Lamborghini Urraco (1970)

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Der kompakte Viersitzer debütierte Ende Oktober 1970 auf dem Turiner Autosalon. Der 2+2 mit Mittelmotor hat leider, genauso wie der Bertone-Ferrari Dino 308 GT 4 von 1974, nie die Anerkennung gefunden, die er verdient gehabt hätte. Denn das Modell überraschte von Anfang an durch die Einführung innovativer technischen Lösungen, für die Paolo Stanzani, damals technischer Leiter bei Lamborghini, maßgeblich verantwortlich war. Beim Design nahm der Schöpfer des Countach und Chefdesigner bei der Carrozzeria Bertone, Marcello Gandini, wesentlichen Einfluß.

Völlig neu etwa war der mit einer Einzelnockenwelle pro Zylinderreihe ausgestattete V8-Motor des Urraco, der mit 2,5 Litern Hubraum und einer Leistung von 220 PS bei 7.800 U/min für eine Höchstgeschwindigkeit von 245 km/h sorgte. Prägend für seine Technik war der Einsatz eines „Heron-Kopfes“, bei dem der Brennraum vollständig im Kolbenboden liegt und der Zylinderkopf innen komplett eben ist. Mit dieser Lösung ließ sich ohne Mehrkosten ein höheres Verdichtungsverhältnis erreichen. Eine weitere Neuheit für Lamborghini waren die vier Weber-Doppelvergaser vom Typ 40 IDF1.

Innovativ war auch das Layout des Fahrwerks mit unabhängigen Aufhängungen und MacPherson-Federbeinen an allen vier Rädern, eine Lösung, die erstmals in dieser Form im Automobilbereich eingesetzt wurde.

Wirtschaftlich wichtig war, dass für die Produktion schon von den ersten Projektphasen an weit weniger handwerkliche Schritte vorgesehen waren, als dies bei anderen Lamborghini Modellen der Fall war. Grund dafür war der Wunsch Ferruccio Lamborghinis, die Fahrzeugproduktion auszuweiten und die Produkte der Sportwagenmanufaktur einem breiteren Publikum zugänglich zu machen.

Bei einer Länge von nur 4,25 Metern besticht der Urraco durch die innovative Gestaltung des Innenraumes, die Form des Armaturenbretts, die Position der Instrumente und das schüsselförmige Lenkrad.

Das als Urraco P250 vorgestellte Coupé wurde von 1970 bis 1976 produziert. Das „P“ steht für „posteriore“, also die hintere Position des Motors, und 250 für den Hubraum (2,5 Liter). Auf dem Turiner Autosalon 1974 wurde speziell für den italienischen Markt der Urraco in der Version P200 mit kleinerem Hubraum (1994 cm³, 182 PS) präsentiert, der von 1975 bis 1977 produziert wurde. Die Version P300 (2996 cm³, 265 PS) wurde 1974 präsentiert und von 1975 bis 1979 produziert.

Vom P250 Urraco wurden von 1970 bis1976 520 Exemplare gebaut, vom Zweiliter P200 Urraco entstanden von 1974 bis 1977 66 Stück und von der finalen Dreiliter-Version P300 Urraco (1975 bis 1979) verließen 190 Stück die Werkshallen.

Fotos: Lamborghini/Text: Rainer Roßbach