Disco Volante Touring (2012)

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Die traditionsreiche „Carrozzeria Touring“, berühmt vor allem durch ausgefeiltes aerodynamisches Design auf dem patentierten „Superleggera“-Rohrrahmen, feierte mit dem Disco Volante eine überlebensgroße Rennsport-Ikone. 1952 entsteht in den Mailänder Werkstätten des Karosseriebauers der Alfa Romeo „Disco Volante“, auf Deutsch „Fliegende Untertasse“, als Coupé und als Spider. Die Basis besteht aus einer abgeflachten, ovalen Form, die die Räder halb abdeckt und auf der ein sich tropfenförmig verjüngendes Cockpit sitzt. Typisch sind auch die beiden runden Heckleuchten, die die spitz zulaufenden Kotflügel-Enden anschließen. Die Technik stammt vom 1900 C, aufgewertet durch ein Aluminium-Kurbelgehäuse, einen besonders leichten Rohrrahmen sowie der aerodynamisch besonders effizienten Karosserie. In den Ergebnislisten taucht der „Disco Volante“ selten auf. Der größte Erfolg ist ein zweiter Platz bei der Mille Miglia im Jahr 1953. Das schmälert den Ruhm des extremen und schönen Italieners aber in keiner Weise.

Zum sechzigsten Geburtstag des emblematischen Alfa zeigt die „Carrozzeria Touring“ eine Neuinterpretation, die nicht so radikal wie das Original ist. Aber es ist magisches Retrodesign, das nostalgisch und gleichzeitig modern wirkt. Elegant werden typische Elemente des Vorbilds wie die Chromleiste oberhalb des Radlaufs, der gerade abgeschnittene vordere Radausschnitt, das zurückgesetzte Cockpit und die runden Heckleuchten arrangiert. Mit Versatzstücken modernen Sportwagendesigns wie etwa subtil gearbeitetem Frontspoiler, dem geradlinigen Heckdiffusor und der raffinierten Grafik der Lampen entsteht eine Form, die die Uniformität moderner „Supersportwagen“ à la McLaren oder Koeniggsegg banal aussehen lässt. Ganz traditionell wird die betörend schöne Karosserie aus Alublechen gehämmert und gleichzeitig mit modenem Carbon verfeinert.

Technisch setzt Touring auf die Komponenten des nicht mehr gebauten Alfa Romeo 8C Competizione mit Maserati-4,7-Liter-V8 und 450 PS, der mit seinem leichten und steifen Chassis zur Philosophie des „Superleggera“ passt. Zwecks agilem Fahrverhalten beträgt die Gewichtsverteilung zwischen Vorder- und Hinterachse 49 zu 51 Prozent: Der Motor ist weit zurück eingebaut, das Getriebe befindet sich an der angetriebenen Hinterachse. Dessen sechs Gänge werden per Paddle-Shift gewechselt, dazu gibt es ein Sperrdifferenzial und belüftete Scheibenbremsen mit einem großem Durchmesser.

In kleiner Anzahl arbeitete Touring die angelieferten Alfa Romeo 8C Competizione um. 4000 Stunden dauerte die Prozedur und war frühestens acht Monate nach Erhalt des Spenderfahrzeugs abgeschlossen.

Fotos/Text: Rainer Roßbach