Lamborghini Marzal (1967)

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1967 glänzt die Carrozzeria Bertone auf dem Genfer Salon mit einem avantgardistischen viertürigen Mittelmotorcoupé. Marcello Gandini, damals Chefstylist beim traditionsreichen italienischen Automobilgestalter, hat einen Flügeltürer mit überaus großzügiger Verglasung entworfen. Leitmotiv des Designs ist das Hexagon: Sowohl Heckabdeckung als auch die Frontmaske zeigen sechseckige Formen und auch im Innenraum, namentlich am Instrumenträger, findet sich das gleiche Muster in immer neuen Variationen.

Der Lamborghini TP200 Marzal baut auf dem Miura-Chassis auf, das hier als Basis für einen vollwertigen Viersitzer zu dienen hat. Dazu braucht es einen kompakten Antrieb, weshalb der damalige Lamborghini-Motorenmann Giampaolo Dallara den von Giotto Bizzarini entworfenen V12 aus dem zweisitzigen Sportwagen halbiert. Der so entstandene 60 Grad-V6 mit 1965 Kubikzentimetern Hubraum weist eine Verdichtung von 9,2:1 auf und entwickelt seine maximale Leistung von 175 PS bei 6800 Umdrehungen pro Minute. Die Gemischaufbereitung übernehmen drei Weber-Doppelvergaser. Wie beim Miura ist der Motor quer eingebaut. Die Scheibenbremsen stammen wie bei allen damaligen Wagen aus Sant’Agata von Girling. Das Chassis ist verstärkt, um die schweren gläsernen und oben angeschlagenen Flügeltüren aufzunehmen.

Obwohl er ein Einzelstück ist, ist der Marzal voll funktionsfähig. Davon konnten sich die Besucher des Grand Prix von Monte Carlo 1967 überzeugen, als Prinz Rainier von Monaco den Sechszylinder vor dem Formel-1-Rennen um den Kurs pilotiert. Bei Lamborghini freut man sich über die großartige Resonanz, aber für eine Serienproduktion ist der Marzal zu extrem. Die gewonnenen Erkenntnisse fliessen dann in den großartigen Espada ein, der bis heute zu Recht als eines der gelungensten und funktionalsten viersitzigen Luxuscoupés gilt.

Fotos/Text: Rainer Roßbach