorgestellt und in Serie gegangen, war mit wenig Fortüne gestartet, weil das 2+2-Konzept des Mittelmotorsportwagens bei der Kundschaft wenig Anklang fand. Lamborghini überliess Bertone einen Drei-Liter-V8 mit 300 PS sowie ein Urraco-Fahrgestell, das die Basis für das neue Design bilden sollte. Chefdesigner Marcello Gandini machte sich daran, einen neuen Sportwagen zu zeichnen. Er entfernet die Rücksitze und verkürzte das Fahrgestell um 200 Millimeter. Auch war vorgesehen, die neuen Pirelli-P7-Reifen zu verwenden, die aufgrund ihrer Breite  eine Verbreiterung der Spur um 100 Millimeter notwendig machten.

Schon 1971 war der Miura-Nachfolger Countach in Produktion gegangen und der Dreiliter-V8 sollte die Modellpalette nach unten abrunden. Also ist der Bravo eine Weiterentwicklung der Linie des des Countach. Die große Windschutzscheibe neigt sich im gleichen Winkel wie die Motorhaube, die A-Säule ist extrem dünn und die Scheibe verklebt. Lamellenverkleidungen bedecken sowohl die Vorder- wie auch die Rückseite und dienen der Belüftung von Motor und Kühler. Ein kleiner Kofferraum befindet hinter dem Motor platziert. Gandini Geschick vereint klare und wohl proportionierten Formen in einer perfektem Beziehung von Gesamtvolumen, Radstand und Überhängen. 

Auch das Interieur ist reduziert auf einfache Formen. Die Instrumente sind auf einer Blende aus gebürstetem Aluminium platziert, die Sitze mit Alcantara bezogen – einem damals neuen Gewebe, das bis dahin nur im Lancia Stratos HF verwendet wurde. Der Schwerpunkt des Gestühls liegt so niedrig, dass Fahrer und Beifahrer nahezu liegend untergebracht sind. Das wird aber nicht mit schlechter Sicht erkauft, eben weil die Fensterflächen besonders groß und die A-Säule besonders dünn ausgeführt sind.

Im Oktober 1974 wird das Bravo-Konzept auf dem Turiner Salon vorgestellt. Der funktionstüchtige Prototyp kann von der Presse ausgiebig getestet werden und löst aufgrund seiner kompakten Abmessungen und seiner Agilität Begeisterung aus. Am Ende aber ist kein Geld da für die Entwicklung und Herstellung des Bravo. Stattdessen wird der Urraco bis 1979 produziert und dann von Silhouette und Jalpa ersetzt. 

Fotos/Text: Rainer Roßbach