Porsche 911 GT3 R rennsport

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Die Zuffenhauser zeigen bei der 2023er Ausgabe der Rennsport Reunion auf dem  Raceway Laguna Seca ein neues Sammlerstück: Der bis zu 620 PS starke 911 GT3 R rennsport basiert auf dem neuen 911 GT3 R und geht über Limitierungen von Motorsport-Reglements hinaus. Zu den Besonderheiten der auf 77 Exemplare limitierten Edition gehört eine neu gestaltete Karosserie. Wesentliche Performance-Teile des GT3-Ausgangsmodells für besseren Luftwiderstand und aerodynamischen Abtrieb bleiben weitgehend unangetastet, werden aber visuell neu interpretiert.

Die Porsche-Designer Grant Larson und Thorsten Klein haben die Karbonhülle neu geformt. Sie ist nun etwas breiter und in der Länge optisch gestreckt, zudem liegt sie tiefer. Fronthaube und das Dach stammen vom Standard-GT3 R, genau wie Geometrie des Fahrzeugbugs mit seinen Kühllufteinlässen und -führungen. Alle anderen Karosserie-Elemente wurden verändert. Optische Akzente setzten die Designer im Bereich der seitlichen Finnen und Flics. Sie werden nun von einer Wange eingerahmt, die gegen Beschädigungen schützt. Zu- und Abluftflussöffnungen der vorderen Radhäuser zeigen gleichfalls eine neue Optik. Konventionelle Außenspiegel sind durch digitale Einheiten ersetzt. 

Dominierendes Element am Heck ist eine mächtiger Flügel, der mit seiner Form den des Brumos-Porsche 935/77 zitiert, mit dem 1978 das Team Peter Gregg/Toine Hezemans/Rolf Stommelen den Gesamtsieg bei den 24 Stunden von Daytona holten. Zur Entlastung der horizontalen Elemente erhält er zwei zusätzliche Vertikalabstützungen. Eine LED-Lichtleiste illuminiert den Porsche-Schriftzug. Die weitgehend offen gehaltene Heckschürze verzichtet aus Gewichtsgründen auf Gitterabdeckungen und Verkleidungen und gewährt freie Sicht auf die dahinter liegende Technik.

Im überarbeiteten Interieur sind die Monitore der beiden seitlichen Außenkameras links und rechts untergebracht. Spezielle Grafiken für den Startbildschirm des zentralen Displays und die Numerierungs-Plakette auf dem Armaturenträger zitieren die Formen des Editionsmodells. Alle Sicherheitseinrichtungen entsprechen geltenden FIA-Standards. Die besonders steife Käfigkonstruktion erlaubt lediglich den Einbau des Fahrersitzes. Die 18-Zoll-Felgen von BBS zeigen ein spezielles „rennsport“-Design und sind in Dark Silver-Metallic lackiert. Die Auswahl an Lackierungen orientiert sich an klassischen Motorsportfarben. Als Konterpart zu Sicht-Karbonflächen gibt es etwa das „Flacht Design“, dass sich auf den Ortsteil innerhalb des Porsche-Entwicklungszentrums Weissach bezieht, auf dem die Motorsportabteilung liegt. 

Gegenüber dem 911 GT3 R der Generation 992 setzt sich das Editionsmodell souverän über die Auflagen einer Motorsporthomologation oder einer „Balance of Performance“ (BoP) hinweg.  Der bis 9.400/min hochdrehende, 4,2 Liter große Sechszylinder-Boxer profitiert davon: Er erreicht ein Leistungszmaximum von bis zu 620 PS, was einer Literleistung von bis zu 148 PS pro Liter Hubraum entspricht. Damit ist er deutlich stärker als das Ausgangsaggregat, das im 911 GT3 R je nach BoP-Einstufung bis zu 565 PS leistet. Der wassergekühlte Vierventiler mit Benzindirekteinspritzung wurde auf den Betrieb mit E25-Kraftstoffen ausgelegt. Die speziell entwickelten Kolben und Nockenwellen ermöglichen die Steigerung der Leistung speziell im Betrieb mit E25 Kraftstoffen.  

Das Sechsgang-Klauengetriebe entstammt mit nur geringen Änderungen dem 911 GT3 R. Gangwechsel erfolgen über Lenkradwippen, die eine elektronische Schaltwalzenaktuatorik steuern. Eine so genannte Daytona-Abstimmung ermöglicht bei einer Motordrehzahl von 9.000/min eine rund 20 km/h höhere Höchstgeschwindigkeit als die von der FIA homologierte Übersetzungsvariante des GT3 R. 

Das Fahrwerk entspricht dem GT3-Rennwagen. An der Vorderachse übernimmt ein Doppelquerlenker-Layout die Führung der Räder, an der Hinterachse versieht eine Mehrlenkerkonstruktion den Dienst. Die fünffach verstellbaren Rennsport-Stoßdämpfer besitzen eine Blow-off-Funktion. Der 911 GT3 R rennsport kommt mit einem spezifischen Basis-Setup – weitere Anpassungen können über sogenannte Shims vorgenommen werden. Sie ermöglichen Feinjustierungen ohne aufwändiges Vermessen des Fahrwerks. 

Die Aluminium-Monoblock-Rennbremsanlage hat Bremsbeläge mit Titanträgerplatten. Diese reduzieren die ungefederten Massen insgesamt um etwa ein Kilogramm. Auch der neue FT3.5-Sicherheitstank mit 117 Litern Fassungsvermögen dient der Gewichtseinsparung: Er wiegt ebenfalls ein Kilogramm weniger. Eine Klimaanlage entfällt. Insgesamt peilen die Entwickler ein Leergewicht von 1.240 Kilogramm an, was einem Leistungsgewicht von 2,0 kg/PS entspricht. 

Porsche Motorsport bietet die 77 Exemplare für 951.000 Euro zuzüglich Steuer an.

Fotos: Porsche/Text: Rainer Roßbach